Ende einer Posse: Eriksson sagt ab!
Nach einem Treffen in London bat der Schwede um Bedenkzeit – und entschied sich dann gegen 1860. Alexander Schmidt ist der einzige Gewinner dieser Absage.
Belek - „Der Aufsichtsrat ist einverstanden, dass Sven-Göran Eriksson zum Trainerteam dazustößt. Alexander Schmidt wird jedoch Trainer bleiben. Die beiden bilden ein Trainer-Duo.“ Mit diesem Satz verkündete 1860-Aufsichtsratschef Otto Steiner am Dienstag in der Früh die bevorstehende Installierung des schwedischen Startrainers bei den Löwen. Nun, die Löwen-Granden haben sich umsonst gestritten, die Marathon-Sitzung hätte es gar nicht gebraucht. „Sven-Göran Eriksson hat uns nach reiflicher Überlegung mitgeteilt, dass er unser Angebot nicht annehmen wird“, erklärte Geschäftsführer Robert Schäfer am Freitag in Belek.
Nach dem Löwen-Hammer folgt der Löwen-Blues: Eriksson sagt 1860 ab! Und die Löwen stehen wieder blöd da.
Das berühmte Sprichwort von den speibenden Pferden, die Löwen hat es getroffen. Ja, ist das denn zu fassen?
„Ich habe mich am Mittwoch Nachmittag in London mit Eriksson getroffen, ihm unser Angebot mitgeteilt und mit ihm verschiedene Modelle besprochen, wie er und Schmidt gemeinsam arbeiten könnten“, sagte Schäfer. Eriksson hätte sich zunächst eine Nacht Bedenkzeit erbeten, am Donnerstagmorgen hätte er um weitere Zeit zum Nachdenken gebeten. Tatsächlich war Eriksson am Mittwoch bei einer Gala des englischen Fußballverbandes FA in London. „Am frühen Donnerstag Abend hat er mich dann angerufen und mitgeteilt, dass er unser Angebot nicht annehmen werde“, so Schäfer.
Grund sei nicht die Tatsache gewesen, dass Eriksson bei 1860 nur Teil eines Trainerteams hätte sein sollen. Auch am Geld soll die Zusammenarbeit mit dem früheren englischen Nationaltrainer nicht gescheitert sein. „Herr Eriksson hat vor allem sportliche Gründe angeführt. Er meinte, dass die Mannschaft große Fortschritte gemacht habe seit Alex Schmidt das Team übernommen hat und er nicht genau wüsste, wie er uns jetzt genau weiterhelfen könnte. Außerdem wolle er keine Unruhe in das Team bringen durch sein Kommen“, sagte Schäfer – und versicherte: „Ich habe alles gegeben bei den Verhandlungen.“
Auch Investor Hasan Ismaik, der Eriksson unbedingt installieren wollte und Anfang Januar offen mit einem Bruch der Partnerschaft gedroht und sogar schon den erst im Mai beschlossenen Dreijahresplan aufgekündigt hatte, hätte Eriksson nicht mehr umstimmen können. „Eriksson hat sich bei mir für das offene und interessante Gespräch bedankt. Doch er meinte auch, es sei viel passiert seit November, als er zum ersten Mal in der Allianz Arena war“, so Schäfer. Stimmt: Die Löwen wären an der Causa Eriksson fast zerbrochen, gleich nach der Aufsichtsratssitzung vom Montag sind Intrigen gegen Präsident Dieter Schneider im Gange, die durchaus als Putschversuch verstanden werden können. „Ich werde depositioniert", sagte Schneider am Donnerstag in Belek.
Eriksson wird diesen Konflikt nicht mehr direkt mit erleben, der 64-Jährige bleibt vorerst im Vorruhestand.
Der einzige Gewinner der neuesten Wendung dürfte Schmidt sein. Der bleibt nun, wie Schäfer am Freitag dem Coach und der Mannschaft mitteilte, im Amt – alleinverantwortlich. Dem habe auch Ismaik zugestimmt. Der Investor habe die Nachricht „gefasst“ aufgenommen.
Die zugesagten Gelder für den Dreijahresplan – 13 Millionen Euro bis 2015 – sollen weiter fließen. Schäfer: „Hasan hat mir mitgeteilt, dass es aus seiner Sicht einfacher und sinnvoller gewesen wäre, die ganze Sache schon im November durchzuziehen. Vor dem ganzen Hickhack.“
Man hätte sich all die Sitzungen und Krisengipfel einfach sparen können.