Einmal Löwe, immer Löwe? „Am Ende geht’s um Kosten“
Felhi, Rakic, Hoffmann und Co. möchten gerne beim TSV 1860 bleiben. Doch Sportchef Miki Stevic will nicht alle Wünsche erfüllen.
MÜNCHEN Eigentlich könnten sich Miki Stevic, Ewald Lienen und Manfred Stoffers schon vor dem Spiel am Sonntag in Düsseldorf (13.30 Uhr, Liveticker bei abendzeitung.de) selbst auf die Schulter klopfen. Obwohl die Löwen den Aufstieg in dieser Saison längst verspielt haben, obwohl die Stimmung an der Grünwalder Straße zwischenzeitlich alles andere als rosig war, obwohl 1860 sicher nicht die höchsten Gehälter der Liga zahlt – die Spieler scheinen sich beim TSV rundum wohl zu fühlen.
So sehr, dass sie gar nicht mehr weg wollen. Welchen Spieler mit auslaufenden Verträgen man dieser Tage auch fragt: Alle können sich einen Verbleib bei den Löwen vorstellen. Und mehr noch: Der ausgeliehene Abwehrboss Radhouene Felhi überraschte Anfang der Woche mit der Aussage, sich zur Not selbst herauszukaufen aus seinem Vertrag bei Etoile du Sahel. Leih-Stürmer Djordje Rakic würde eher seinen Vertrag brechen, als zu Red Bull Salzburg zurückzukehren. Sturmtalent Peniel Mlapa will lieber bei 1860 bleiben, statt zu Neapel in Italiens Topliga Serie A zu wechseln. Und auch Abwehrroutinier Torben Hoffmann würde sich gerne noch ein Jahr auf die Ersatzbank setzen, wenn die Löwen nochmal seinen Vertrag verlängern.
Löwen-Sportdirektor, -Trainer und -Geschäftsführer scheinen etwas geschafft zu haben, was nach dem Radikal-Umbau des Kaders im Sommer, als insgesamt 15 neue Spieler aus neun Nationen integriert werden mussten, noch undenkbar schien: Sie scheinen den Kickern eine Art 1860-Gen implantiert zu haben. Aus den Legionären scheinen echte Löwen geworden zu sein.
Doch ganz Recht scheint das den Bossen komischerweise gar nicht zu sein.
„Es freut mich, dass Felhi, Pappas, Rakic und auch Lovin und Ignjovski sich so wohl bei uns fühlen, dass sie Deutsch gelernt haben und bei uns bleiben wollen“, sagt Sportdirektor Miroslav Stevic. Dann jedoch fügt er hinzu: „Aber das heißt noch lange nicht, dass alle Wünsche Wirklichkeit werden.“ Auch Boss Manfred Stoffers wirkt skeptisch. „Solche Äußerungen und Wünsche der Spieler sind natürlich ein Kompliment für den Verein, aber bedauerlicherweise ist das Fußballgeschäft knallhart. Um Sympathie geht es hier leider nicht, am Ende entscheidet immer nur die Kosten-Nutzen-Relation“, sagt er. Und zwar für beide Seiten. „Die Zeiten, in denen Spieler zehn Jahre bei einem Verein bleiben, sind längst vorbei“, glaubt Trainer Ewald Lienen.
Sind die Treueschwüre der Profis also reines Kalkül? Stevic möchte offenbar genau das herausfinden: „Wenn ein Spieler unbedingt bei uns bleiben möchte, dann muss er auch bereit sein, vielleicht ein oder zwei Schritte zurückgehen.“ Sprich: Mit Gehaltseinbußen leben.
Filippo Cataldo