Eine Ursachen-Analyse der AZ zum Rückschlag des TSV 1860

Beim 1:3 gegen Mannheim sieht Trainer Köllner "die schlechteste Leistung in der Saison" seiner Sechzger. Katastrophale Abwehr-Patzer, Staudes Fehlschuss, sogar der Wind? Eine Ursachen-Analyse der AZ.
von  Matthias Eicher
Vier Löwen, ein und dieselbe Gefühlslage bei der 1:3 Pleite gegen Mannheim (v.l.): Phillipp Steinhart, Stephan Salger, Dennis Dressel und Semi Belkahia, niedergeschlagen nach einem der drei Gegentore.
Vier Löwen, ein und dieselbe Gefühlslage bei der 1:3 Pleite gegen Mannheim (v.l.): Phillipp Steinhart, Stephan Salger, Dennis Dressel und Semi Belkahia, niedergeschlagen nach einem der drei Gegentore. © sampics/Augenklick

München - Gesenkte Köpfe. Gesten der Resignation. Frust, überall nur Frust. Dieser Auftritt der Löwen, er hatte etwas Geschichtsträchtiges - zumindest in der Ära Michael Köllner: Seine Elf agierte wahrlich historisch schlecht.

Diese erste Halbzeit im 1:3-Heimdebakel des TSV 1860 gegen den Waldhof Mannheim wird vielen Sechzgern wohl noch länger tief in den Knochen stecken. Da gewinnen sie zwei Spiele voller Offensivpower - und dann legen Abwehrchef Stephan Salger & Co. so einen Auftritt hin: defensiv völlig indisponiert, kaum Entlastung durch das lahmgelegte Offensivspiel.

Pleite gegen Mannheim: Köllner machte den Wind mitschuldig

Und wenn die Sechzger mal ein Durchkommen fanden, trafen sie die falschen Entscheidungen. Kein Wunder, dass die Waldhöfer die Sechzger überrollten.

"Wir hatten uns nach den beiden Siegen zuletzt viel vorgenommen, wollten zu Hause nochmals nachlegen", erklärte Chefcoach Köllner nach der völlig verdienten Pleite auf Giesings spärlich gefüllten Höhen und erkannte selbst, dass diese guten Vorsätze ganz und gar nicht mit Taten unterfüttert wurden - im Gegenteil: "In der ersten Halbzeit waren wir nicht auf dem Platz. Das war unsere schlechteste Leistung in der Saison." Treffend analysiert!

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Giesinger Gegenwind: Köllner kam doch glatt auf die verwegene Idee, die Wetterlage für den denkbar schwachen Auftritt verantwortlich zu machen.

Sechzigs Halbzeit zum Vergessen sei "sicherlich begünstigt durch den Wind" gewesen, sagte der 51-Jährige allen Ernstes. Tatsächlich peitschte die Kälte an diesem verschneiten und verregneten Abend gehörig über das Grünwalder. Richtig ist auch, dass die Sechzger zuerst gegen - und erst nach dem Seitenwechsel mit - dem Wind kickten. Doch als Erklärung für den Klassenunterschied vor der Pause ist das, um im Bilde von Wind und Wetter zu bleiben, sehr dünnes Eis.

TSV 1860 leistet sich mehrere Abwehr-Patzer

Die windige Abwehr: Routinier Stephan Salger und Youngster Semi Belkahia haben Seite an Seite schon überragende Auftritte hingelegt in der Dritten Liga. Zum Leidwesen der Löwen gehören diese offensichtlich der Vergangenheit der Vorsaison an. Köllners Fazit: "Wir haben den Gegner förmlich zu Torgelegenheiten eingeladen." Bezeichnend, dass der 0:2-Rückstand laut Köllner "noch glücklich" gewesen ist.

Gerade Belkahia wackelt seit Wochen bedenklich. "Wenn du einen Spieler in der Halbzeit auswechselst, war seine Leistung sicher nicht gut", gab Köllner über dessen vorzeitigen Feierabend zu, verwies aber auch auf die Waldhof-Innenverteidiger: Diese hätten nach der Pause das ein oder andere Mal gepatzt. Was nicht falsch ist, schließlich agierte 1860 nach der Pause immerhin drittligatauglich und kam zum 1:2. Es ist aber auch keine Erklärung für Belkahias böse Blackouts.

Warum trat ausgerechnet Keanu Staude zum Elfmeter an?

Das Herauswinden der Führungs-Löwen: Wohl viele Fans trauten ihren Augen kaum, dass ausgerechnet Joker Keanu Staude sich den Ball schnappte, um beim Stande von 1:2 zum Strafstoß anzutreten.

Die AZ fragte: Wieso denn das, Herr Köllner? "Staude hat sich den Ball genommen. Das war im Vorfeld so nicht abgesprochen", klärte der Coach auf und lobte den Ex-Bielefelder dann dafür, "Verantwortung übernehmen" zu wollen.

Fragt sich nur: Weshalb einen Spieler schießen lassen, der bei 1860 sein Können bisher kaum unter Beweis stellen konnte und folglich gewiss nicht vor Selbstvertrauen strotzt? Köllner dazu: "Die anderen haben es zugelassen." Kapitän Sascha Mölders und Linksverteidiger Phillipp Steinhart dürfen sich angesprochen fühlen. Letzterer hatte zuletzt zwar vom Punkt vergeben, doch hier wäre das etatmäßige Elfer-Duo gefragt gewesen. Der Coach hätte es aber auch zu seiner eigenen Chefsache erklären können. So aber wirkte es an diesem Abend voller Frust und Frost, als hätten sie sich alle herausgewunden.

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