Eine Abfindung für Ziffzer?

„Wenn wir uns nicht einigen, werden wir uns vor Gericht treffen", so Ziffzer. Das Präsidium aber will sich trotz der Kündigung des Geschäftsführers mit ihn außergerichtlich einigen.
von  Abendzeitung
Stefan Ziffzer übte harsche Kritik an Präsident Albrecht von Linde und musste dafür seinen Platz als Geschäftsführer bei den Löwen räumen.
Stefan Ziffzer übte harsche Kritik an Präsident Albrecht von Linde und musste dafür seinen Platz als Geschäftsführer bei den Löwen räumen. © Oliver Griss

MÜNCHEN - „Wenn wir uns nicht einigen, werden wir uns vor Gericht treffen", so Ziffzer. Das Präsidium aber will sich trotz der Kündigung des Geschäftsführers mit ihn außergerichtlich einigen.

Fast sehnsüchtig warten die Fans täglich auf neue Stars an der Grünwalder Straße: Doch mehr als Gerüchte um Ex-Torjäger Benny Lauth (Hannover 96) – oder den bei Borussia Dortmund ausgemusterten 36-jährigen Ex-Nationalspieler Christian Wörns gibt es nicht. Weil die klammen Löwen ihr Geld für die Abfindung von Ex-Geschäftsführer Stefan Ziffzer benötigen?

Zumindest sagt Ziffzer jetzt gegenüber der AZ: „Der neue Präsident Rainer Beeck hat mir zugesichert, dass wir uns außergerichtlich einigen. Ich will, dass die fristlose Kündigung zurückgenommen wird. Die Entscheidung fällt nächste Woche."

Es geht um viel Geld

Heißt: Die Löwen wollen – obwohl Ziffzer von Ex-Präsident Albrecht von Linde fristlos gekündigt wurde, nachdem er den Vereinsboss beleidigt hatte („Dieser Präsident ist eine Schande für 1860 – der Fisch stinkt immer vom Kopf") – dem Ex-Geschäftsführer eine Abfindung zahlen. Um den öffentlichkeitswirksamen Gang zum Arbeitsgericht zu verhindern? Ziffzer sagt: „Wenn wir uns nicht einigen, werden wir uns vor Gericht treffen." Es geht um viel Geld. Ziffzer hat bei den Löwen noch einen Vertrag bis zum 30. Juni 2010 – und der ist gut dotiert. Geschätzte 250000 Euro verdient Ziffzer pro Jahr plus Erfolgsprämien im kleinen sechsstelligen Bereich.

Machen Ziffzers Forderungen 1860 auf dem Transfermarkt handlungsunfähig? Am liebsten würde der Ex-Geschäftsführer auf beides verzichten, und seine Arbeitskraft dem Verein wieder zur Verfügung stellen. „Ich hänge an 1860", versichert Ziffzer der AZ, „ich würde sehr gerne zurückkehren zu 1860. Ich gehe auch davon aus, dass das klappt."

Keine Chance auf eine Ziffzer-Rückkehr

Ist Ziffzer berechnend – oder will er sein Aus bei 1860 immer noch nicht wahrhaben? Christian Ude, Aufsichtsrat bei den Löwen, sieht jedenfalls keine Chance auf eine Ziffzer-Rückkehr. Zu „München tv." sagte der OB: „Ziffzer fühlte sich als Nebenpräsident. Aber im Fußball gibt es Regeln und gelbe Karten, die er sechs Mal gesehen hat. Wenn Du dann die Rote Karte siehst, musst du halt das Feld verlassen." Auch Stefan Reuter, inzwischen alleiniger Geschäftsführer beim TSV 1860, stellt sich gegen eine Ziffzer-Rückkehr. „Er hat mich enttäuscht", sagte der Weltmeister von 1990.

Das Verhältnis zu Ziffzer ist inzwischen abgekühlt, und zwar so weit, dass sich beide nichts mehr zu sagen haben – wie bei einem Golfturnier von TV-Sender „Premiere" letzte Woche auf der Ferieninsel Mallorca. Ziffzer leicht irritiert: „Das ist schon alles sehr merkwürdig. Bis zu meiner Entlassung konnten wir gut miteinander – warum er mich jetzt nicht mehr kennt, ist mir schleierhaft. Aber da soll sich jeder selbst sein Bild machen."

Dass es ohne ihn besser läuft, habe Ziffzer zumindest nicht festgestellt: „Mir ist keine Entwicklung bekannt. Aber es ist Ruhe im Verein, das ist ja schon mal nicht schlecht."

Oliver Griss

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