Einblicke ins NLZ des TSV 1860: Hier fördern die Löwen den Top-Nachwuchs

München – Bereits eine halbe Stunde vor Trainingsbeginn kommen die ersten Junglöwen auf den Platz und spielen sich die Bälle zu. Ob das immer so ist? "Ja, die haben Bock", antwortet U12-Cheftrainer Wolfgang Bals, als die AZ an der Grünwalder Straße vorbeischaut. Seit ein paar Wochen sind alle Nachwuchsteams der Löwen von der U9 bis zur U19 wieder im normalen Trainingsbetrieb und schwitzen drei bis vier Mal die Woche auf dem Rasen. Endlich darf wieder gekickt werden!

Auch das Nachwuchsleistungszentrum hatte mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie zu kämpfen. "Das war für uns noch intensiver", erklärt Bals im Gespräch mit der AZ. Allein Individualtraining bei einem 15-Mann-Kader zu betreiben, ist schon zeitaufwendig genug. Doch in dieser ungewöhnlichen Zeit war die Talentschmiede des TSV 1860 nicht nur auf dem Platz für die heranwachsenden Stars von morgen da. Neben Onlinetrainings und täglichen Challenges wurde mit den Jungs auch online gekocht. Bis zu fünf Mal die Woche gab es Beschäftigung für die Junglöwen. "Da waren uns die Familien schon sehr dankbar", sagt Sechzigs U12-Coach.
NLZ: Auch Dressel und Hiller gingen durch Sechzigs Talentschmiede
Der TSV 1860 ist bekannt für seine gute Nachwuchsarbeit, wurde stets im Rahmen einer bundesweiten Zertifizierung mit drei von drei möglichen Sternen ausgezeichnet. So gingen beispielsweise die Bender-Zwillinge oder auch die EM-Fahrer Kevin Volland und Florian Neuhaus aus der Löwen-Schule hervor. Die hohe Durchlässigkeit in den einzelnen Altersbereichen des NLZ ist sicherlich eines der Erfolgsgeheimnisse. Die Hälfte aller in der U9 geholten Junioren ist später noch in Sechzigs U19 aktiv, "ein überragender Wert", meint Bals.

Auch Marco Hiller und Dennis Dressel starteten bei den Bambinis und sind mittlerweile bei den Profis gesetzt. Hiller wechselte mit elf Jahren an die Grünwalder Straße, Dressel ist seit der U10 für die Löwen aktiv. Jüngster Löwe, der es von den Kleinen zu den Großen schaffte, ist Nathan Wicht. Der 17-Jährige, der seit der U13 für die Löwen aktiv ist, war Teil des Förderkaders, der alle zwei Wochen mit den Profitrainern trainiert.
Chefcoach Michael Köllner und Co. überzeugten die Leistungen des Schweizers, zur Belohnung erhielt er einen Profivertrag. "Es ist wichtig, dass du einen Blick dafür hast und die Spieler dann auch merken, sie haben eine Chance im Verein. Du musst einen Weg aufzeigen", sagte der Löwen-Coach zuletzt gegenüber "Blickpunkt Sport".

NLZ des TSV 1860: Talent alleine reicht nicht
Doch der Weg zum Profi ist lang, schließlich laufe es nur über "ganz viel Arbeit und Fleiß". Bereits im Vorfeld werden die Talente intensiv gescoutet, ein schneller Abgang soll vermieden werden. "Wir wollen uns da schon sehr sicher sein", erklärt Bals. Auf mehrere Probetrainings folgen Gespräche mit den Spielern und Eltern.

Dabei gehe es nicht nur ums Sportliche, auch das Menschliche stehe im Mittelpunkt. "Wir wollen sie auch mental stärken, aus den Jungs eine eigene Persönlichkeit entwickeln", sagt Bals. Nur Talent alleine reicht eben nicht. So steht einmal im Jahr bei jedem Nachwuchsteam ein soziales Projekt an, "wo komplett in andere Bereiche reingegangen wird, wie beispielsweise eine Inklusionsbetreuung".

Sechzigs Talentschmiede legt außerdem sehr viel Wert auf einen intensiven und engen Kontakt mit den Familien. Pro Monat gibt es mindestens ein gemeinsames Teamevent mit den Eltern, um das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken.
14 Junglöwen wohnen im NLZ – Pädagogen rund um die Uhr für die Spieler da
Insgesamt wohnen derzeit 14 Jungs im Internat, der Rest fährt nach der Schule an das Trainingsgelände. Vom hauseigenen Koch werden die Junglöwen täglich kulinarisch versorgt.

Bei der derzeit laufenden EM wird der große Aufenthaltsraum für gemeinsame "Public-Viewing"-Abende genutzt. Neben einer Hausaufgabenbetreuung sind auch zwei Pädagogen rund um die Uhr für die Junioren der Giesinger da, um sich um die Belange der Nachwuchslöwen zu kümmern.

Die Einrichtung des Internats ist normal, eher schlicht, gehalten. Luxus sucht man vergebens. Schließlich soll den Junglöwen nichts geschenkt werden. "Wir haben zwar alles hier, die Jungs müssen aber selber im Regal zugreifen", sagt Bals. Schließlich ist diese Lektion fürs Leben essenziell, um schließlich eines Tages der nächste Hiller oder Dressel zu werden.