Ein Spiel zum Vergessen

Am Sonntag bestreitet der TSV 1860 in Osnabrück das erste Spiel nach dem Fall Göktan. Trainer Kurz: „Ich erlaube nicht, dass das Thema zum Alibi wird“.
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Armer Marco Kurz: Gerade vor seinem Schicksalsspiel gegen dem Trainer die Spieler aus.
dpa Armer Marco Kurz: Gerade vor seinem Schicksalsspiel gegen dem Trainer die Spieler aus.

Am Sonntag bestreitet der TSV 1860 in Osnabrück das erste Spiel nach dem Fall Göktan. Trainer Kurz: „Ich erlaube nicht, dass das Thema zum Alibi wird“.

MÜNCHEN Es ist ja nicht so, dass sie nicht auch andere Sorgen hätten beim Löwen. In Daniel Bierofka fällt schließlich nach einer Bandscheiben-OP der Kapitän und personifizierte Prototyp des 1860-Spielers auf noch unbestimmte Zeit aus. Mit Lars Bender (Syndesmoseband-Riss) und Danny Schwarz (Knie-OP) fehlen zudem die beiden etatmäßigen Antreiber im defensiven Mittelfeld der Sechzger. „Viel mehr schrumpfen sollte der Kader nicht“, warnt Interimskapitän und Sturmstar Benny Lauth schon mal.

Auch, weil sie den Kader unter der Woche ohnehin selbst noch mal auf Dauer dezimiert haben. Berkant Göktan haben die Sechzger am Dienstag nach seiner positiven Kokain-Probe vom Hof gejagt, die Hoffnung auf eine baldige Rückkehr des besten und kreativsten Löwen-Spielers der letzten Jahre hat sich damit von selbst erledigt. „Die Situation ist nicht einfach für uns“, gibt Ex-Kapitän und Abwehrboss Gregg Berhalter vor dem Spiel in Osnabrück am Sonntag (14 Uhr, Premiere live) unumwunden zu. „Da sind die vielen Verletzten, da ist die Geschichte mit Berkant“, sagt er, „natürlich war das Thema in der Kabine.“

Zumindest bis Donnerstag. Denn jetzt müssten die Spieler wieder nach vorne blicken, fordert er. Weil sie wieder Fußball spielen müssen. Weil sie wieder Fußball spielen können. „Wir haben jetzt zwei Spiele in vier Tagen, das ist das, was zählt“, meint Berhalter. Nach dem Gastspiel bei den traditionell heimstarken Osnabrückern um Trainer Claus-Dieter „Pele“ Wollitz empfangen die Sechzger am Mittwoch in der Arena Koblenz. Es geht darum, den sportlichen Aufwärtstrend der letzten Wochen, als sie zehn Punkte aus den letzten fünf Spielen holten, zu bestätigen. Vor allem aber geht es darum, zu vergessen. Zu vergessen, dass sie mit Göktan „einen ganz wichtigen Teil der Mannschaft verloren“ haben, wie Berhalter sagt. Zu verdrängen, dass ihr ehemaliger Mannschaftskamerad gerade ganz andere Sorgen hat, als möglichst schnell eine Verletzung auszukurieren, um bald wieder möglichst gut gegen den Ball zu treten. Sie müssen den Fall Göktan aus ihren Köpfen treiben, um selbst ordentlich gegen den Ball treten zu können. „Ich will über Berkant gar nicht mehr so viel sagen, weil auch mir die ganze Angelegenheit weh tut“, sagt Berhalter, „es fällt mir schwer, dazu etwas zu sagen. Ich wünsche so etwas niemanden. Es tut mir sehr leid für ihn und hoffe, er wird schnell wieder gesund.“

Insofern soll die Auswärtspartie in Osnabrück für die geschockten Löwen auch ein Stück weit Therapie sein. Ein Spiel zum Vergessen. „Ich werde nicht erlauben, dass das Thema Göktan zum Alibi wird“, sagt Trainer Kurz, „dass uns das Thema beeinträchtigt in der Vorbereitung und im Spiel.“ Wenn man den Löwen glaubt, dann scheint die Losung schon angekommen zu sein. „Je näher das Spiel rückt, desto mehr haben wir das mit Berki weggeschoben“, sagt etwa Sven Bender, der am Sonntag seinen Bruder Lars im defensiven Mittelfeld vertreten wird. „Er war ein guter Fußballer und ein guter Freund und ich habe gern mit ihm zusammengespielt“, sagt Bender immerhin noch, ehe er sehr eilig ergänzt: „Er ist aber kein Thema mehr in der Kabine.“

Und das wiederholen auch Benders Kollegen wie ein Mantra. Vielleicht, um sich selbst zu verbieten, daran zu denken. „Wir denken gar nicht mehr an das Thema“, beteuert auch Benny Lauth, gegen Fürth zuletzt zwei Mal erfolgreich. Und weiter: „Berki ist ja schon lange weg von der Mannschaft. Er war schon ewig nicht mehr am Trainingsgelände, nicht mehr im Stadion, kaum bei der Mannschaft.“ Insofern habe sich nicht so viel geändert. Geschäftsführer Stefan Reuter glaubt sogar, dass die Lage für die Spieler jetzt, nach dem großen Knall, einfacher geworden wäre: „Die Ungewissheit der letzten Monate war nicht gut“, sagt er, „jetzt ist klar, dass er nicht mehr für 1860 spielen wird und wir als Mannschaft noch enger zusammenrücken müssen.“ Schließlich wollen sie vor allem gut Fußball spielen bei 1860.

F. Cataldo, R. Franke

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