Ein Scheich soll 1860 retten

Noch immer fehlen 1860 Millionen. Die Bosse haben nun jedoch drei Lösungen parat – eine davon mit einem arabischen Investor.
Filippo Cataldo |
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Verkaufen Präsident Dieter Schneider und Geschäftsführer Robert Schäfer 1860 an einen Investor aus dem arabischen Raum?
sampics/Augenklick Verkaufen Präsident Dieter Schneider und Geschäftsführer Robert Schäfer 1860 an einen Investor aus dem arabischen Raum?

München - Die Frage ist doch die: Darf man einen Profi-Fußballklub, der sich zwar immer wieder selbst im Weg steht, aber gerade dabei ist, aus dem finanziellen Wachkoma herauszukommen, einfach pleite gehen lassen?

Die Antwort gibt es spätestens am Freitag. Dann wird klar sein, ob der TSV 1860, um den es hier geht, noch gerettet werden kann. Bis dahin müssen Präsident Dieter Schneider und Geschäftsführer Robert Schäfer eine Lösung gefunden haben.

Und tatsächlich kristallisieren sich nun auf der Zielgeraden wieder Lösungsansätze heraus. Genauer gesagt sogar drei. Nachdem Abendzeitung und „SZ“ gestern noch von einer Lücke von zwei bis drei Millionen Euro bei der betriebenen Bankenlösung berichteten, scheint noch einmal Bewegung in die Sache gekommen zu sein. Die potenziellen Partner, die zuletzt erbittert um Sicherheiten für ihre Kredite rangen, machten ein weiteres Zugeständnis. Zusätzlich scheint darüber hinaus sogar eine ganz große Überraschung möglich: Schäfer führt seit rund einer Woche über Mittelsmänner recht vielversprechende Verhandlungen mit einem arabischen Investor. Klubkreise bestätigten der AZ entsprechende Recherchen der "Süddeutschen". Aber der Reihe nach

Option 1: Bankenlösung mit Bürgschaft: Seit Wochen betrieben und nachwievor das von den Löwen bevorzugte Modell, an dem – angefangen vom FC Bayern, über die Landesbank, der Stadtsparkasse bis hin zur Staatsregierung – ein Großteil des bayerischen Establishments beteiligt ist. Wie die AZ erfuhr, würde eine der beteiligten Banken nun auch eine Bürgschaft als Sicherheit akzeptieren, um die Lücke zu schließen. Treibt 1860 jemanden auf, der für 1,5 Millionen Euro bürgt, könnte die Rettung noch gelingen. Besichert werden könnte die Bürgschaft durch die Überschreibung oder Verpfändung eines überschaubaren Teils der Klubanteile.

Option 2: Alternative Bankenlösung mit Überschreibung von Anteilen: Parallel, aber durchaus in Absprache mit 1860, soll in den letzten Wochen auch eine bereits bei den Löwen engagierte Bank einen Lösungsansatz erarbeitet haben. Klubkreise bestätigten dies auf Anfrage. Dieser Plan orientiert sich in weiten Zügen an der anderen Bankenlösung, sieht aber darüberhinaus eine Überschreibung von Klubanteilen vor. Demnach soll diese Bank, der 1860 aktuell rund drei Millionen Euro schuldet, etwa 25 Prozent der Klubanteile übernehmen.

Durch den Anteilsverkauf würden Sicherheiten – die verpfändeten TV-Rechte – frei werden, die neue Kredite bei dieser oder anderen Bank ermöglichen könnten. 1860 könnte so auf einen Schlag einen wesentlich größeren Teil der Altlasten, die sich laut „SZ“ mittlerweile auf 14 Millionen Euro summieren sollen, abbauen als in der von Schäfer und Schneider betriebenen und bevorzugten Lösung.

Die Löwen würden aber einen Teil ihrer Eigenständigkeit verlieren, was vor allem Schneider zum jetzigen Zeitpunkt noch vermeiden möchte. Zumal die Bank die Anteile nach einer gewissen Zeit auch an einen Investor verkaufen könnte. Dieser Option, die sehr weit fortgeschritten und durchvehandelt sein soll, müssten nicht nur die 1860-Gremien zustimmen, sondern auch alle anderen Partner. Und viel Zeit ist nicht mehr.

Option 3: Öl-Scheich kaufen sich bei 1860 ein: Das Zeitproblem gilt noch viel mehr für dieses doch recht gewagte Konstrukt: Ein Investor aus Abu Dhabi, dem Vernehmen nach eine der örtlichen Herrscherfamilie sehr nahe stehende Privatperson, soll daran interessiert sein, schrittweise Anteile – und Einfluss – am TSV 1860 zu übernehmen. In England (etwa Manchester City) und der Formel 1 (arabischen Investoren gehören etwa Teile von Mercedes GP, Ferrari oder McLaren) ist es längst Gang und Gäbe, dass Öl-Milliardäre vom Persischen Golf bei Sportunternehmen einkaufen; in Deutschland wäre dies eine Premiere. Keine ganz unproblematische vor allem. Nach der in den Statuten der DFL festgeschriebenen 50 + 1-Regel, dürfen Profiklubs in Deutschland maximal 49 Prozent ihrer Anteile veräußern. Die Investoren dürfen zudem keinen Einfluss auf die Leitung des Klubs, geschweige denn auf die Gestaltung des Spielerkaders nehmen. In den 1860-Gremien soll aber schon die Befürchtung laut geworden sein, dass der Investor aus dem Morgenland genau dies zur Bedingung machen könnte. Die DFL würde dieses Geschäft, das den Löwen dem Vernehmen nach sofort zehn bis zwölf Millionen Euro bringen könnte (plus weiterer Investitionen), sehr genau kontrollieren.

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