Ein neuer Löwe – und ein zaudernder Kapitän

München - Na also. Da ist er doch, der erste Neuzugang. Zumindest so gut wie. Milos Degenek, Innenverteidiger und zuletzt Probespieler bei den Löwen, wird wohl einen Profi-Vertrag erhalten. „Ja, wir würden ihn gerne behalten“, bestätigte Sportchef Gerhard Poschner der AZ am Montag.
Der australisch-serbische Innenverteidiger, der auch als Abräumer spielen kann, stand zuletzt beim VfB Stuttgart II unter Vertrag, blamierte die Löwen mit der Schwaben-Reserve in der Winterpause mit 4:0 an der Grünwalder Straße. Und weil er auch im Trainingslager in Bodenmais bei allen einen guten Eindruck hinterließ, darf er wohl bleiben. Am Montagabend war der Vertrag allerdings noch nicht unterschrieben. Der 21-Jährige zählt nicht zu den großen Namen, sondern ist als Perspektivspieler und Ersatz für den abgewanderten Martin Angha vorgesehen.
Könnte also nur noch das Notpräsidium um Sigi Schneider und Karl-Christian Bay den Wechsel torpedieren. Die Interims-Bosse hatten am Freitag im Rahmen ihres Besuchs im Trainingslager der Löwen in Bodenmais zwar angekündigt, dass Poschner als Sportchef weitermachen dürfe, durch die Blume aber verlauten lassen, dass diese Entscheidung mehr aus einem Zwang heraus denn einem freien Wunsch zustande gekommen sei. Schneider hatte am Tag seines Amtsantrittes (Montag) zudem einen ersten Transfer geblockt, weil er diese Entscheidung ohne Kenntnis des „Gesamt-Tableaus“ von Poschners Planungen nicht hatte treffen wollen. Mittlerweile habe er das Konzept des Sportchefs erhalten und „tolle Namen“ vorgefunden.
Stellen sich die Fragen: War’s das jetzt (vorerst) mit Machtkampf? Kommen jetzt endlich (hochkarätige) Neuzugänge? Zwei Fragen, die auch Christopher Schindler brennend interessieren dürften: Der Löwen-Kapitän ermahnte daher alle Beteiligten trotz des vorübergehenden Machtkampf-Timeouts: „Wir brauchen eine klare Linie, die wir alle gehen müssen. Es darf nur einen einzigen Weg geben“, sagte der Innenverteidiger zur AZ. Eine Warnung an alle, die ihre Eitelkeiten über das Wohl der Mannschaft stellen: „Wir dürfen uns nicht gegenseitig boykottieren und Steine in den Weg legen, sonst gehen wir kaputt!“
Klare Worte des Löwen-Spielführers. Schon vergangene Woche hatte er klargemacht, seine Vertragsverlängerung von der sportlichen Perspektive abhängig zu machen. Und die verbessert sich nicht, wenn sich die Löwen gegenseitig attackieren. Das Bekenntnis der Bosse zu Poschner, mit dem er und Berater über eine Vertragsverlängerung verhandeln, sei ein gutes Signal: „Für mich selbst ist es zumindest einmal gut, das ich weiß, in welche Richtung es geht. Ich hatte gute Gespräche mit Gerhard Poschner.“
Ein Wechsel wird damit zwar unwahrscheinlicher, ist aber noch nicht vom Tisch. „Klar, es ist Interesse da, was die erste Liga angeht. Ich will mich schnell entscheiden“, sagt Schindler: „Wir hatten keine lange Pause, es geht bald wieder los. Je früher neue Spieler da sind, desto besser. Es wäre gut, wenn in einer Woche das Grundgerüst stehen würde.“
Bis ein solches mal steht, könnte es noch dauern: Zweitliga-Torschützenkönig Rouwen Hennings zumindest scheint wenig begeistert zu sein vom Interesse der Löwen: „Das sind alles Spekulationen, es gab keine Kontakte. Daher gibt es nichts mehr zu sagen“, so der KSC-Stürmer im „kicker“. Nicht mehr? Klingt danach, als habe er seine Entscheidung schon getroffen – gegen Sechzig. Dafür sollten bald andere Namen präsentiert werden, denn sonst heißt es: Gute Nacht, Löwen. Und vielleicht auch: Servus, Kapitän.