Ein Leben als Radi: 1860-Ikone Petar Radenkovic wird 88

In Belgrad wird der Film "Der beste Torwart auf der Welt" über Sechzigs Ikone Petar Radenkovic vorgestellt. Der wird am Samstag 88 Jahre alt.
Vladimir Novak |
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Feiert am 1. Oktober seinen 88. Geburtstag: 1860-Legende und Meister-Löwe Petar Radenkovic.
Feiert am 1. Oktober seinen 88. Geburtstag: 1860-Legende und Meister-Löwe Petar Radenkovic. © imago images/Ulrich Wagner

München/Belgrad - In München, wo der Radi eine lebende Legende ist, kann Petar Radenkovic nicht unerkannt spazieren gehen. Das ist in seiner Heimatstadt Belgrad anders, da gehört Radenkovic ganz einfach zum Stadtbild dazu.

Doch jetzt gab es eine Ausnahme. Da wurde für ihn und seine Gäste im Zentrum der Stadt der rote Teppich ausgerollt. Anlass war die Premiere des Dokumentarfilms "Najbolji golman na svetu" ("Der beste Torwart auf der Welt"), der die Lebens- und Erfolgsstory des charismatischen Torwarts und des ersten echten Superstars der Bundesliga erzählt.

Im Film kommen auch prominente Weggefährten von Radenkovic zu Wort

Radi steht vor dem Beginn der Aufführung entspannt und gut gelaunt mit alten Freunden zusammen. Er unterhält sich, lächelt sein berühmtes, verschmitztes Radi-Lächeln. Wenn man ihn so sieht, würde man ihn vielleicht auf 70, maximal 75 schätzen.

Dabei feiert er jetzt, am 1. Oktober, seinen 88. Geburtstag. Im Film kommen auch prominente Weggefährten zu Wort. Zwei davon - Uwe Seeler und Peter Grosser - sind in der Zwischenzeit leider verstorben. Aufgrund von Corona verzögerte sich die Produktion und dauerte vier Jahre. Gedreht wurde in Deutschland, Serbien, Kroatien, Österreich und Italien. Von Fredi Heiß und Sepp Maier, über Nikola Pilic, Dragoslav Stepanovic und Josip Skoblar, bis zu Zubin Mehta und Peter Gauweiler - alle sind mit dabei. Sogar, der Kaiser höchstpersönlich: Franz Beckenbauer.

"Franz Beckenbauer hat sofort zugesagt"

"Als wir Beckenbauer angerufen haben und ihn um ein Interview für unseren Film über Radi baten, hat er sofort zugesagt", sagt Drehbuchautorin Katarina Sindjelic zur AZ. "Wenn man bei uns Fußball-Kenner nach den besten Spielern Jugoslawiens und Serbiens fragt, kommen stets die gleichen zehn, zwanzig Namen. Unser Ziel ist, das sich nach unserem Film diese Liste ändert, dass noch ein Name hinzugefügt wird: Petar Radenkovic! Unser Wunsch war es, dass, alle erfahren, wer er ist - und wer er seinerzeit war", sagt Sindjelic.

Dank Archivmaterial gibt es eine Reise in die "Steinzeit" der Bundesliga. Zum Europacup-Finale der Pokalsieger 1965 im Wembley-Stadion (1860 gegen West Ham 0:2), zur Meisterfeier der Löwen auf dem Marienplatz 1966, ins Ton-Studio bei der Aufnahme des Hits "Bin i Radi, bin i König", sowie zum Circus Krone, als ein Elefant gegen Radenjovic aufs Tor schoss.

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Wenn über Radi und die Sechzger berichtet wird, darf die Abendzeitung natürlich nicht fehlen. Schon gar nicht in einer Doku über "den besten Tormann der Welt". So sind in dem Film viele Zeitungsausschnitte aus der AZ zu sehen, die den damaligen Erfolgen von 1860 gewidmet waren.

Eine filmische Zeitreise

Wie gesagt, der Film, der bald auch in Deutschland zu sehen sein soll, ist eine Zeitreise. Zum Beispiel zu Radis Transfer von Wormatia Worms zu 1860.

"Als ich erfuhr, dass eine Delegation der Münchner nach Worms kommen wird, um mit mir über einen Wechsel zu sprechen, war ich begeistert. Aber gleichzeitig wollte ich auch meine Konditionen durchsetzen. Ich forderte 20.000 D-Mark für den Transfer, ein Monatsgehalt von 2.000 Mark netto. Und, dass man mir eine Wohnung mit bezahlter Miete zur Verfügung stellt", erinnert sich Radenkovic: "Dies sorgte bei Trainer Max Merkel und Co. für Kopfschütteln. Darauf sagte ich, dass ich zum Spiel muss und habe vorgeschlagen, sie sollen nachdenken und dass wir uns am gleichen Abend noch einmal treffen. Nach dem Match habe ich aber vergeblich gewartet. Keine Spur von den Münchnern."

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Hatte der Radi eine große Chance vergeben? Sozusagen, vom Elferpunkt aus in die Wolken geschossen? "Ich war enttäuscht, machte mir Vorwürfe, vielleicht doch zu viel verlangt zu haben. Ich ging in eine Bar und habe mich aus lauter Frust besoffen. Als ich um drei Uhr in der Früh nach Hause kam, erzählte ich meiner besorgten Frau, was passiert ist", sagt Radenkovic: "Sie tröstete mich und meinte, ich soll mir doch keine Sorgen machen. Es würden bestimmt noch Angebote von anderen Vereinen kommen. Doch einige Tage später erhielt ich dann einen Brief vom TSV 1860, mit der Einladung, nach München zu kommen, um den Vertrag zu unterschreiben - zu den Konditionen, die ich verlangt hatte."

Hoch gepokert, hat er, der Radi - und gewonnen. Wie so oft in seinem Leben...

Alles Gute zum 88. Geburtstag, Radi!

Der Film bewegt. Nicht nur Radi selber, sondern auch die Fans - seine Fans. Nach der Aufführung gibt es großen Applaus der rund 1.000 Zuschauer, die steigern sich gar zu stehenden Ovationen als dann Radi, gemeinsam mit den Filmemachern, auf die Bühne kommt. Seine kurze Rede beendet er in typischer Radi-Manier. "Ich möchte darauf hinweisen, dass der Titel des Films - "Der beste Tormann auf der Welt" - nicht meine Idee war. Aber ich habe nichts dagegen", meint er mit einem Lächeln - seinem verschmitzten Radi-Lächeln.

Übrigens: Münchens Kult-Keeper Radenkovic lebt mit seiner zweiten Frau Boba (72) schon seit mehreren Jahren in Belgrad, kommt aber weiter regelmäßig nach München, auch zu seinen Löwen. Aber jetzt heißt es erstmal aus der Ferne, von deiner AZ, für die du ja schon als Kolumnist gearbeitet hast: Alles Gute zum 88. Geburtstag, Radi!

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6 Kommentare
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  • Der wahre tscharlie am 03.10.2022 14:00 Uhr / Bewertung:

    Ich kann mich meinen drei Vorrednern nur anschließen!

  • ottomania am 03.10.2022 13:58 Uhr / Bewertung:

    Herzliche Glückwünsche an "Bestes Torwart von Welt" und noch viele glückliche Jahre. Du bist und bleibt der König Radi!

  • Max Merkel am 03.10.2022 10:24 Uhr / Bewertung:

    Der Radi hätte sich diese Fehlpaßorgien der jetzigen Mannschaft nicht lange angeschaut, er hätte sich den Ball geschnappt und wär damit in Richtung gegnerischen Strafraum marschiert!!!!! klar, dann hätte er von mir wieder einen Anschiss kassiert.

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