Ein Festtag für den TSV 1860: Endlich nimmer allein

"Besser kann es nicht laufen": 511 Tage nach dem letzten Heimspiel vor Fans siegt der TSV 1860 gegen Würzburg. Neu-Löwe Bär ist der Matchwinner, auch Stadionsprecher Schäch überzeugt. Belkahia verletzt.
von  Matthias Eicher
Endlich wieder Löwen-Fans im Grünwalder Stadion!
Endlich wieder Löwen-Fans im Grünwalder Stadion! © sampics/Augenklick

München - Es war quälend lange 511 Tage her. Seit dem 4:3-Spektakel am 29. Februar 2020, als Prince Owusu seine Sechzger Sekunden vor Schlusspfiff zum 4:3 über den Chemnitzer FC schädelte, mussten die Löwen ihr Wohnzimmer dichtmachen.

Mit einem berauschenden Fußball-Fest sperrten sie es nun, am 24. Juli 2021, wieder auf. "Bei gutem Fußball-Wetter, mit Fans im Stadion, 1:0 gewonnen am ersten Spieltag. Plus Tor.

Erstes Tor für 1860: Ein bäriger Auftakt

"Besser kann es nicht laufen", sagte der Mann, der das Fest mit seinem Führungstreffer (12.) erst so richtig in Fahrt gebracht hatte: Neu-Löwe Marcel Bär schoss den TSV 1860 im bayerischen Derby gegen die Würzburger Kickers nicht nur auf die Sieger-Straße, letzten Endes stand durch seinen abgezockten Treffer der erste Sieg der Saison fest. Ein wirklich bäriger Auftakt für die Blauen!

Die Neu-Löwen Marcel Bär (M.) und Yannick Deichmann (r.) überzeugen.
Die Neu-Löwen Marcel Bär (M.) und Yannick Deichmann (r.) überzeugen. © sampics/Augenklick

Die wichtigsten Erkenntnisse des Eröffnungs-Dreiers

Der Matchwinner: Neuzugang Bär (29) stürmte neben Sascha Mölders und konnte früh beweisen, dass er weiß, wo das Tor steht. "Einfach routiniert vorbeigeschoben", kommentierte er später sein Siegtor nach Traumpass von Erik Tallig.

Die Knackpunkte: Schon vor dem 1:0 musste 1860 einen Schockmoment überstehen: Nach einer Unachtsamkeit der Abwehr marschierte Ex-Löwe Moritz Heinrich völlig alleingelassen auf Hiller-Vertreter Tom Kretzschmar zu, doch der Keeper blieb Sieger (9.). "Ich wusste, dass ich im Eins-gegen-Eins gut bin - und bin ganz entspannt in den Zweikampf gegangen", sagte der 22-Jährige.

Einen weiteren Aufreger verursachte der Schlussmann, allerdings aufgrund der sehr kleinlichen Auslegung des Schiedsrichters, bei einem gefährlichen indirekten Freistoß am eigenen Fünfmeter-Raum (72.): "Ich habe allen gesagt: Ihr auf der Linie, ich renn' raus. Das haben wir als Mannschaft gut wegverteidigt und ein bisschen Glück gehabt."

1860 Kampfstark und dominant

Glück, dass Christian Strohdiek kläglich vergab. Unter dem Strich verdiente sich Sechzig den Dreier durch eine kampfstarke und weitgehend dominante Vorstellung.

Auch der zweite Neuzugang Yannick Deichmann holte sich, exemplarisch für das Auftreten aller Löwen, ein Trainer-Lob ab. "Yannick hat aufmerksam verteidigt und immer wieder von hinten angeschoben", sagte Michael Köllner.

Das Giesinger Fan-Fest: Endlich nimmer allein! 3.736 Fans durften rein und haben laut Köllner "ein Riesen-Spektakel gemacht": Angeheizt wurde dieses von zwei Personen: Stadionsprecher Sebastian Schäch feierte nach dem Abgang von Legende Stefan Schneider eine gelungene Premiere, inklusive funktionierender Anheizer-Ansagen, einem kleinen Wackler bei der Verlesung der Aufstellung und freundlichem Applaus der Fans.

1860-Trainer Michael Köllner heizt den Fans ein.
1860-Trainer Michael Köllner heizt den Fans ein. © sampics/Augenklick

Kein Support von den Ultras der "Münchner Löwen"

Die wurden auch von Köllner selbst heißgemacht: Der Coach hatte 30 Minuten vor Anpfiff mit einem eigens bedruckten T-Shirt ("Wir haben Euch vermisst!") eine Ehrenrunde gedreht. Signiert landete es bei einem glücklichen Fan in der Westkurve.

Übrigens: Die Ultras der "Münchner Löwen" hatten dort wegen der Einlass-Bedingungen auf organisierten Support verzichtet.

Der Wermutstropfen: Für Semi Belkahia lagen Freud und Leid nah beinand. Nach guter Leistung knickte der Innenverteidiger um (45.), kam ins Krankenhaus. "Der Knöchel ist dick", sagte Köllner über den 22-Jährigen, der sich wohl einen Bänderriss zugezogen hat und je nach Schwere der Verletzung ein bis vier Wochen pausieren muss.

Umgeknickt: Semi Belkahia musste kurz vor der Pause runter.
Umgeknickt: Semi Belkahia musste kurz vor der Pause runter. © sampics/Augenklick

Anstelle des einen Youngsters lieferte der nächste eine starke Leistung: Niklas Lang kam, sah und verteidigte, als wäre er ein alter Haudegen. Ein Mitgrund, weshalb es ein Fest wurde.

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