"Ein erfahrener Manager" für die Löwen

München - „Bis auf Weiteres“ hatte der TSV 1860 nach dem Rücktritt des gescheiterten Gerhard Poschner Necat Aygün als Nachfolger und neuen Sportdirektor auserkoren. Seit gestern ist der Ex-Löwenspieler seine Vorsilbe wieder los. Oliver Kreuzer wird ab sofort neuer 1860-Sportchef.
Das vermeldete der Klub gestern Nachmittag unter dem Motto: „Die Löwen stellen die Weichen für die Zukunft.“ Erst den Trainer, dann den Sportchef und am 15. November den Präsidenten – man stellt besagte Weichen durch die ungewöhnliche Reihenfolge und der jetzigen Kreuzer-Verpflichtung so kurz vor der Mitgliederversammlung an der Grünwalder Straße mal wieder sehr konfus. Doch wen hat sich Sechzig mit Kreuzer nun ins Haus geholt? Die AZ mit den wichtigsten Fragen und Antworten.
Wen haben sich die Löwen da geholt?
Der 49-jährige Kreuzer ist gebürtiger Mannheimer. Fußball-Kompetenz ist bei beim vereinstreuen Ex-Profi definitiv vorhanden: Von 1985 bis 1991 spielte er beim KSC, bevor er zu den bei Sechzig verhassten Bayern wechselte, zweimal Deutscher Meister (1994, 1997) wurde und den Uefa-Cup holte (1996). Danach ging’s 1997 zum FC Basel, wo Kreuzer bis 2002 kickte und nach seinem Karriereende Teammanager des Schweizer Erstligisten wurde. Die Löwen holen sich nach eigener Aussage „einen bestens vernetzten Fachmann für diese Position“ – auch ein Eingeständnis, dass dies in der Führungsetage fehlt?
Wie ist sein Standing als Manager?
Ein erfahrener Mann ist er, aber auch nicht gänzlich unbelastet. Nachdem sein Vertrag 2005 bei Basel nicht mehr verlängert wurde, ging Kreuzer zu RB Salzburg, wo er allerdings nur ein Jahr wirkte. Über die Stationen Sturm Graz (2008 bis 2011) und den Karlsruher SC (2011 bis 2013) schaffte er den Sprung in die Bundesliga, wo er beim HSV als Sportdirektor und Vorstandsmitglied tätig war. Im Juli 2014 wurde er wegen ausbleibendem Erfolg schon wieder freigestellt. Es folgte eine Schlammschlacht: Der Klub behauptete, dass Kreuzer „wiederholt gegen ihm obliegende Loyalitätspflichten“ verstieß. Als der dagegen klagte, einigte man sich außergerichtlich und Kreuzer erhielt 800.000 Euro Abfindung. Seitdem war er ohne Job. In seiner Laufbahn als Sportchef hat er bisher zwei Mal die österreichische Meisterschaft geholt (2007, 2011).
Was passiert mit Necat Aygün?
Vom Talentscout nach Poschners Aus Ende Juli zum Interims-Nachfolger erhoben, wird er nun wieder zurückgestuft: Der ehemalige Löwen-Abwehrspieler werde aber weiterhin im Funktionsteam bleiben und mit Kreuzer zusammenarbeiten, schrieben die Löwen in ihrer Pressemitteilung. Der neue Sportchef war wie Aygün früher ebenfalls Innenverteidiger – vielleicht verstehen sich die beiden ja auch in der 1860-Führungsetage.
Löwen holen Kreuzer - das sagt Löwen-Trainer Möhlmann dazu
Was sagen die Löwen?
Die offizielle Vorstellung findet erst heute Vormittag statt, Trainer Benno Möhlmann gab aber bereits eine erste Einschätzung ab: „Ich habe noch nicht mit ihm zusammengearbeitet, aber ich habe langjährig Kontakt mit ihm gehabt, in der Zeit, als er in Karlsruhe und beim HSV arbeitete. Seine Telefonnummer ist noch in meinen Kontakten gewesen“, sagte der Chefcoach zur AZ. Er könne die Verpflichtung Kreuzers angesichts der prekären Lage nachvollziehen: "Man muss die Argumentation des Vereins verstehen: Es ist klar, dass er in dieser Situation gerne einen erfahrenen Manager in dieser Position haben will. Er verfügt auch über ein entsprechendes Netzwerk."
Ein weiterer Pluspunkt für die Löwen: Durch seine Zeit beim HSV kennt sich Kreuzer mit Chaos-Klubs bestens aus.