Ein Dress gegen den Blues

Gegen St. Pauli wollten die Löwen eigentlich ein Fest feiern – und ihr Jubiläum einläuten. Jetzt dürfen weniger Fans kommen als erhofft, und der Trainer bestraft seine Spieler mit Liebesentzug.
MÜNCHEN Planungssicherheit gibt es bei den Löwen einfach nicht. Diese Erfahrung musste Manfred Stoffers in seinem Jahr als Geschäftsführer zur Genüge machen.
„Bei uns geht nichts ohne Aufregung“, schreibt Stoffers nun folgerichtig in seinem Vorwort im Stadionheft zum Heimspiel gegen St. Pauli am Sonntag (13.30 Uhr, Liveticker auf abendzeitung.de). Eigentlich wollten die Löwen da ein Fest feiern, oder besser, die Feierlichkeiten zum 150-jährigen Bestehen des Vereins beginnen. Wenn schon am Ende der Saison nicht der Aufstieg erreicht werden kann, so wollte man gegen St. Pauli, in Liga zwei wohl der attraktivste Gegner, zumindest schon mal möglichst vielen Fans das grün-goldene Jubiläumstrikot präsentieren – und natürlich auch verkaufen.
Nun, das Jubiläums-Trikot, das auf der Innenseite mit einer Collage mit den prägendsten Figuren der Klubgeschichte aufwartet, ist rechtzeitig fertig geworden. Doch zum Spiel dürfen nicht viel mehr 30000 Zuschauer kommen – als Strafe für die Vorkommnisse beim Ahlen-Spiel, als Feuerzeuge gegen den Keeper geworfen wurden und zwei Chaoten den Schiedsrichter angegriffen hatten.
Und zu allem Überfluss ist die Stimmung beim Löwen ziemlich verhagelt vor dem Spiel gegen den Kiez-Klub. Die 1:3-Pleite in Paderborn vor einer Woche, in der die Löwen eine gleichzeitig desolate, wie auch lustlose Vorstellung abgegeben hatten, liegt den Verantwortlichen und Fans noch immer schwer im Magen. Trainer Ewald Lienen hat seit dem Spiel in Paderborn den Löwenblues und es scheint nicht so, als ob er ihn so schnell verlieren würde. „Ich weiß nicht, warum ich mich besonders auf St. Pauli freuen sollte. Es hängt nicht damit zusammen, wie viele Zuschauer kommen oder vor wie vielen Zuschauern man spielt oder wie die Platzbeschaffenheit ist. Das ist alles uninteressant“, sagte Lienen am Freitag.
Auch nach einer Trainingswoche, die Lienen ziemlich schweigsam verbracht hat, scheint sein Ärger auf die Spieler noch nicht abgeklungen. „Wir sind Profis. Wenn ein Profi ein Profi sein will, dann muss man er seinen Beruf lieben und jedes Wochenende bereit sein, über seine Grenzen hinaus zu gehen“, meint er. Daran hat es bei seinen Spielern zuletzt gehapert – Lienen will gegen St. Pauli eine Reaktion sehen. Und darüber hinaus sowieso. „Eine Reaktion der Spieler ist unumgänglich“, sagte Lienen, „aber sie muss auch nachhaltig sein und nicht punktuell.“ Sonst drohen die nächsten Wochen bis zur großen 150-Jahr-Feier im Mai ziemlich unerfreulich zu werden. Da nutzt auch das schönste Jubiläums-Wende-Trikot nichts.
F. Cataldo, V. Alberola