TSV 1860: Glöckner packt Deniz, Hobsch und Guttau bei der Ehre

Der Auswärtssieg in Hannover samt Mini-Befreiung gelingt dem TSV 1860 auch, weil Trainer Glöckner drei formschwache Löwen mit vorübergehender Verbannung auf die Bank erfolgreich anstachelt.
von  Matthias Eicher
Erst gekitzelt, dann getroffen: Hobsch, Deniz und Guttau (vorne .v.l.) in der blauen Jubel-Traube mit Maier (l.), Abiama (hinten) und Verlaat (r.).
Erst gekitzelt, dann getroffen: Hobsch, Deniz und Guttau (vorne .v.l.) in der blauen Jubel-Traube mit Maier (l.), Abiama (hinten) und Verlaat (r.). © sampics / Stefan Matzke

München - Es ist nicht alles (Grün-)Gold was glänzt bei den Löwen, aber auch nicht alles miserabel: Das 3:1 bei Hannover 96 II und das aktuelle Tabellenbild der Dritten Liga lieferte bestes Anschauungsmaterial für das Auf und Nieder der Blauen – und nährt Hoffnungen auf bessere Zeiten.

Beginnen wir mit den tabellarischen Drittliga-Fakten: Durch den eminent wichtigen Auswärtssieg bei der 96-Zweitvertretung hat der TSV 1860 zwölf Spiele vor Schluss einen kleinen Befreiungsschlag gelandet, nunmehr 32 Punkte auf dem Konto und belegt damit Rang 14. Der Vorsprung auf einen direkten Abstiegsplatz beträgt aber dennoch nur zwei Pünktchen.

Die Freude war den Löwen nach dem 3:1 durch Patrick Hobsch ins Gesicht geschrieben.
Die Freude war den Löwen nach dem 3:1 durch Patrick Hobsch ins Gesicht geschrieben. © IMAGO

TSV 1860 München: "Wir sind eine Einheit, die Fans haben einen extremen Support geleistet"

In Hannover musste 1860 einmal mehr zuerst einen Rückschlag einstecken – zum Unmut der Fans. "Die Ansage ,Wir wolln euch kämpfen sehn!' war genau richtig. Denn das wollen wir auch sehen und die Mannschaft hat dies zurückgezahlt", durfte Chefcoach Patrick Glöckner nach Sechzigs starker zweiter Hälfte mit viel Dominanz und drei Treffern erleichtert über die wütenden Sprechchöre der Sechzger-Anhänger sagen und deren Unterstützung loben:

"Wir sind eine Einheit, die Fans haben einen extremen Support geleistet. Der Support von 1500 Fans war überragend!"

Zur Wahrheit gehört aber auch: 1860 hätte auch ein, zwei weitere Treffer kassieren können, hätte sich Torhüter Marco Hiller nicht als sicherer Rückhalt erwiesen.

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Deniz, Hobsch und Guttau liefern

1860 ist auch deshalb stark zurückgekommen, weil Glöckner seine Sechzger bei der Ehre packte. Beispiel eins: Spielmacher Tunay Deniz stand vor dem 96-Spiel dreimal nicht in der Startelf, gegen Bielefeld sogar nicht einmal im Kader, bevor er in Hannover wieder von Beginn an auflaufen durfte – und prompt drei Scorerpunkte lieferte.

Trainer des TSV 1860: Patrick Glöckner packte Deniz, Hobsch und Guttau bei der Ehre.
Trainer des TSV 1860: Patrick Glöckner packte Deniz, Hobsch und Guttau bei der Ehre. © sampics

Beispiel zwei: Julian Guttau. Der Kreativkopf musste in Niedersachsen erstmals seit Ende Oktober auf der Bank Platz nehmen. Er traf nach seiner Einwechslung per Traum-Volley. "Ich glaube, der Trainer hat ihn auch ein bisschen gekitzelt", sagte Deniz über Guttau.

Und Beispiel drei: Patrick Hobsch. Nach vier Startelf-Einsätzen in Folge war der Stürmer mit Formschwankungen mal wieder Joker - und wie Guttau direkt treffsicher nach seiner Hereinnahme.

Nach vier Startelf-Einsätzen in Folge war der Stürmer mit Formschwankungen mal wieder Joker – und wie Guttau direkt treffsicher nach seiner Hereinnahme (Archivbild).
Nach vier Startelf-Einsätzen in Folge war der Stürmer mit Formschwankungen mal wieder Joker – und wie Guttau direkt treffsicher nach seiner Hereinnahme (Archivbild). © IMAGO / Ulrich Wagner

Glöckner, der Anstachler.

1860 jetzt vor Aachen und Sandhausen – aber auch hinter Essen und Osnabrück

Wenn der Löwen-Fan nun die Tabelle der Dritten Liga anschaut, wird er erkennen: Die Blauen haben zwar erstmals Aufsteiger Alemannia Aachen und den SV Sandhausen (beide 31 Punkte) überholt, die aufgrund schwacher Rückrunden-Bilanzen jetzt ebenfalls im Abstiegskampf stecken. Der TSV musste allerdings auch Rot-Weiss Essen (33) und den VfL Osnabrück (32) an sich vorbeiziehen lassen, die förmlich aus dem Keller stürmen.

"Ich bin immer belächelt worden, als ich zu Saisonbeginn gesagt habe, dass das eine ganz schwierige Saison wird. Ich wusste, was auch die Konkurrenz im Kader hat", sagte 1860-Boss Christian Werner schon vor dem Anstoß in Hannover:

"Seit Wochen und Monaten warne ich vor der Situation. Wir müssen die Situation mit aller Härte annehmen und die Mannschaft muss heute liefern!" 1860 hat geliefert, doch im Falle einer Niederlage wäre man auf einem Abstiegsrang gestürzt.

Blick auf die Tabelle? Die Hui-und-pfui-Löwen!

Dies führt den Löwen-Beobachter unweigerlich zum Blick auf die Heim- und Auswärtstabelle und zu einem echten Kuriosum: In der Heimtabelle sind die Löwen mit nur neun Punkten Schlusslicht – das Auswärts-Ranking führt 1860 dagegen mit dem 1. FC Saarbrücken an und liegt nur aufgrund des schlechteren Torverhältnisses auf Platz zwei.

Ganz schön hui, diese Auswärts-Löwen, doch jetzt steht ein Heimspiel an.

Am Sonntag (13.30 Uhr, im AZ-Liveticker) kommt in Borussia Dortmund II ein Team nach Giesing, das mit 33 Zählern ebenfalls vom Abstieg bedroht ist. Glöckner weiß, dass die chronische Grünwalder-Schwäche der Pfui-Heimlöwen endlich enden muss: "Wir müssen darauf aufbauen, wir müssen gallig bleiben, wir müssen willig bleiben – und wir müssen weiter an uns glauben!" Wie Glöckner diesen fiesen Heimkomplex endlich loswird?

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