Ein bisschen Barca bleibt
Star Lionel Messi übergibt sein Trikot nach dem Abpfiff an Löwen-Jungprofi Emanuel Biancucchi, seinen Cousin – und der wird von Coach Wolf humorig gerüffelt.
MÜNCHEN Am Tag nach seinem größten Auftritt in München gab es für Emanuel Biancucchi erst einmal einen Tadel. „Wieso hast du mich nicht mitgenommen, als du Leo im Hotel besucht hast?“, fragte Löwen-Trainer Uwe Wolf den dunkelhaarigen 20-Jährigen im Spaß, der seit dieser Woche der bekannteste Löwen-Kicker in Spanien sein dürfte – und das, ohne je ein Spiel gemacht zu haben für die Sechzger.
Leo, das ist Barca-Star Lionel Messi. Und Emanuel Biancucchi ist sein Cousin. Wolf hätte Messi gerne kennengelernt und dem Superstar vor dem Auftritt ein Löwen-Trikot mit dessen Namen überreicht. Doch Biancucchi verhinderte den Marketing-Coup. „Leos Bruder Rodrigo hat mir erst kurz vorher gesagt, dass ich sie im Hotel besuchen könnte“, entschuldigte sich Biancucchi.
Ein Foto von Messi mit einem Löwen-Trikot gibt es also nicht, dafür aber eines von Biancucchi mit einem Barca-Trikot. Mit Messis Trikot. Denn das überreichte der Superstar seinem Cousin nach dem 1:1 gegen die Bayern. Direkt nach Spielschluss lief Messi, eingefangen von den Fernsehkameras, zielstrebig zur Gegengerade, sprang über die Bande und überreichte Biancucchi das gelbe Trikot. „Da sieht man mal, was der Messi für eine Übersicht hat. Der sieht sogar seinen Cousin unter 66000 Zuschauern“, kommentierte Franz Beckenbauer die Aktion hinterher launig.
Ein bisschen Barca bleibt also in München. Für Biancucchi, der vielen spanischen Journalisten Interviews geben durfte, keine große Sache. „Ich hab schon ein Trikot von Leo. In einer anderen Farbe. Dieses hier werde ich wie das andere zu Hause einrahmen und aufhängen.“
Zu Hause, das ist die argentinische Stadt Rosario. Dort, wo Messi und er aufwuchsen und zusammen Fußball spielten. So lange, bis Messi mit 13 nach Barcelona ging. Emanuel blieb in Rosario, spielte in den Jugendmannschaften des argentinischen Erstligisten Newell’s Old Boys – und zog letzten Sommer nach München. Bis 2010 hat er einen Vertrag in der U23 der Löwen, spielen durfte er wegen Schwierigkeiten mit den italienischen Passbehörden – von dort stammen seine Vorfahren – aber noch nicht. In Argentinien war er Spielmacher. Wenn er nur ein Viertel des technischen Talents seines Cousins geerbt haben sollte, hätten die Löwen einen guten Fang gemacht.
Filippo Cataldo