Ein Angstmacher für die Löwen

Auf Empfehlung von Ex-Stürmer Paul Agostino ist ein australischer Verteidiger beim TSV 1860 im Probetraining. Sasa Ognenovski misst 1,95 Meter. Und Agostino sagt: „Er ist ein Gladiator“.
MÜNCHEN Droht dem TSV 1860 in der Zweiten Liga der freie Fall? Die Angst, nachhaltig im Abstiegskampf zu versinken, wird nach der 0:1-Pleite in Cottbus immer größer.
In Giesing beraten Aufsichtsräte und Klubverantwortliche über einen Weg aus der sportlichen Krise. Und sogar am anderen Ende der Welt macht man sich Sorgen um die Löwen, die auf Tabellenplatz 15 abgerutscht sind. Der australische Ex-Profi Paul Agostino, der von 1997 bis 2007 für Sechzig stürmte und hier zum Publikumsliebling wurde, verfolgt den Niedergang seines Ex-Klubs sehr genau. „Die Lage ist sehr ernst“, sagt Agostino, der seine Karriere zu Jahresbeginn beendet hat und nun in seiner Heimatstadt Adelaide wohnt. „Ich schaue jedes Löwenspiel im Internet an. Ein Verein wie 1860 darf niemals absteigen.“
Deshalb ist Agostino nun selbst aktiv geworden. Er arbeitet inzwischen als Spielerberater für die Stuttgarter Agentur „Apertura Sports“ – und hat dem TSV 1860 eine mögliche Verstärkung geschickt. Der Defensivspieler Sasa Ognenovski (30), ein Australier mit mazedonischen Wurzeln, ist seit Dienstag beim TSV 1860 im Probetraining – auf Vermittlung von Agostino.
Beim Nachmittagstraining an der Grünwalder Straße fiel Ognenovski bald auf: eine beinahe Furcht einflößende Erscheinung. 1,95 Meter groß, muskelbepackt, Dreitagebart. So einen könnte man sich auch beim Rugby vorstellen.
„Er ist ein Gladiator, ein absoluter Führungsspieler“; schwärmt Agostino über seinen früheren Mannschaftskollegen bei Adelaide United: „Sasa hat Angst vor nichts. Ich habe mich vor ihm gefürchtet, wenn ich gegen ihn im Training gespielt habe. Ich will ihn aber nicht zu viel loben, die Löwen sollen sich selbst von ihm überzeugen.“
Erst mal müssen sie ihn kennen lernen. Vor der ersten Übungseinheit des Neuen kannte Chefcoach Ewald Lienen noch nicht einmal dessen Nachnamen. Zugegeben, der ist auch ja auch schwierig.
Am Freitag soll Ognenovski beim internen Testspiel gegen die eigenen Amateure auflaufen. Danach wird er zurück nach Südkorea fliegen – zu seinem Klub Seongnam Ilhwa Football Club, dem Vizemeister des Landes. Sein Vertrag dort läuft bis zum 31. Dezember 2010. Ognenovski, der als Kandidat für die australische Nationalmannschaft gilt, könnte den Klub in der Winterpause offenbar gegen eine überschaubare Ablösesumme verlassen. Zu 1860? Agostino: „Sasa wollte schon immer in die Bundesliga. Jetzt ist der Zeitpunkt reif, das zu verwirklichen.“
Eine Verpflichtung Ognenovskis könnte umso mehr Sinn beim TSV 1860 machen, weil Abwehrchef Radouane Felhi ab Januar sechs Wochen fehlt: Der Tunesier ist mit seiner Nationalmannschaft dann beim Afrika-Cup.
Oliver Griss, Felix Sperling