„Du bleibst da – und spielst mit uns 1. Liga“
Endlich wieder ein Münchner Fußball-Derby: Im Grünwalder Stadion spielen heute die A-Junioren des FC Bayern gegen den Nachwuchs des
TSV 1860. Favorisiert sind – die Löwen.
München - Eine Meisterschaft als Saisonziel beim TSV 1860 klingt zunächst einmal seltsam. Da käme doch eher der FC Bayern in Frage, doch der will am Ende nur einen „möglichst guten Tabellenplatz“. Natürlich geht es nicht um die Profimannschaften der Vereine, sondern um die U19, also die A-Junioren. Am Mittwoch treffen die Junioren um 18 Uhr im Derby im Grünwalder Stadion aufeinander. Die AZ hat sich vor dem Prestigeduell in der Bundesliga der A-Junioren mit Bayerns Trainer Kurt Niedermayer und Matthias Imhof, dem Organisationsleiter des Nachwuchsleistungszentrum der Löwen, unterhalten.
AZ: Herr Imhof, Herr Niedermayer, was ist für Sie besonders am Jugendderby?
MATTHIAS IMHOF: Ein Spiel gegen die Bayern ist immer etwas Besonderes. Es macht halt Spaß, so ein Derby zu gewinnen. Und bei den Profis können wir zurzeit nicht mithalten, also versuchen wir es in der U19. Ein Sieg wäre natürlich eine Genugtuung. Die Spieler müssen wir vor so einem Spiel schon zügeln.
KURT NIEDERMAYER: Die Spieler ziehen sich schon gegenseitig auf, für die ist so ein Aufeinandertreffen wirklich was Spezielles.
Wie kommt es, dass die Löwen elf Punkte vor den Bayern stehen?
NIEDERMAYER: Die Löwen punkten fleißig, wir schaffen das leider nicht. Außerdem sind im Jugendfußball die Spiele so eng, da muss man immer in Top-Besetzung spielen. Wir haben leider einige Abgaben an die zweite Mannschaft. Ein Max Dombrowka (18-jähriges Abwehrtalent der Bayern, d. Red.) zum Beispiel würde uns sehr gut zu Gesicht stehen.
IMHOF: Das ist wirklich von Jahr zu Jahr verschieden, jetzt haben wir wahrscheinlich den besseren Jahrgang. Vielleicht passt es auch von der mannschaftlichen Geschlossenheit besser bei 1860.
Wie gelingt es den Spielern, Fußball und Schule oder Ausbildung zu verbinden?
NIEDERMAYER: Das ist in Bayern ein Problem. Hier braucht man fürs Abitur etwa 39 Wochenstunden, in anderen Bundesländern nur 25. Trotzdem ist erstmal die Schule wichtig, den Spagat versuchen wir zu schaffen.
IMHOF: Das ist natürlich eine große Belastung für die Spieler. Aber es gibt ja eine Kooperation mit verschiedenen Schulen, damit lässt sich das ganz gut dosieren.
Und wie viele Spieler schaffen neben dieser Belastung den Sprung ins Profigeschäft?
IMHOF: Ich glaube eine relativ hohe Anzahl, prozentual ist das schwierig zu sagen. Aber wenn man mal bei 1860 A-Jugend gespielt hat, ist der Schritt in die 3. Liga schon gut möglich. Auch aus dem jetzigen Jahrgang werden wir einige in der ersten Mannschaft wiedersehen, da bin ich mir ziemlich sicher.
NIEDERMAYER: Das ist immer unterschiedlich, bei uns schaffen es auch mal zehn Spieler zu den Amateuren oder dann eben bei anderen Vereinen.
Viele Spieler schaffen es schnell zum Profi bei 1860, Herr Imhof, wechseln dann aber noch schneller...
IMHOF: Dass Spieler gehen, ist in dem Geschäft einfach so. Das war auch finanziell notwendig. Ich hoffe, dass wir es schaffen, in den nächsten zwei Jahren davon wegzukommen und dann zu einem Spieler sagen können: Du bleibst jetzt da und spielst mit uns Erste Liga.
Wie lautet Ihr Konzept bei der Ausbildung der Nachwuchsspieler?
NIEDERMAYER: Wir wollen erst einmal den Spieler fördern, ihm das „Gewinner-Gen“ beibringen. Wir achten schon auf die Disziplin. Aber jeder darf auch mal Blödsinn machen, der Spaß am Fußball darf auf keinen Fall zu kurz kommen.
IMHOF: Das Gesamtpaket muss stimmen. Die Spieler haben bei uns sehr gute Möglichkeiten, nach oben, in die Zweite Bundesliga zu kommen. Die Durchlässigkeit ist hier vergleichsweise hoch.
Welche Ziele haben Sie denn noch für Ihre Mannschaften in dieser Saison?
IMHOF: Wir wollen Erster oder Zweiter werden und dann um die deutsche Meisterschaft mitspielen. Es wäre ja Blödsinn, wenn ich als Tabellenzweiter sagen würde, es ist egal, was passiert.
NIEDERMAYER: Da wir mit vielen B-Jugendlichen spielen, ist unser Ziel erstmal ein möglichst guter Tabellenplatz. Es ist aber immer schwierig für uns, weil viele Spieler auch während der Saison schon in der zweiten Mannschaft zum Einsatz kommen.
Zum Schluss noch Ihr Tipp für Mittwoch und ein Appell an die Fans: Warum sollte man sich das Derby anschauen?
NIEDERMAYER: Das ist immer eine Wundertüte: Wen bringt 1860, wen bringen wir auf den Platz? Auf jeden Fall wird das eine interessante Geschichte. Da wird man die Spieler sehen, die in Zukunft oben mitspielen werden. Auch für die Spieler wäre es schön, wenn was los ist.
IMHOF: Wenn wir unsere Leistung abrufen, gewinnen wir auch. Und wenn die Fans ein Team sehen wollen, das um die Meisterschaft mitspielt, sollten sie am Mittwoch ins Grünwalder Stadion kommen.