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Sparzwang bei den Löwen. Es geht um 2,5 Millionen Euro. Das lässt sich wohl - mal wieder - nur mit Spielerverkäufen realisieren. Jungstars wie die Bender-Zwillinge sind kaum zu halten. Andere Vereine beobachten bereits die 1860-Spieler.
von  Abendzeitung
Schwere Zeiten bei den Löwen: Muss Philipp Tschauner den Verein verlassen, um Geld in die leeren Kassen zu bekommen?
Schwere Zeiten bei den Löwen: Muss Philipp Tschauner den Verein verlassen, um Geld in die leeren Kassen zu bekommen? © sampics/Augenklick

MÜNCHEN - Sparzwang bei den Löwen. Es geht um 2,5 Millionen Euro. Das lässt sich wohl - mal wieder - nur mit Spielerverkäufen realisieren. Jungstars wie die Bender-Zwillinge sind kaum zu halten. Andere Vereine beobachten bereits die 1860-Spieler.

Nur kurz durfte sich Trainer Marco Kurz mit dem Gedanken anfreunden, im Winter auf Shoopingtour zu gehen, nachdem Berkant Göktan des Kokainkonsums überführt und von der Gehaltsliste des TSV 1860 (Jahresgehalt rund 400 000 Euro) gestrichen wurde. „Wir haben kaum Handlungsspielraum“, korrigierte sich Präsident Rainer Beeck nun selbst – und ergänzte nach der 0:1-Pleite gegen Augsburg: „Wir können nur einen Spieler holen, wenn wir zusätzlich Kosten sparen.“ Oder wieder Mal einen talentierten Spieler verkaufen. Es wäre nicht das erste Mal, dass 1860 seinen Nachwuchs verkaufen muss. Wie 2004, als Benny Lauth (4,4 Millionen) und Andy Görlitz (2,5 Millionen) abgegeben wurden – oder 2007, als Marcel Schäfer (900 000 Euro) und Daniel Baier (450 000 Euro) nach Wolfsburg verkauft wurden – und jeweils die Lizenz des Klubs retteten.

Deswegen haben Kurz’ aktuelllen Worte auch gewaltig Sprengstoff, als er am Samstag auf dem Trainingsgelände zu Bedenken gab: „Wir müssen Erfolg haben, sonst ist der ein oder andere weg.“ Derzeit sind die Löwen Achter mit Tendenz nach unten – in der Zweiten Liga. Ein Erfolg? Wohl kaum.

Und so wird es spätestens im Sommer 2009 wieder zu (Not)-Verkäufen kommen, die Geld in die klammen Vereinskassen spülen – falls sich nicht vorher doch noch wider Erwarten ein Investor findet. Wer muss gehen? Die AZ listet die Gefährdeten auf.

TIMO GEBHART

Der U19-Europameister stand schon im Sommer auf der Wunschliste des Überraschungs-Zweiten Hoffenheim – nun ist mit Borussia Dortmund ein neuer Interessent dazu gekommen. Problem für 1860: Schafft es Stefan Reuter in der Winterpause nicht, den Vertrag des 19-jährigen Mittelfeldantreibers über 2010 hinaus zu verlängern, müsste er ihn nach dieser Saison verkaufen – sonst könnte Gebhart am Ende der kommenden Serie ablösefrei wechseln. Sein Marktwert wird bei „transfermarkt.de“ auf 800 000 Euro taxiert.

DIE BENDER-ZWILLINGE

Beide haben den Löwen „im Herzen“ – wie das 19-jährige Brannenburger Brüderpaar (Vertrag bis 2011) immer wieder betont. Doch das ehrgeizige Duo hat auch ein vorrangiges Ziel: Die Bundesliga – mit oder ohne 1860. Und sollte sich abzeichnen, dass den Löwen die Kraft und das Geld fehlt, um aufzusteigen, werden sich die Wege demnächst trennen – trotz aller Vereinssympathie. Beim 0:1 gegen Oberhausen wurde Sven Bender (Marktwert: 750 000 Euro) von Borussia Dortmund beobachtet, Lars Bender (Marktwert 1,3 Millionen) liegt derzeit flach: Syndesmosebandriss. Es waren auch schon Späher von Manchester United, Aston Villa und dem FC Chelsea da, um die Benders zu beobachten.

FABIAN JOHNSON

Das große Plus des 20-jährigen Löwen-Talent (Vertrag bis 2010) ist die Flexibilität, darum hat ihn U21-Nationatrainer Horst Hrubesch auch für das Test-Länderspiel heute gegen Italien (19.15 Uhr im DSF live) berufen. Was seinen Marktwert steigert (derzeit 600 000 Euro) – man darf gespannt sein, wann Horst Heldt, der Manager des VfB Stuttgart, bei Stefan Reuter anruft. Johnson gehört zu jenen deutschen Talenten, die von den Schwaben seit Monaten beobachtet werden.

BENJAMIN SCHWARZ

Der Vertrag des 22-jährigen Abwehr-Talents läuft im Sommer aus – Geld könnte 1860 nur noch mit einem Verkauf in der Winterpause erzielen – oder Reuter schafft es, den gebürtigen Münchner (Marktwert 400 000 Euro) demnächst zu einer Verlängerung zu überzeugen. Was bislang nicht gelang – weil Schwarz längst mit der Bundesliga liebäugelt?

PHILIPP TSCHAUNER

Der Torwart ist Quotenbester des deutschen Fußballs (nur 11 Gegentore in 13 Spielen) – kein Zufall: Der 23-jährige Ex-Nürnberger hat an Ruhe und Souveränität gewonnen. Das weckt Begehrlichkeiten – gut für 1860: Die Dienste Tschauners (Marktwert 600 000 Euro) hat sich der Verein langfristig gesichert. Bis 2011.

Oliver Griss

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