Dringende Suche nach der Startelf beim TSV 1860: Giannikis' Strategie für die Löwen
München - Nun ist es also soweit: Lange hatte sich 1860 dagegen gewehrt. Durch ein 2:1 gegen Racing Strasbourg (damals noch mit Weltmeister Patrick Vieira als Trainer) für Furore gesorgt, mit einem 1:1 gegen den 1. FC Nürnberg mit Glück und Verstand einen Punkt geholt, gegen den First Vienna FC zu einem 0:0 gequält. Nach insgesamt je drei Siegen und drei Remis setzte es gegen den KSC die erste Testspiel-Pleite der neuen Löwen.
"Wir wussten, dass wir gegen einen guten Gegner spielen", sagte Cheftrainer Argirios Giannikis nach dem 0:2 des TSV 1860 am Mittwoch bei Zweitligist Karlsruher SC: "Wir sind gut reingekommen, aber haben nach und nach die Kontrolle verloren und zwei zu einfache Tore kassiert." Und schon war sie fix, die erste Niederlage der Vorbereitung. Für Giannikis war's "ein wichtiges Testergebnis", das neue Erkenntnisse mit sich bringt.
Giannikis erklärt Vorbereitungsphase: "Wir arbeiten ja in Positionsgruppen"
Folgende Lehren lassen sich daraus ziehen: Giannikis hat nach wie vor weder die Torhüter- oder Kapitänsfrage geklärt, er hat auch im vorletzten Härtetest vor der Generalprobe am Betzenberg beim 1. FC Kaiserslautern (Samstag, 13.30 Uhr im AZ-Liveticker) noch keine potenzielle Startelf aufgeboten. Dies überrascht, schließlich steigt das Drittliga-Eröffnungsspiel gegen den 1. FC Saarbrücken schon in einer Woche (Freitag, 19 Uhr, Grünwalder Stadion).
Wie Giannikis sein etwas ungewöhnliches Vorgehen erklärt? "Wir arbeiten ja in Positionsgruppen. Wir hatten auch gegen den KSC Pärchen, die wichtig für uns sind", so der 44-Jährige. Als da wären: Routinier Max Reinthaler und Neuzugang Raphael Schifferl, der erst kurz vor Schluss durch (Noch-)Kapitän Jesper Verlaat abgelöst worden ist. Oder Torjäger Fabian Schubert, der einzige echte hochaufgeschossene Stoßstürmer im Kader und David Philipp, die als stürmende Neulöwen anfangen durften.
System muss funktionieren - Vollath darf gegen Kaiserslautern spielen
Was die Personal-Fragen angeht, stellt Giannikis klar, dass die System-Frage bisher Vorrang hatte: "Es geht um Entwicklung, um Sicherheit zu bekommen in unserem System." Man spiele schließlich "Systemfußball, also muss das System funktionieren." Bei 1860 ist das neuerdings ein 4-4-2, in der Vorsaison war's zumeist ein 4-2-3-1. 2024/25 dürfen sich die 1860-Fans (mindestens) auf beide Varianten einstellen.
Was die T-Frage angeht, kündigte Giannikis eine Entscheidung an - aber erst nach dem Lautern-Test. "Der Plan ist, dass beide Torhüter jeweils 90 Minuten kriegen", so Giannikis, der gegen den KSC Hiller auflaufen ließ und folglich am Samstag auf Routinier Vollath setzen wird. Ein Fingerzeig sei dies noch nicht: "Wir werden dann die ganzen Eindrücke einfließen lassen, die wir haben aus Trainings- und Spielleistungen." Hiller oder Vollath? Entscheidung noch vertagt.
TSV 1860: Konkurrenzkampf bis kurz vor dem Start
Während Giannikis zwar bisher die Chance ausgelassen hat, die Abläufe einer möglichen Startelf zu automatisieren, sprechen auch zwei Dinge dafür, sich mit ebenjener Zeit zu lassen: Angesichts des XXL-Umbruchs der Löwen mit 20 Abgängen, zehn Neulöwen und mehreren hochgezogenen Youngstern dauert es schlicht länger, bis sich eine Mannschaft und erstrecht die beste Zusammensetzung herauskristallisiert - trotz der Tatsache, dass der TSV fast alle Neuzugänge bereits vor dem Trainingslager in Windischgarsten auf der Matte stehen hatte.
Dazu kommt, dass Giannikis den Effekt des Konkurrenzkampfes bis zum Schluss nutzt, wenn er sich nicht in die Karten schauen lässt: Bis kurz vor dem Auftakt dürfen, nein vielmehr müssen sich alle Spieler von ihrer besten Seite zeigen, um sich für höhere Aufgaben zu qualifizieren - bevor sie auf Saarbrücken losgelassen werden.
Der Chefcoach, der nach seinem Traum-Auftakt im Winter (acht Spiele ohne Pleite) seinerseits einen gewissen Kontrollverlust erleiden musste und den Klassenerhalt erst kurz vor knapp eintüten konnte, hat jetzt erstmals eine Saison-Vorbereitung Zeit. Der Löwen-Dompteur setzt dabei auf den Dreiklang Arbeit, Entwicklung und Geduld. Ob es klappt? Erstmal malochen, zusammenwachsen und abwarten. . .