Dr. Kurz – mit Äpfeln gegen den Löwen-Virus

Grippe-Welle vor dem Lautern-Spiel: 1860-Trainer setzt auf Hausmittel – und hofft auf Bierofkas Genesung
MÜNCHEN Natürlich hätte er von der Geburtstagstorte, einem Frankfurter Kranz, gerne selbst ein Stück gegessen. Doch Daniel Bierofka, der gestern 29 wurde, ist nach seinem Magen-Darm-Infekt vorsichtig geworden. Und so verteilte er den kalorienhaltigen Sahne-Kuchen im Presse-Container der Löwen lieber an die Anwesenden anstatt selber zu kosten. „Schließlich“, so verriet der Löwen-Star, „habe ich noch immer ganz schwammige Beine. Mir geht’s noch nicht so gut, dass ich Sprünge machen könnte. Nach meiner Einladung am Montag zu Blickpunkt Sport habe ich mich dreimal übergeben.“
Ein hartnäckiger Virus macht Bierofka seit Anfang der Woche zu schaffen. In den Bus nach Kaiserslautern, wo der Zweitliga-Hit steigt, begab er sich gestern trotzdem. Mit einem mulmigen Gefühl. „Ich will es versuchen.“ Notfalls will Bierofka im Hotel auch alleine schlafen, um Zimmernachbar Benny Schwarz, das 20-jährige Talent, nicht anzustecken.
Anders die Situation bei Torben Hoffmann und Lars Bender. Beide Abwehrspieler blieben in München. Marco Kurz: „Lars hat 40 Grad Fieber. Da macht es keinen Sinn, dass er mitfährt. Er würde nur zehn andere anstecken. Und Torben fühlte sich am Donnerstagmorgen auch noch total geschlaucht. Leider müssen wir mit einer noch kleineren Gruppe nach Lautern fahren.“
Auch der verschnupfte Stefan Reuter darf nicht in den Mannschaftsbus. Der Sportdirektor fährt mit seinem Audi Q7 selbst die 420 Kilometer in die Pfalz. Reuter sagte: „Wir wollen kein Risiko eingehen. Ich will keinen anstecken. Ich fange beim Treppensteigen schon das Schwitzen an. Mir geht’s nicht gut.“ Und so ist Kurz derzeit eher Arzt als Trainer. Sein Ziel: Bloß keine weiteren Patienten! Mit den üblichen Hausmitteln kämpft Dr. Kurz gegen den Löwen-Virus. Eine Kiste Äpfel ließ er in den Mannschaftsbus tragen, die Spieler trinken verstärkt Elektrolytgetränke. Kurz: „Meine Jungs sollen sich auch warm anziehen. Zu dieser Jahreszeit liegt die Grippe in der Luft.“
Dennoch tritt heute eine Notelf auf dem Betzenberg an. Auch die Dauer-Patienten Berkant Göktan (Reha nach Bandscheiben-OP), Markus Schroth (Knie-OP), Antonio di Salvo (Syndesmosebandriss), Mate Ghvinianidze (Meniskus-OP) fallen weiter aus. „Unsere Situation ist schwierig“, sagte 1860-Boss Albrecht von Linde, als er gestern am Trainingsplatz vorbeischaute: „Der ganze Sturm ist lahmgelegt. Ich hoffe, dass wir bis zum Derby am 27. Februar wieder ein passableres Bild abgeben.“ Doch an das lukrative Pokal-Viertelfinale gegen die Bayern denkt Kurz noch lange nicht. Ihn beschäftigt sein dezimierter Kader: „Wir kriegen den Bus zwar voll, aber wir sind gehandicapt. Dennoch werden wir selbstbewusst ins Spiel gehen. Wir müssen uns ein Erfolgserlebnis holen. Das 0:3 gegen Augsburg hat uns allen nicht gefallen. Wir müssen die Antwort jetzt geben.“
Stimmt, denn zur Immunschwäche kommt eine Auswärtsschwäche. Der letzte Liga-Sieg auf Gegners Platz ist vier Monate her: Am 5. Oktober gewann der TSV 1860 2:0 in Jena. Oliver Griss