Dieter Schneiders stiller Abschied
Nach seinem letzten Amtstag als Vereinsboss schaut Dieter Schneider nochmal beim Training des TSV 1860 zu. Er verabschiedet sich von den Spielern, es geht ihm sichtlich nahe. Jetzt übernimmt Hep Monatzeder.
München - Um kurz vor 15 Uhr erinnerte ihn seine Frau Gibsy. "Noch zehn Minuten bis zum Training", sagte sie. Es war Zeit. Dieter Schneider schritt in die Kabine der Mannschaft. Ein letztes Mal. Zum Abschied. Die Gebrechlichkeit sah man ihm deutlich an, erst am Wochenende wurde er aus dem Krankenhaus entlassen, gut geht es ihm nicht.
Es war ein trauriges Bild, Löwen-Wirtin Christl Estermann kämpfte gegen die Tränen, einige Spieler nahmen den ehemaligen Präsidenten in ihren Arm. Vor allem Gabor Kiraly, der am Montag seinen 37. Geburtstag feierte, sah man die Traurigkeit an. "Machen Sie's gut, Herr Präsident", sagte er zum Abschied.
Der Abschied von der gesamten Mannschaft fiel dann kurz und somit etwas schmerzloser aus. "Unter Fußballern braucht man keine Rede vorzubereiten. Da weiß man, was man zu sagen hat", sagte Schneider, dem der Abschied äußerst nahe ging. "Ich hatte zur Mannschaft eine sehr enge Verbindung. Es ist eine Mannschaft mit tollem Charakter. Das tut schon weh."
Er sagte den Spielern, sie solle bloß nicht aufgeben. Auch in dieser Saison noch nicht. Irgendwas ginge immer. Eines konnte man Dieter Schneider während seiner Amtszeit nun wahrlich nicht vorwerfen: Er opferte sich für den Verein auf – häufig bis hin ins Krankenbett.
Die ständigen Auseinandersetzungen mit Investor Hasan Ismaik setzten ihm ordentlich zu, am Montag beerbte ihn Hep Monatzeder offiziell als Präsident. Schneiders Amtszeit ist beendet, sein Büro ausgeräumt. "Es ist für mich zu einer Lebensaufgabe ausgewachsen. Nun ist es ein Neubeginn für andere." Dass der Abgang alles andere als rühmlich vonstatten ging, ist unbestritten.
Schneider selbst zog die Reißleine, das fehlende Vertrauen des Vereins ließ keinen anderen Entschluss zu. Nachtreten möchte Schneider allerdings nicht. Zumindest nicht verbal. "Es gibt Dinge, die macht man mit sich selbst aus", sagt er. Nun wünscht er sich den Erfolg der Löwen.
"Ich hoffe, dass wir ein Fundament schaffen konnten, auf dem jetzt aufgebaut werden kann. Wenn das gelingt, ist alles gut." Auch Ratschläge möchte er seinen Nachfolgern nicht mit auf den Weg geben. Mit seinem Nachfolger sprach er bislang nicht. Warum? "Das steht mir nicht zu, den Nachfolgern noch irgendwelche Tipps zu geben." Die Bescheidenheit eines Abgängers?
Beim Anblick seiner körperlichen Verfassung muss man fast froh sein, dass er sich nicht mehr den Querelen aussetzen muss. Die Zeiten, in denen sich Schneider und Ismaik aufrieben, ohne dass es 1860 weiterbrachte, sind nun vorbei. "Ich kann mich nun mehr um meine Firmen und natürlich um meine Familie kümmern", sagt Schneider.
Die sei in der Zeit als Präsident häufig zu knapp gekommen, das betonte er häufig. Gegen 15.30 Uhr am Ostermontag schritt Schneider dann mit seiner Ehefrau und Tochter zum Trainingsplatz, um die Einheit von Trainer Alexander Schmidt zu beobachten. Um kurz vor Vier wagte er, nun Ex-Präsident, einen letzten Blick zurück, dann war er weg.