Dieter Schneider: "Ich bin dann mal raus"

1860-Präsident Dieter Schneider hat sich in eine Klinik einweisen lassen. Der Stress schlägt ihm auf den Magen, er hat 16 Kilo abgenommen, eine OP droht. Die AZ hat ihn im Krankenhaus besucht.
MÜNCHEN - Untätig im Bett zu liegen, das ist seine Sache nicht. Auch nicht im Krankenhaus. Und so sitzt Dieter Schneider zusammen mit seiner Frau Gypsy draußen auf der Terrasse, als die AZ ihn im Krankenhaus besucht. Am Montag hat sich der Löwen-Präsident selbst in die Klinik einweisen lassen. Die körperlich und emotionale anstrengende Rettung der Löwen ist ihm buchstäblich auf den Magen geschlagen. Der 64-Jährige, auch so schon weit davon entfernt, eine stattliche Erscheinung zu sein, hat stark abgenommen, selbst der weiß-blaue Blumenstrauß scheint breiter zu sein als er.
AZ: Herr Schneider, da haben Sie uns aber einen gehörigen Schrecken eingejagt. Diese Frage ist also wirklich ernst gemeint: Wie geht es Ihnen?
DIETER SCHNEIDER: Schon wesentlich besser, danke. Es werden viele Untersuchungen gemacht, das dauert halt.
Es heißt, Sie hätten am Wochenende einen Schwächeanfall erlitten...
Ich weiß nicht, ob das das richtige Wort ist. Ich bin ja nicht umgekippt oder sowas. Richtig ist aber, dass ich die Reißleine gezogen habe. Ich bin dann jetzt mal raus! Es ging mir in der letzten Zeit einfach nicht gut, ich fühle mich schlapp, mein Magen macht mir zu schaffen. Es ist kein Geheimnis, dass ich im letzten Jahr viel abgenommen habe.
Wie viel genau?
15 Kilo waren es bis Montag, hier in der Klinik ist nochmal ein Kilo dazugekommen – da spielt wohl auch die Qualität des Essens eine Rolle (lacht). Ich wiege nur noch 58 Kilo – das ist defintiv zu wenig.
Sie waren bereits vor 2 Wochen für einige Tage im Krankenhaus, wurden damals ohne Diagnose entlassen. Wissen Sie jetzt, was Ihnen fehlt?
Ich habe noch keine abschließende Diagnose. Klar ist aber, dass einige Dinge in meinem Körper repariert und neu justiert werden müssen.
Droht Ihnen eine OP?
Eventuell, ja. Aber die Leute sollen sich keine Sorgen machen. Es ist nicht so, dass der Schneider bald nicht mehr ist. Aber ich brauche diese Pause jetzt, ich muss mich erholen und Kräfte sammeln. Wie lange – das werden wir sehen.
Sie gelten als Workaholic, führen Ihr Leben mit einer hohen Taktzahl. Wie schwer fällt Ihnen diese Entschleunigung?
Na ja. Ich weiß, dass die Dinge in meinen Firmen und bei 1860 auch eine Weile ohne mich laufen können. Alle haben mich darin bestärkt, jetzt mal eine Auszeit zu nehmen und mich um meine Gesundheit zu kümmern. Natürlich ist dieses Krankenhaustempo weit von dem entfernt, was ich gewohnt bin. Aber ich muss zulassen, dass andere Menschen die Kontrolle über meinen Körper übernehmen.
Spüren Sie eine größere Demut nach dieser Erfahrung?
Wissen Sie, Demut vor meinem Schicksal habe ich immer gehabt. Ich habe das Glück, ein so intensives, so schönes Leben führen zu dürfen, ich führe eine glückliche Ehe, habe eine tolle Familie. Uns geht es emotional und materiell gut. Ich bin dem Herrgott dankbar für mein Leben. Und jetzt muss ich halt mal zulassen, krank zu sein. Es ist auch nicht so, dass ich ein klinisch reines Leben geführt habe.
Entschuldigen Sie, aber so ganz leicht scheint Ihnen das Loslassen nicht zu fallen. Vizepräsident Franz Maget hat verraten, dass Sie die Mannschaft am Sonntag zum Auswärtsspiel bei St. Pauli begleiten wollen...
Schaun mer mal. Ich habe die Flüge nach Hamburg natürlich schon lange gebucht. Meine Frau wollte die jetzt Anfang der Woche stornieren, aber ich hab’ ihr gesagt, dass sie damit erstmal warten soll. Spätestens am Freitag werde ich vermutlich wieder entlassen. Und wenn es mir dann gut geht und die Ärzte nichts gegen die Reise haben, dann wäre ich gerne bei der Mannschaft. Bis jetzt haben die Ärzte nur gesagt, dass ich alles tun darf, was mir gut tut. Und die Spiele meiner Löwen bereiten mir keinen Stress.