Die Zweite Liga wird zum Pulverfass

Aufgrund der brisanten Ligakonstellation mit den Neulingen Dresden, Rostock und Frankfurt fürchtet die Münchner Polizei mehrere "High-Risk-Heimspiele" des TSV 1860.
MÜNCHEN In den kommenden Tagen wird sich mal wieder die DFL beim TSV 1860 melden. In den vergangenen Monaten hatten jegliche Schreiben aus Frankfurt ja meistens mit drohenden Punktabzügen oder irgendwelchen geforderten Liquiditätsnachweisen zu tun – nun ist die Zeit dieser Schreckensszenarien zwar mittlerweile rum, dennoch verheißt das erwartete Schreiben des Ligaverbands nichts Gutes. Weil der neugegründete Münchner Ausschuss für Sport und Sicherheit bei der DFL eine Verlegung des am dritten Wiesn-Wochenende geplanten Löwen-Heimspiels gegen Dynamo Dresden bzw. einen anderen Gegner für diesen Spieltag fordert, „entsteht für uns ein ganz schwieriges Thema“, sagte 1860-Präsident Dieter Schneider am Mittwoch. Natürlich könne man bei so einer Konstellation von vielen Zuschauern in der Arena und damit ordentlichen Einnahmen ausgehen – Trainer Reiner Maurer hatte neulich von möglichen 50 000 Zuschauern beim Dresden-Spiel gesprochen – „und doch darf die finanzielle Komponente nicht die primäre Rolle für uns spielen", sagte Schneider. "Und wenn wir das sagen, will das was heißen."
Wie auch immer sich die DFL mit den Löwen bezüglich ihres zweiten Wiesn-Heimspiels verständigt (am Auftaktwochenende kommt bereits der FSV Frankfurt in die Arena), für die Löwen ist dieser Termin nur der brisanteste in einer Saison, die wohl an drohenden Risikospielen kaum zu überbieten sein wird. Denn aufgrund der neuen Liga-Konstellation mit den drei Aufsteigern Dresden, Hansa Rostock und Eintracht Braunschweig sowie den Absteigern Eintracht Frankfurt, deren Fans sich zuletzt selbst als „Randale-Meister“ feierten, und St. Pauli, ist nun bundesweit vom Pulverfass Zweite Liga die Rede. Der Vorsitzende der deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, hatte sogar gesagt: „Die Zweite Liga droht zur Chaos-Liga zu werden.“ Denn es gebe ja ein enorm hohes Gewaltpotenzial, zudem sei eine hohe Zahl von Einsatzkräften nötig, um die Spiele abzusichern.
Dass aber genau dieses Vorhaben nicht einfach umzusetzen sein wird, erklärte Holger Hieronymus, der stellvertretende Geschäftsführer der DFL, in der „FAZ“ wie folgt: „Mit Blick auf den Spielplan hat man eigentlich an jedem Spieltag ein Risikospiel. Wer das erhöhte Sicherheitsrisiko nicht sieht, macht die Augen zu.“ Darauf angesprochen sagte Dresdens Manager Steffen Menze der AZ: „Wir tun alles dafür, dass sich keine der Befürchtungen im Zusammenhang mit unserem Verein und unseren Fans am Ende bewahrheitet.“ Aus Dresden war außerdem zu hören, man sei erst mal froh, wenn man die ersten zwei Ligaspiele in Cottbus und dann zu Hause gegen Rostock hinter sich habe, an einen möglichen Wiesn-Termin in München könne man darum noch gar nicht denken.
Zwar sagt Löwen-Boss Schneider, er vertraue darauf, „dass wir mit präventiven Maßnahmen vorsorgen können und dass sich unsere Fans nicht provozieren lassen.“ Außerdem wolle er auch weiterhin alle Spiele besuchen und dabei zu den Anhängern in die Fanblöcke steigen. Bei der Münchner Polizei blickt man der Saison jedoch weniger gelassen entgegen. Klaus Röschinger, der Leiter des Teams „Szenekundiger Beamten“, das sich gezielt um Fußballfans kümmert, sagte der AZ: „Durch die neuen Mannschaften in der Liga gibt es viel mehr High-Risk-Spiele für uns. Wir erwarten besondere Brisanz. Vor allem das Wiesn-Spiel gegen Dresden ist höchst unglücklich terminiert. Wir können ja nicht einfach so neue Einsatzkräfte aus dem Hut zaubern. Ich hoffe, man denkt ernsthaft über eine Verlegung nach, wenn es nach uns ginge, stünde das außer Frage. Aber ich habe ernste Zweifel. Denn Fußball ist nun mal auch Kommerz.“