„Die Wettgeschichte hängt Quido heute noch nach“

Ex-Löwenprofi Lanzaat geriet 2005 fälschlich unter Verdacht: „Meine Karriere ist beschädigt“
von  Abendzeitung

Ex-Löwenprofi Lanzaat geriet 2005 fälschlich unter Verdacht: „Meine Karriere ist beschädigt“

MÜNCHEN Wenn Quido Lanzaat in seiner Wohnung in Jena vor dem Fernseher sitzt und die News über den internationalen Wettskandal verfolgt, kommen bei ihm die ganzen Erinnerungen wieder hoch. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Profi für 5000 Euro seine eigenen Spiele manipuliert, wenn er das Zehnfache verdienen kann“, sagte Lanzaat, heute beim Drittligisten Jena unter Vertrag, der AZ.

Er weiß, worüber er spricht: Der 30-jährige Verteidiger geriet 2005 als Löwen-Profi (2004 bis 2006, 30 Zweitligaspiele) ins Fadenkreuz der Ermittler. Dem Holländer wurde unterstellt, auf manipulierte Spiele gewettet zu haben. Lanzaat glaubt, dass der Verdacht einzig darauf basierte, dass in einem Münchner Wettbüro sein Trikot mit allen Unterschriften der Löwen-Profis an der Wand hing. „Ich habe pro Jahr 40 Trikots verschenkt. Wo die Dinger dann hinkommen, kann ich nicht beeinflussen“, sagt Lanzaat heute, „Löwen-Trikots waren früher eben sehr begehrt.“

Eine Zeitung hatte Lanzaat daraufhin schwer beschuldigt. „Seitdem ist meine Karriere beschädigt und irgendwie auch kaputt. 1860 hat mir danach keinen Vertrag mehr angeboten“, sagt Lanzaat, „der Fall lief sogar in CNN. Die Zeitung hat sich zwar hinterher entschuldigt, aber ich stehe vor einem Scherbenhaufen. Weil ich auch diese eine dumme Doping-Geschichte (Lanzaat hatte 2000 einen Joint geraucht, d. Red.) hatte, heißt es bei mir schnell: Wo Rauch ist, ist auch Feuer.“

Damit zu kämpfen hat vor allem auch Lanzaats hübsche Lebensgefährtin Aynur. „Wir sind ein Opfer der Gerüchte“, ärgert sich die türkische Künstlerin, „die Vorwürfe waren nicht mehr als eine Luftnummer, die aber die Karriere meines Freundes zerstört hat. Er ist ein guter Fußballer, der hat mit seinen 30 Jahren nichts in der Dritten Liga zu suchen. Die Wettgeschichte hängt Quido heute noch nach. Wegen der Wettvorwürfe hat er nachweislich zwei Absagen von Klubs bekommen.“ Aynur erinnert sich noch zu gut an die schlimme Zeit in München: „Nachträglich habe ich erfahren, dass unsere Telefone abgehört wurden, dass die Ermittler wussten, wann wir im Kino oder beim Essen waren. Wir wurden bespitzelt.“

Nun hofft Lanzaat, dass seine Klage vor Gericht durchkommt. Der ehemalige 1860-Verteidiger, der bereits mehr als 40000 Euro an Anwaltskosten aufbringen musste, hat die Zeitung auf rund 250000 Euro Schadenersatz verklagt. Er sagt: „Alle Vorwürfe haben sich als haltlos erwiesen. Ich hoffe, dass das Ding bald durch ist.“ Gerichtstermin ist voraussichtlich im Februar. Oliver Griss

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