Die verrückte Löwen-WG

Bad Häring - Sie sind die unterschiedlichsten Zimmerkollegen im Trainingslager. Die Neuzugänge Yannick Stark und Markus Schwabl teilen sich in Bad Häring ein Zimmer – Ur-Hesse trifft auf Ur-Bayer, Darmstadt auf München und „Gude“ auf „Servus“.
Man fragt sich: Verstehen sie sich überhaupt, wenn sie miteinander sprechen? „Wir müssen gegenseitig schon manchmal nachhaken“, sagt Stark und lacht. „Aber ich habe mir den Markus schon ein bisschen erzogen, dass er wenigstens ein bisschen langsamer spricht – dann geht's auch ganz gut. Aber alles verstehe ich nicht.“
Schwabl selbst hatte sich seit seinem Transfer zum TSV 1860 einen Maulkorb verpasst. Bis jetzt, erstmals äußert er sich ausführlich. „Da prallen schon zwei Dialekte aufeinander, die gewöhnungsbedürftig sind. Aber ich werde trotzdem weiter bayerisch mit dem Yannick sprechen – denn wenn er jetzt in Minga ist, muss er sich doch auch irgendwann mal dran gewöhnen“, sagt der Filius von Manni Schwabl, der von 1994 bis 1997 schon für die Löwen gespielt hat und sogar Kapitän war. „Ich rede aber wirklich langsam oder manchmal auch hochdeutsch mit Yannick, damit ich nicht alles zweimal sagen muss“, sagt Schwabl jr.
Und wie ist das bei Schwabls zu Hause? „Da wird nur hochdeutsch geredet“, sagt der 22-Jährige und zwinkert mit dem Auge. „Ach, Quatsch, da wird bayerisch gesprochen – sonst würde mich der Papa vielleicht gar nicht verstehen.“ Und das will Schwabl nicht riskieren – denn die Beziehung zu seinem Vater und seiner gesamten Familie sind ihm enorm wichtig. „Der Papa war nie so ein richtiger Fußballvater, der von draußen reingebrüllt hat. Er hat sich schon immer im Hintergrund gehalten“, sagt der 22-Jährige, der bis zuletzt bei der SpVgg Unterhaching in der Dritten Liga gespielt hat. Ganze zwölf Jahre war er in dem Verein, bei dem sein Vater nun schon seit einem Jahr Präsident ist.
Doch nun war es Zeit für einen Tapetenwechsel – und da kam das Interesse der Löwen gerade recht. „Der Papa hat von 1860 nur in den höchsten Tönen geredet“, sagt Schwabl, der von Manni schon als sechsjähriger Junge immer mit an die Grünwalder Straße genommen wurde. „Da kann ich mich auch noch gut dran erinnern.“ Und natürlich ist Schwabl die Verbundenheit zu den Löwen alleine durch die Vergangenheit des Vaters quasi mit in die Wiege gelegt worden. „Ich habe schon als kleiner Junge Löwen-Trikots von Harald Cerny, Olaf Bodden oder halt eben die vom Papa gehabt“, erzählt der sympathisch und sehr bodenständig wirkende Schwabl, der allerdings sofort noch nachschiebt, „dass ich durch die Vergangenheit vom Papa natürlich auch Bayern-Trikots hatte.“
Die Verbundenheit zu beiden Münchner Klubs ist durch ihn einfach da. Papa Manni spielte zwar von 1984 bis 1986 und dann nochmal von 1989 bis 1992 beim FC Bayern. Doch jetzt zählt für Schwabl nur noch der Löwe. „Ich will mich durchsetzen, möglichst immer zum Profikader gehören und meine Einsatzzeiten bekommen – diesen Ehrgeiz habe ich“, sagt Schwabl, dessen Vorbilder in der Jugend der Brasilianer Kaka und der Franzose Zinedine Zidane waren. „Aber natürlich habe ich als kleiner Junge immer auch ein Stück weit zum Papa aufgeschaut.“
Auch für die Zeit nach der Karriere hat der 22-Jährige vorgebaut. Schwabl ist studierter Sportmanager, hat ein Fernstudium an der Fachhochschule Erding absolviert. „Das habe ich nicht nur für die Zeit danach gemacht, sondern ich wollte schon während dem Fußball was machen, um im Kopf frisch zu bleiben und um was für die Intelligenz zu machen“, erklärt Schwabl. Klingt vernünftig.