Die vergebenen Chancen des TSV 1860: Wie teuer bezahlt Sechzig die schwerste 3. Liga aller Zeiten?

Mit Platz acht in der abgelaufenen Drittligasaison hat der TSV 1860 den angepeilten Aufstieg einmal mehr verpasst. Das dürfte in der kommenden Spielzeit nicht zwingend leichter werden.
von  Victor Catalina
Wie sehr kommen die beiden vierten Plätze des TSV 1860 in der kommenden Saison auf Wiedervorlage?
Wie sehr kommen die beiden vierten Plätze des TSV 1860 in der kommenden Saison auf Wiedervorlage? © IMAGO / Revierfoto

München – Es war einmal, zu einer Zeit, als es mobile Daten und Smartphones noch nicht gab, genauso wenig wie HDTV. Zu einer Zeit, in der Fans im Stadion die Parallelspiele mit Radio am Ohr verfolgten.

Es war eine Zeit, in der unter anderem der TSV 1860 in der Bundesliga auf Arminia Bielefeld traf. Einige Jahrzehnte zuvor spielte auch der 1. FC Saarbrücken gegen den MSV Duisburg, in der Debütsaison der Bundesliga. Die letzte Bundesliga-Teilnahme des FC Ingolstadt datiert zwar "erst" aus dem Jahr 2017.

Zweimal Vierter, einmal Rekordstart: Die verpassten Chancen des TSV 1860

Dennoch ist der Trend für die kommende Saison klar: Insgesamt zwölf ehemalige Bundesligisten werden, neben dem TSV 1860, in der 3. Liga vertreten sein. Das verspricht nicht nur wesentlich mehr Tradition, sondern auch Herausforderungen für den seit Jahren angepeilten Aufstieg der Löwen.

In den vergangenen Jahren bot sich dem TSV mehrmals die Chance, 2020/21 und 2021/22 wurde man jeweils Vierter. Vergangene Saison landete Sechzig lediglich zwei Punkte hinter dem 1. FC Kaiserslautern, der sich in der Relegation gegen Dynamo Dresden durchsetzte (0:0, 2:0).

Die aktuelle Spielzeit begann sogar rekordverdächtig. Mit einem 3:1 über den Halleschen FC am 5. Spieltag stellte der TSV den Startrekord der Kickers Offenbach aus der Saison 2010/11 ein. Nach sieben Spieltagen standen die Löwen sechs Zähler vor dem Relegationsplatz an der Tabellenspitze. Es schien, als sei der Aufstiegstisch reich gedeckt. 

Bielefeld, Dresden, Saarbrücken, Ingolstadt: TSV-1860-Konkurrenz auf dem Maximum

Was folgte, waren jedoch nur drei Siege bis zur Winterpause. Der VfL Osnabrück, der sich hochdramatisch Platz drei sicherte, war zu diesem Zeitpunkt 13 Punkte (!) hinter dem TSV – und beendete die Saison mit genau demselben Abstand auf die Sechziger. In der Rückrunde sammelte der VfL fast doppelt so viele Punkte (42) wie der TSV (24).

Gerade diese Statistik zeigt, welche Großchance die Löwen in den vergangenen Jahren vergeben haben. Es würde schwer verwundern, wenn die Absteiger irgendein anderes Ziel außer dem Aufstieg ausgeben würden. Insbesondere Arminia Bielefeld wird sich bemühen, ein Zeichen zu setzen, nachdem sie von der Bundesliga in die 3. Liga durchgereicht wurden.

Dynamo Dresden pendelte in den letzten Jahren wiederholt zwischen 2. Bundesliga und 3. Liga. Dazu kommt der 1. FC Saarbrücken, der auf Platz fünf nur einen Punkt vom Aufstieg entfernt war. Auch Ingolstadt möchte perspektivisch höher als drittklassig spielen. 

Unfertiger Kader: Wie sieht der TSV 1860 in der kommenden Saison aus?

Für den TSV selbst kommt erschwerend hinzu, dass noch nicht klar ist, mit wieviel PS man ins Rennen geht. Die Abgänge von Kapitän Stefan Lex, Raphael Holzhauser, Joseph Boyamba, Marcel Bär oder Yannick Deichmann reißen ein 47 Scorerpunkte großes Loch in die Offensive, das zunehmend gestopft werden muss.

Julian Guttau (SC Freiburg II), David Richter (Kickers Offenbach) und Marlon Frey (MSV Duisburg) stehen bislang als Neuzugänge fest. Abgeschlossen ist die Personalplanung damit noch lange nicht. Zumal es auch noch die Nachfolge von Sportchef Günther Gorenzel zu klären gilt, den es zu Austria Klagenfurt zieht. Die kommende Drittligasaison wird für den TSV 1860 alles andere als einfach. Vielleicht sogar die schwerste aller Zeiten.

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