Die Talente gehen - der Löwen-Scout sucht
1860-Chefscout Stephan Schwarz fährt 150.000 Kilometer im Jahr – und wehrt sich gegen die Kritiker.
PLAYA DE LAS AMERICAS Zuletzt ging Timo Gebhart zum Vfb Stuttgart, als nächsterJungstar droht nun Lars Bender die Löwen zu verlassen. Und mit jedem Spielerverkauf wird Stephan Schwarz’ Aufgabe wichtiger für den TSV 1860. Schließlich muss der Scout Talente finden, die sich später beim Zweitligisten etablieren. Eine schwierige Aufgabe für den 38-Jährigen, der bereits seit 2003 für die Löwen arbeitet. Mit Erfolg? Darüber wird gestritten beim TSV 1860.
Auf der 2008 bekannt gewordenen Sparliste von Vizepräsident Michael Hasenstab standen auch die fürs Scouting aufgeführten 250000 Euro zur Diskussion. Und nun ist Schwarz sogar drei Tage mit auf Teneriffa, am Dienstag fliegt er weiter nach Alicante, um den HSV, den Pokalgegner der Löwen, zu begutachten. Urlaub bei der Mannschaft? Manager Stefan Reuter weist derartige Vorwürfe zurück: „Es macht Sinn, dass sich sportliche Leitung und Scout austauschen, ebenso macht es Sinn, dass sich der Scout ein aktuelles Bild von der Mannschaft verschafft, um zu wissen, wo Defizite bestehen."
Doch wen hat Schwarz bislang entdeckt? Er rühmt sich, das Talent des jetzigen Stammkeepers Philipp Tschauner erkannt zu haben. „Ich kann die Kritik teilweise nachvollziehen", sagt er selbst, „weil die meisten nicht wissen, welchen Job ich mache, dass ich im Jahr 150000 Auto-Kilometer für den Verein unterwegs bin." Außer Reuter und Trainer Kurz könne niemand die Qualität seiner Arbeit beurteilen: „Natürlich hinterfrage ich mich auch selbst." Welche Antworten er dann findet? „Man müsste das Scouting eher ausbauen als zurückfahren, damit wir mehr agieren als reagieren können.“ Spaß mache ihm sein job dennoch: „Der Reiz ist, Spieler zu entdecken und zum Verein zu lotsen."
Thorsten Klein