Die Spielanalyse: Das war gut, das war schlecht

Nürnberg – Willkommen im Abstiegskampf, 1860! Nach 16 Spieltagen und dem Relegationsrang 16 liegend, ist das die traurige Realität für Sechzig. „Die Tabelle lügt jetzt nicht mehr“, sagte Daniel Adlung nach der Pleite beim Club. Und er hatte Recht. Die Weiß-Blaue Brille hilft niemandem mehr weiter. Stattdessen müssen die richtigen Lehren aus einer katastrophal schlechten Hinrunde gezogen werden. Und zwar schnell.
Das Spiel: 18 zu fünf Torschüsse für den Club sprechen eine deutliche Sprache. Die Statistik hat aber mitnichten etwas mit der diskutablen Gelb-Roten Karte für Martin Angha (58.) zu tun. Bis dahin hatten die Löwen erst dreimal aufs Tor geschossen. Dabei hatte Sechzig aggressiv und offensiv begonnen. Doch wenn man sich bei einem Auswärtsspiel gleich in der Anfangsphase zweimal auskontern lässt, ist das einer Zweitligamannschaft unwürdig. So war das Spiel früh entschieden. Dem Anschlusstreffer folgte keine einzige Drangphase mehr, die nach dem Ausgleichstreffer schrie. Zu zehnt waren die Weiß-Blauen chancenlos. Eine verdiente Niederlage.
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Die Tore: Das 0:1 resultierte aus einem verlorenen Zweikampf Valloris im Mittelfeld und einem quirligen Alessandro Schöpf, der Christopher Schindler ganz alt aussehen ließ. Sein Schuss ins kurze Eck erwischte Stefan Ortega auf dem falschen Fuß. Den Torhüter trifft aber keine Schuld. Genauso wenig wie beim 0:2, als Jakub Sylvestr Guillermo Vallori entwischte und den Ball sehenswert im Winkel festmachte. Maxi Witteks Flankenlauf bescherte den Löwen ein wenig Hoffnung. Seine Hereingabe verlängerte Mössmer unglücklich ins eigene Netz.
Szene des Spiels: Das 0:1 zeigte auf dramatische Weise, wie leicht es ist, aktuell gegen Sechzig Tore zu erzielen. Das Mittelfeld bekommt keinen Zugriff auf den Gegner, die Abwehr patzt, der Gegner hat leichtes Spiel, Ortega ist die ärmste Sau. Vallori und Schindler leisteten sich zum wiederholten Male fatale individuelle Aussetzer, sind völlig verunsichert. Das Defensivzentrum, das eigentlich der Fels in der Brandung sein sollte, ist instabil wie Pappmaché. Adlung und Ortega kritisierten unisono: „Wir machen es dem Gegner viel zu leicht Tore gegen uns zu erzielen.“ Und das schon seit Wochen.
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Das war gut: Die Unterstützung der Löwen-Fans. 3000 mitgereiste Anhänger sorgten schon 30 Minuten vor Spielbeginn für knisternde Derby-Atmosphäre. Seit Wochen lassen sie ihre Mannschaft nicht hängen und feuern sie an. Eine Leidenschaft, die Leiden schafft: Zu selten bekommen die Weiß-Blauen vom Geschehen auf dem Rasen zurück, was sie selbst in der Kurve veranstalten. Die Unterstützung war in Nürnberg Erstliga-reif - wäre da nicht die überflüssige Pyro-Aktion gewesen.
Das war schlecht: Schiedsrichter Robert Kampka lag bei der Gelb-Roten Karte gegen Angha daneben. In der ersten Halbzeit hatte der Schweizer sich zurecht dem Gelben Karton abgeholt. Doch sein Luftduell gegen Bulthuis war regelkonform: kein Aufstützen, kein Ellenbogen. Kampka gab trotzdem die zweite Gelbe - bitter für den Schweizer, bitter für die Löwen. Eine klare Fehlentscheidung.
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Das sagte 1860-Trainer Markus von Ahlen: " Wir sind dieses Derby von der ersten Sekunde an vehement angegangen. Die ersten Minuten waren auf unserer Seite, wir konnten unsere Chancen aber nicht nutzen. Mit den ersten Torschüssen hat Nürnberg dann eiskalt zugeschlagen. Wir haben gebraucht, um uns von diesem Schock zu erholen. Einem 1:2 mit zehn Mann hinterherzulaufen, ist nicht einfach. Wir haben alles versucht, dass der Ausgleichstreffer nicht mehr gefallen ist, ist sehr schade. Es geht jetzt darum, um jeden Punkt zu kämpfen."
Das sagte Club-Coach René Weiler: " Ich habe das Spiel ähnlich gesehen wie Markus von Ahlen. Wir hätten das dritte Tor erzielen müssen, dann hätten wir nicht bis zur letzten Sekunden zittern müssen. Wir haben nach hinten wenig bis nichts zugelassen."