Die schwierige Junglöwen-Jonglage – warum der TSV 1860 seinen Saison-Plan ändern musste

Der TSV 1860 und seine Talentschmiede: Trainer Giannikis und Sport-Boss Werner wollen Youngster fördern, müssen aber gleichzeitig (bessere) Ergebnisse liefern. Lukas Reich ist schon wertvollster Löwe, Sextett schnuppert.
von  Matthias Eicher
Gute Jugendarbeit bis hierhin – auch, wenn Trainer Giannikis (l.) und Sport-Boss Werner in dieser Saison eigentlich noch mehr Einsatzzeiten für die 1860-Youngster eingeplant hatten.
Gute Jugendarbeit bis hierhin – auch, wenn Trainer Giannikis (l.) und Sport-Boss Werner in dieser Saison eigentlich noch mehr Einsatzzeiten für die 1860-Youngster eingeplant hatten. © sampics / Stefan Matzke

München - Die Bender-Zwillinge. Benny Lauth. Kevin Volland. Julian Weigl. Oder zuletzt Leandro Morgalla. Viele Löwen-Fans und nicht zuletzt die zahlreichen Talente aus der Schmiede der Sechzger selbst träumen davon, bald dem nächsten glorreichen Junglöwen zu einer großen Karriere als Profifußballer zu verhelfen. Am besten so lange wie nur irgend möglich bei Sechzig selbst – und dann durch eine dicke Millionen-Ablösesumme. Ein kniffliges Unterfangen.

1860-Talent Reich schon jetzt wertvollster Löwe

Aktuell hat der TSV 1860 mit Rechtsverteidiger Lukas Reich (18) wieder hoffnungsvolles Tafelsilber in den eigenen Reihen. Der Stern des gebürtigen Erdingers ist erst in der laufenden Saison aufgegangen, als er sich einen Stammplatz beim TSV erkämpfen konnte. Der Lohn: Sein Marktwert ist wiederholt nach oben korrigiert worden, Reich ist gemeinsam mit Thore Jacobsen und Soichiro Kozuki mit 450.000 Euro sogar schon der wertvollste Löwe (Quelle: "transfermarkt.de"). Und doch ploppen bei 1860 derzeit einige Fragen auf: Macht Reich die Löwen reich? Wer ist der Nächste? Und: Wieso schaffen es die Blauen nicht, noch viel mehr Talente zu fördern?

Doch der Reihe nach: Nach AZ-Infos soll Reich genau der eingangs geschilderte Weg zugrunde liegen: So lange bei 1860 bleiben, wie man ihn halten kann, für den unwahrscheinlichen Fall seiner Dauer-Vertragsunterschrift bis zur Fußballer-Rente – oder doch zumindest so lange, bevor er durch einen Wechsel zu einem höherklassigen Verein eine Millionensumme einspielt.

Sechzig wollte den Junglöwen eigentlich noch viel mehr Einsatzzeiten geben

Aktuell bemüht sich 1860 um eine Verlängerung des bis 30. Juni 2026 laufenden Vertrages, bisher aber ohne Durchbruch. Was 1860 um jeden Preis verhindern will, ist ein ablösefreier Abgang wie etwa bei den Ex-Löwen Dennis Dressel oder Mansour Ouro-Tagba. Ausgerechnet das Duo sollte jetzt übereinstimmenden Medienberichten zufolge zurückgeholt werden, wobei Zweiterer laut "Geissblog" stattdessen zum 1. FC Köln zurückkehren wird.

Reich dagegen ist neben Neuzugang Florian Bähr, der allerdings kein Eigengewächs ist, der Hauptgrund für die erfreuliche Meldung, dass 1860 in der "Nachwuchsfördertopf-Tabelle" auf Rang zwei liegt: Hinter Kellerkind und Rivale SpVgg Unterhaching hat 1860 drittligaweit die meisten U21-Akteure eingesetzt. Nach AZ-Infos war Sechzigs Plan zu Saisonbeginn, verstärkt auf Talente zu setzen. Aufgrund der wechselhaften Ergebnisse und des hohen Giesinger Ergebnisdrucks sahen sich Coach Argirios Giannikis und Sport-Boss Christian Werner allerdings dazu gezwungen, mehr gestandenes Drittligapersonal einzusetzen.

Mittelprächtige Leistungen des Junglöwen Lukas Reich werden mit einer Note 3 bewertet (Archivbild).
Mittelprächtige Leistungen des Junglöwen Lukas Reich werden mit einer Note 3 bewertet (Archivbild). © IMAGO

Zahlreiche Talente im Kader, doch Ausgangslagen differieren stark

Mit Erion Avdija, Tim Kloss, Moritz Bangerter, Sean Dulic und Raphael Ott stehen jedenfalls weitere Youngster im Profikader, die Chancen und Probleme der Giesinger gleichermaßen aufzeigen: Während Bangerter und Kloss bereits in der Vorsaison debütieren durften und aktuell durch Bangerters Verletzung und Kloss' Konkurrenz im Mittelfeld scheinbar wieder zurückgerutscht sind, darf sich Dulic derzeit aufgrund von akutem Verteidiger-Mangel zeigen.

Andere Spieler wie Keeper Avdija, aber auch der technisch beschlagene, aber physisch noch etwas zu fragile Wirbelwind Ott müssen sich hinten anstellen. Ott trägt auch noch die Bürde eines spektakulären Seitfallzieher-Treffers beim 1:3 gegen Viktoria Köln, der die Erwartungen im Löwen-Umfeld nach oben schnellen ließ.

Torwart-Talent Erion Avdija ist künftig Teil des Profi-Teams des TSV 1860
Torwart-Talent Erion Avdija ist künftig Teil des Profi-Teams des TSV 1860 © IMAGO/Ulrich Wagner (www.imago-images.de)

Giannikis nimmt Talente mit zum Test – warum er sie nicht einsetzte

Mit Mike Gevorgyan, Lasse Fassmann, Clemens Lippmann, Finn Fuchs, Samuel Althaus und Emre Erdogan hatte Giannikis beim 1:2 im Test bei Jahn Regensburg bereits die nächsten sechs Youngster mit im Mannschaftsbus sitzen. Wer dachte, dass das Sechzger-Sextett die Überholspur einschlägt, sieht sich allerdings getäuscht. "Es ist wichtig, dass die Jungs uns begleiten, alles miterleben. Das sind spannende Jungs, die wir entwickeln wollen", sagte Giannikis zwar, bremste aber, nachdem er sie alle nicht eingesetzt hatte: "Das hätte bedeutet, dass andere weniger spielen."

Sie ist schon ein Kreuz, diese Junglöwen-Jonglage – und neben Ergebnissen eben auch eine wichtige Währung im Löwen-Kosmos.

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