Die Protagonisten des 1860-Machtkampfs
Dieter Schneider, Otto Steiner und Hamada Iraki sind die handelnden Personen im Kamof um die Macht bei den Löwen - und alle sind in die Bredouille geraten.
München - Dieter Schneider, Otto Steiner und Hamada Iraki - sie alle kämpfen derzeit bei 1860 mehr oder weniger direkt um ihr Überleben. Durch die Forderung von Investor Hasan Ismaik, Schneider müsse zurücktreten, wenn er nicht den Geldhahn zudrehen solle, sind alle drei in die Bredouille geraten.
Präsident Dieter Schneider: Kaum zu glauben angesichts des Erreichten, aber Dieter Schneider ist noch nicht mal seit einem Jahr an der Spitze des TSV 1860.
Schneider hat die Probleme des Klubs erkannt und hat die Löwen saniert – zum Preis seiner Gesundheit und des Anteilsverkauf an Hasan Ismaik. „Die Geister, die ich rief“, zitierte Schneider Johann Wolfgang von Goethe Zauberlehrling. Und tatsächlich: Monatelang war er durch seine Taktik der maximalen Konfrontation das einzig starke Gegengewicht im Verein zum Investor. Nun muss er abwarten, ob seine Löwen den Verlockungen des Geldes erliegen – und ihm den Dolch in den Rücken jagen. Freiwillig zurücktreten wird er nicht, das kann man von ihm auch nicht verlangen. „Ich habe diese Situation nicht heraufbeschworen und kann diese Verantwortung nicht übernehmen“, sagt er – aber er wird sich der Entscheidung fügen. Für 1860.„Hier passiert so viel, aber man vergisst den Menschen dabei“, sagt Schneider.
Aufsichtsratschef Otto Steiner: hat ein Problem, und das ist: sein Lebenstraum. Bereits seit 2006 ist der smarte TV-Produzent bei 1860 eine Art Präsidentschaftskandidat in Lauerstellung. Und seit 2006 versichert er verschiedenen Präsidien seine Loyalität. Das ging, berechtigt oder nicht, auch zu Lasten seiner Glaubwürdigkeit.
Steiner stand, wie er zugegeben hat, am Dienstag vor der schwersten Entscheidung seines Löwen-Lebens. Er, dessen gutes Verhältnis zu Investoren-Einflüsterer Hamada Iraki bekannt ist, sollte Präsident Dieter Schneider absägen – obwohl er diesem öffentlich seine Loyalität zugesichert hatte. Und zwar im Auftrag von Iraki und Schneider. Steiner musste sich für eine Seite entscheiden: Investor oder Verein. Doch Steiner weigerte sich – und traf damit für sich die beste Entscheidung. Als Königsmörder hatte Steiner nicht mehr selbst Präsident werden können. So bleibt alles offen.
Investoren-Berater Hamada Iraki: Man kann den Investmentbanker mit einigem Recht als Machiavelli von der Isar bezeichnen. Iraki ist ein harter und gewiefter Verhandler, er beherrscht das Strippenziehen und Intrigenspiel – und er hat sich bisher immer durchsetzen können. Und zwar stets, bevor es zur endgültigen Eskalation kam.
Doch am Dienstag wirkte selbst Iraki ratlos und zerknirscht. Ismaik soll mit seiner ultimativen Forderung, entweder Schneider trete zurück oder er drehe sofort und komplett den Geldhahn zu, selbst Iraki kalt erwischt haben. Diese Stufe der Eskalation schien selbst dem Palästinenser eine Nummer zu groß zu sein. Während der Aufsichtsratssitzung verteidigte er darum Ismaiks Haltung, aber, wie Teilnehmer berichten, eher sachlich und nicht mit der gewohnten Leidenschaft. Am Mittwoch überzeugte er Ismaik dann immerhin, sich mit Schneider noch mal an einen Tisch zu setzen.