Die Perspektive beim TSV 1860 stimmt wieder
München - Auf Giesings Höhen wird gerne der Teufel an die Wand gemalt. Das weiß auch Günther Gorenzel, seines Zeichens Geschäftsführer Sport: "Vor einigen Wochen hieß es noch: Wenn wir im Winter nicht zwei, drei Spieler auf dem Transfermarkt finden, sind wir erster Abstiegskandidat." Und dann auch noch die Dauerthemen der Insolvenz und der drohenden Perspektivlosigkeit.
Und jetzt? Nach der Vorrunde grüßt der TSV 1860 als Drittliga-Elfter aus dem Tabellen-Mittelfeld. Zeit also für entwarnende Wasserstandsmeldungen – auf allen Ebenen.
Zunächst einmal die sportliche Lage: Sechs Punkte Vorsprung auf die Abstiegsränge, sechs Punkte Rückstand auf die Aufstiegsplätze. "Wir haben die Hinrunde mit 26 Punkten beendet. Das sind drei Punkte mehr als in der vergangenen Saison. Wir sind seit sechs Spielen ungeschlagen, das gab es auch noch nicht so oft in unserer Drittligahistorie", sagt Gorenzel – genauer: in Sechzigs erst zweiter Spielzeit in der dritthöchsten Spielklasse noch nie.
TSV 1860: Hasan Ismaik wendet Insolvenz ab
Chefcoach Michael Köllner, mit einem Sieg und drei Remis Hauptverantwortlicher für den Aufschwung, ergänzte: "Wir haben zuletzt Ingolstadt an die Wand gespielt. Ich bin mit der Entwicklung sehr zufrieden." Das Duo erinnerte an das ausgerufene Saisonziel und liegt trotz der jeweils in Überzahl vergebenen Punkte gegen Großaspach (1:1) und beim FC Ingolstadt (2:2) quasi im Soll der Sorgenfreiheit.
Zudem trudelte in einer Pressemitteilung nun ein, was die AZ bereits am Tag zuvor berichtet hatte: die Darlehensumwandlung von Investor Hasan Ismaik über 4,8 Millionen Euro in Genuss-Scheine. "Durch diese Maßnahme wird der TSV 1860 München die Kapitalauflage des DFB erfüllen und hat keine weitere Strafzahlung zu erwarten", schrieben die Sechzger.
Interessant: Das Schreiben enthielt neben dem Dank der Geschäftsführer auch explizit den Dank des Präsidiums um Robert Reisinger an Ismaik. Letzteres ist eine Seltenheit, denn die Gesellschafter glänzten bislang mit gegenseitiger Ablehnung. Ismaiks Maßnahme ist allerdings auch ein Muss für sorgenfreie Zeiten, um eine Insolvenz abzuwenden, die Haupt- wie Minderheitsgesellschafter hart treffen würde.
TSV 1860: Wie geht es nun mit Bekiroglu weiter?
Was die Perspektive anbelangt, zeigte sich Gorenzel optimistisch. Angesprochen auf die drohende Senkung des Etats auf ursprünglich geplante 2,4 Millionen Euro erklärte der Österreicher: "Wir gehen ganz klar davon aus, dass wir mehr zur Verfügung haben werden." Der 48-Jährige weiß womöglich mehr, als er verrät.
Und ebenfalls erfreulich: Mit Spielmacher Efkan Bekiroglu befinde man sich, nachdem der 24-Jährige vor Wochen ein Vertragsangebot abgelehnt hatte, nun in Gesprächen über eine Verlängerung. "Effes Ziel ist klar: Er will sich nach oben orientieren. Das wollen wir auch und jetzt müssen wir sehen, ob wir zusammenkommen. Ich bin zuversichtlich, dass wir die richtigen Schritte einleiten werden."
Beim TSV 1860 geht der Blick nach oben
Nach AZ-Informationen sollen zwar neue Sponsorendeals eingetütet werden, aber die klammen Giesinger dürften nicht an Ismaik vorbeikommen, will man nicht nur auf junge Talente setzen (Torhüter-Talent Tom Kretzschmar etwa hat seinen Vertrag am Donnerstag verlängert). In den kommenden Jahren will die sportliche Leitung nach oben schielen.
So lässt sich der Geschäftsführer Sport jedenfalls verstehen, wenn er sagt: "Michael Köllner und Günther Gorenzel sind doch nicht hier, um die 3. Liga zu verwalten." Dazu müsse man sich weiterentwickeln, stellte er klar. Nicht, dass auf Giesings Höhen noch geträumt wird, denn das ist neben Schwarzmalerei eine der absoluten Lieblingsbeschäftigungen.