"Die Mannschaft ist einfach zu schlecht"

München - Die Entwicklung ist besorgniserregend. In den vergangenen vier Spielen haben die Löwen nur zwei Punkte geholt, stehen in der Rückrunden-Tabelle auf dem 17. Platz. Zum ersten Mal seit Friedhelm Funkel im September den TSV 1860 übernommen hat, schlägt dem 60-Jährigen Kritik entgegen. Passt das System? Stellt Funkel richtig auf?
Vor dem Heimspiel gegen den SC Paderborn (Samstag, 13 Uhr) springt ihm nun ein guter Freund und langjähriger Weggefährte aus Frankfurter Zeiten zur Seite. „Ich schaue mir jedes Spiel der Löwen an“, sagt Heribert Bruchhagen, der Vorstandsvorsitzende der Eintracht. Und ledert wenig später los. Nach den ersten 15 Spielen unter der Leitung von Funkel kommt Bruchhagen dabei zu einem schonungslosen Fazit: „Das bei 1860 ist keine richtige Krise. Die Mannschaft ist einfach zu schlecht, sie steht im Mittelfeld der Tabelle. Mehr geht da nicht.“
Das Problem, so Bruchhagen, seien die übertriebenen Erwartungen an den TSV 1860 und seine Mannschaft. „Friedhelm müsste den Leuten in der Stadt klarmachen, dass da realistisch nicht mehr zu machen ist.“ Dass das nicht passieren wird, ist dem 65-Jährigen auch bewusst: „Friedhelm war immer loyal seinem Arbeitgeber und den Spielern gegenüber.“
Weniger rücksichtsvoll geht Bruchhagen im Gespräch mit der AZ mit den Routiniers der Löwen um, während die Jüngeren Schonfrist bekommen: „Es gibt ja einige Talente, aber die sind noch nicht gut genug. Dafür sind die Alten schon über ihren Zenit hinaus.“
Einen Spieler hat Bruchhagen dabei ganz besonders im Visier. Den seit mehr als einem halben Jahr torlosen Löwen-Angreifer Benny Lauth. „Es tut mir ja leid für einen Benny Lauth, der sicher mal ein guter Stürmer war. Aber kein Tor schießen kann jeder.“
Bei seiner Analyse über den TSV 1860 nimmt Bruchhagen seinen alten Kumpel Funkel damit ganz klar in Schutz, sieht dessen Zukunft bei den Löwen aber nicht nur schwarz: „Friedhelm wird nächstes Jahr eine andere Mannschaft haben.“
Den Start in eine bessere Zukunft habe Funkel schon im Winter mit der Verpflichtung des Ex-Frankfurters Markus Steinhöfer gemacht: „Den hätte ich auch geholt. Der war bei uns damals Stammspieler und hat nach der Zeit bei der Eintracht Champions League gespielt.“
Weniger optimistich ist Bruchhagen in Sachen Yuya Osako: „Ich habe die ganzen Jubel-Berichte auch gelesen, teile die Meinung aber noch nicht. Er sieht aus wie ein Schulbub. Ich weiß nicht, ob er den Löwen wirklich helfen kann. Aber das ist ja zum Glück nur meine Meinung, muss also nichts heißen.“
Zumal Bruchhagen versteht, warum Funkel Yuya Osako unbedingt wollte: „Er hat bei der Eintracht gute Erfahrungen mit Japanern gemacht. Ein Naohiro Takahara und ein Junichi Inamoto waren immer Stammspieler. Außerdem liegen Friedhelm die Japaner von der Mentalität her. Sie gehen ihren Pflichte nach und sind sehr umgänglich.“
Allerdings, das kann auch der Eintracht-Boss nicht verhehlen, kann die Sprachbarriere auf Dauer ein Problem werden. „Bei einem Japaner hängt es hauptsächlich von seiner Intelligenz ab, ob er Deutsch lernt oder nicht. Und er muss es natürlich wollen“, sagt Bruchhagen.
Weil Osako aber fast täglich Deutsch büffelt, scheint zumindest diese Sorge des Eintracht-Chefs unbegründet.