Die Löwen: Zum Schämen!
Ingolstadt - Und dann sangen sie auch noch: „Ohne Sechzig wär’ hier gar nichts los!“
Ein paar Chaoten in der Fankurve haben den Sechzgern beim 0:2 in Ingolstadt einen Bärendienst erwiesen. Gerade, als die Löwen ein wenig stärker wurden im Derby und zum Ausgleich drängten, sorgten einige Unverbesserliche für eine Spielunterbrechung – und einen Abend zum Vergessen in Ingolstadt.
55 Minuten waren gespielt, als Stadionsprecher Italo Mele zum ersten Mal zum Mikrofon griff und an die Gästefans appellierte, doch bitte das Abbrennen von Pyrotechnik zu unterlassen. Schiedsrichter Christian Fischer hatte zuvor mit einer Spielunterbrechung gedroht. Doch es wurde nicht besser. Schlimmer noch: Ein paar Idioten bewarfen einen verletzten Spieler mit Feuerzeugen! Als FCI-Keeper Ramazan Özcan nach einer vergebenen Chance von Yuya Osako und einem Zusammenprall mit Grzegorz Wojtkowiak am Boden lag, flogen etliche Feuerzeuge auf den Rasen, ein paar verfehlten Özcan nur knapp. Fischer schickte die Mannschaften nach dieser an Dämlichkeit kaum zu übertreffenden Aktion in die Kabine. Die Chaoten quittierten das mit weiteren Pyros und Böllern. Das Spiel stand endgültig auf der Kippe, ein kompletter Spielabbruch drohte.
Lesen Sie hier: Die Löwen in der Einzelkritik
Erst Präsident Gerhard Mayrhofer, Investoren-Stellvertreter Noor Basha, Sportchef Florian Hinterberger, Keeper Gabor Kiraly und Kapitän Guillermo Vallori, die in die Kurve eilten, konnten die Situation beruhigen. Nach 13 Minuten ging es weiter. Doch die Aufholjagd war vorbei, am Ende kassierte 1860 sogar noch das zweite Gegentor durch Collin Quaner (88.). Zuvor hatte Philipp Hofmann getroffen (20.). „Die Pause hat unseren Rhythmus kaputt gemacht“, sagte Vallori.
Lesen Sie hier: Mayrhofer über die Fans: "Unakzeptabel"
Viel schlimmer als die Niederlage, durch die sich 1860 den Aufstieg wohl endgültig abschminken kann, war aber das beschämende Verhalten des Anhangs. Erst vor ein paar Tagen war der Klub von der DFL wegen des Abbrennens von Pyros mit einer Strafzahlung von 9000 Euro belegt worden. Nun dürfte die Strafe höher ausfallen. Viel höher. „Das war gefährlich. Ich habe den Fans gesagt, dass ich kein Problem habe, mit ihnen nach dem Spiel zu diskutieren. Aber hätten sie weitergemacht, wäre das Spiel unterbrochen worden“, sagte Vallori. „Feuerzeuge, Gläser, Flaschen und Pyrotechnik gehören nicht zum Fußball“, sagte Kiraly. Zwar könne er die Enttäuschung der Fans ob der Leistung der Spieler verstehen, aber mit dieser Aktion seien die Chaoten zu weit gegangen. Das sah Mayrhofer genauso. „Das ist unsportlich und unakzeptabel“, sagte der Präsident. „Hier haben einige Fans einen schlechten Eindruck hinterlassen, der natürlich nicht auf alle Löwen-Fans zutrifft.“
Natürlich nicht, doch auch Mayrhofer weiß, dass sich Teile des Anhangs einfach nicht benehmen können: „Wir sind mit unseren Fans im Dialog, aber ganz verhindern lässt sich das leider nicht, das hat man heute gesehen.“
Lesen Sie hier: Funkel: "So kann man nicht auftreten"
Eine gute Erklärung für den lange desaströsen Auftritt der Mannschaft hatten die Spieler nicht. „Wir waren nicht präsent genug“, sagte Vallori.
So bleibt von diesem schwarzen Freitag in Ingolstadt ein schwacher Auftritt der Mannschaft, das indiskutable Verhalten der Fans und eine Peinlichkeit am Rande: Debütant Julian Weigl musste die ersten 24 Minuten seiner Profikarriere mit dem Namen „Weigel“ bestreiten. Nicht mal die Beflockung des Trikots klappte.
- Themen:
- TSV 1860 München