Die Löwen und der Herbst-Blues

Das 1:1 gegen Aue lässt die Löwen Trübsal blasen – der Rückstand wächst. Hinterberger: „Jetzt dürfen wir uns nichts mehr erlauben.”
von  Marco Plein
1860 gegen Erzgebirge Aue - die Bilder des Spiels.
1860 gegen Erzgebirge Aue - die Bilder des Spiels. © Sampics

MÜNCHEN Vorsicht, Rutschgefahr! Als die Löwen am Morgen nach ihrem für sie so enttäuschenden Heimspiel gegen Aue, nach dem tristen 1:1 also, zum Auslaufen Richtung Isar abbogen, mussten sie über feuchtes Laub, auch unten in den Auen waren die Waldwege herbstnass und ziemlich glitschig. Immerhin: Kein Löwe fiel hin – ausgerutscht waren sie schon am Abend davor.

Im Bemühen, Anschluss an die Spitzenplätze der 2. Liga zu halten, sind die Sechzger erst mal gescheitert. „Es ist kein Weltuntergang”, sagte Flügelstürmer Daniel Halfar zwar, doch er erkannte auch: „Wir sind jetzt in einer Lage, in der wir uns nicht sehen wollten.”

Die Löwen haben sich plötzlich in eine Situation gebracht, in der sie mit einem kleinen Rückstand zu kämpfen haben. Schon in den letzten beiden Spielzeiten hatte man stets im Verfolgerfeld festgeklebt, vergangene Runde waren die Löwen so gut wie immer Sechster. Im Jahr davor hingen sie nahezu permanent auf den Plätzen acht oder neun fest - und nun ordnen sie sich schon wieder in diesem Bereich der Jäger ein.

Und das gefällt ihnen gar nicht. Kapitän Benny Lauth befürchtet nach dem Heim-Remis gegen Aue, dem mit dem 0:3 bei Hertha BSC bereits die erste Saisonpleite vorausgegangen war, schon einen aufkommenden Herbstfrust, den üblichen Löwenblues, und warnte: „Wir sind noch nicht aus dem Rennen, aber wir müssen jetzt ganz schön aufpassen, den Anschluss nicht zu verlieren.”

Sportchef Florian Hinterberger erkannte: „Jetzt hängen wir wieder hintendran und dürfen uns nichts mehr erlauben. Wir wären gerne vorne dabei, würden bei den Topmannschaften voll drinstecken, aber jetzt ist die Situation eine andere." Auch Trainer Reiner Maurer sagte: „Wir haben Boden verloren und Druck. Aber es hält sich noch im Rahmen."

Passend zum trübe werdernden Wetter haben die Löwen den Herbst-Blues. Den andauernden Blick nach oben, das Bemessen des Abstandes, hatte 1860 eigentlich vermeiden wollen, dieses permanente Rechnen, unter welchen Bedingungen man wieder auf den Aufstiegsplatz springen könnte, darauf hatte man keine Lust mehr. Die Löwen wollten sich vorne festzementieren, so viele Punkte ansammeln, dass auch mal eine Niederlage oder ein Unentschieden ohne Folgen bleiben würde. Doch dieses Vorhaben ist nach nur einem Punkt aus den letzten beiden Spielen missgeglückt.

Also sagte Halfar: „Unser Ziel ist klar ausgegeben: Wir wollen vorne mitspielen und besser als letztes Jahr sein. Da bleibt nur der Aufstieg. Das ist auch der Anspruch von uns. Deswegen ist es doof, wenn wir immer hinterherrennen." Und weiter: „Es wäre angenehmer und es würde sich einfacher spielen lassen, wenn wir nicht immer nach oben gucken müssten, sondern nach unten gucken könnten. Aber vielleicht gehen wir ja den schwierigeren Weg. Immerhin, wir sind auf Tuchfühlung, können jeder Zeit zuschlagen. Wir können die Tabelle lesen, die sieht nicht gut aus. Aber unser Abstand ist noch nicht die Welt.”

Dennoch: Der gute Start – 1860 war nach acht Spielen noch ungeschlagen – scheint nun zu verpuffen. Und so müssen die Löwen mal wieder mit diversen Ratschlägen aus ihrem kritischen Umfeld leben. Ex-Stürmer Olaf Bodden, am Morgen nach dem Aue-Remis am Trainingsgelände zu Gast, erkannte: „Letztes Jahr hat uns Paderborn vorgemacht, wie es geht. Dieses Jahr Braunschweig. Und die haben bestimmt nicht mehr Mittel.” Für die Sechzger sollte der Hinweis ein weiterer Ansporn sein, in ihrer neuen und alten Jäger-Rolle.

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