Die Löwen-Krise: „Ohne Investoren geht es nicht“

Zwar wird es dem TSV 1860 wohl gelingen, die von der DFL geforderte Liquidität kurzfristig nachzuweisen. Doch Aufsichtsratschef Otto Steiner verrät, wieso die Lizenzerteilung in Gefahr ist - und verrät, wie die Löwen dennoch bis 2013 entschuldet werden soll.
von  Abendzeitung
Aufsichtsratschef Otto Steiner.
Aufsichtsratschef Otto Steiner. © dpa

MÜNCHEN - Zwar wird es dem TSV 1860 wohl gelingen, die von der DFL geforderte Liquidität kurzfristig nachzuweisen. Doch Aufsichtsratschef Otto Steiner verrät, wieso die Lizenzerteilung in Gefahr ist - und verrät, wie die Löwen dennoch bis 2013 entschuldet werden soll.

Die gute Nachricht ist: Es gibt offensichtlich noch Banken, die den TSV 1860 für kreditwürdig halten. Vergangene Woche hat mindestens eine Bank ihre Kreditlinie nicht nur verlängert, sondern auch deutlich aufgestockt (AZ berichtete), eine weitere Kreditzusage wird in den kommenden Tagen erwartet. Vor allem dank der frischen Kredite – und der getätigten Millionen-Einsparungen durch den Gehaltsverzicht und die Verkleinerung des Kaders – sind die 1860-Verantwortlichen wie Aufsichtsratschef Otto Steiner „vorsichtig optimistisch“, dass an der Grünwalder Straße am Donnerstag nicht die Lichter ausgehen werden. Der von der DFL bis zum 13. Januar geforderte Liquiditätsnachweis in Höhe von 5,3 Millionen Euro wird wohl erbracht werden. Die kurzfristige Rettung vor dem Aus scheint geschafft.

Doch dies zieht gleich die schlechte Nachricht nach sich: Der so gut wie bilanziell überschuldete Klub hat sich weiter verschuldet – und muss nun noch mehr Kredite, Darlehen und teilweise gestundete Rechnungen abstottern.

Zumal schon in zwei Monaten das nächste existenzbedrohende „Nadelöhr“, wie es Steiner nennt, ansteht: Der Lizenzantrag für die kommende Saison. Bis Mitte März verlangt die DFL von 1860, neben einem schlüssigen Finanzplan für die nächste Saison, auch einen Nachweis über weitere drei Millionen Euro an Liquidität. Dass das Loch noch einmal von Banken gestopft wird, scheint illusorisch. Und soll auch nicht geschehen.

Die Löwen haben längst einen anderen Plan. In der Aufsichtsratssitzung am Freitag diskutierten die Räte, wie Steiner der AZ bestätigte, auch über verschiedene Investorenmodelle. „Die Geschäftsführung hat schon seit Jahren vom Aufsichtsrat und Präsidium den Auftrag, Gespräche mit potenziellen Investoren zu führen“, so Steiner, „der Unterschied jetzt ist aber, dass ein konkreter Sanierungsplan und alle Zahlen offen auf dem Tisch liegen.“ Und dass die Löwen bald zu einem erfolgreichen Abschluss kommen wollen.

Denn klar scheint: Findet Geschäftsführer Robert Schäfer keinen Investor, gibt es die Löwen im Sommer nicht mehr. „Wir müssen für die kommende Saison Partner und Investoren finden“, bestätigt Steiner, „ohne diese geht es nicht.“

Den Plural benutzt Steiner bewusst, 1860 will mehr als nur einen Geldgeber finden, der kühne Plan: 2013 soll 1860 schuldenfrei sein. Die Investoren sollen auf verschiedene Arten Finanzmittel in den Klub pumpen. Möglich sind drei Modelle, die kombiniert werden können: Erstens ein klassisches Darlehensmodell, bei dem Privatleute oder Sponsoren Geld geben. Nachteil: Das würde, selbst bei nachrangigen Darlehen, natürlich weitere Schulden nach sich ziehen.

Zweitens ein Modell, ähnlich wie es der FC Schalke einst mit der so genannten Schechter-Anleihe praktiziert hat. Also die Verpfändung oder der Verkauf künftiger TV- oder Zuschauereinnahmen gegen frisches Kapital. Dem Vernehmen nach haben diesbezüglich bereits konkrete Verhandlungen stattgefunden.

Und schließlich der mögliche Verkauf von maximal 49 Prozent der Klubanteile (mehr erlaubt die DFL nicht). Vorteil: Der Klub könnte sich entschulden und womöglich noch Geld investieren. Nachteil: Allzu viel dürften die Anteile derzeit nicht wert sein. Dennoch wurde am Freitag nach AZ-Informationen auch über diese Möglichkeit diskutiert. Sollte der richtige Partner kommen und Preis und Umstände stimmen, könnte 1860 noch in diesem Jahr verkauft werden. Zugeben möchte Steiner dies nicht, und doch möchte er die Fans beruhigen. „ich verspreche den Fans, dass wir nie die Seele des Vereins verkaufen werden. Egal, was wir machen werden.“

Filippo Cataldo

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