Die Löwen "im Niemandsland“

Rot für Bülow, Bell verletzt, sportlich nur noch Mittelmaß: Nach dem 1:3 gegen Bochum herrscht bei 1860 Frust
MÜNCHEN Alexander Ludwig musste sich stark beherrschen. Gabor Kiraly hörte einfach weg. Und Benny Lauth zog seine Mütze tiefer ins Gesicht. Als man dachte, die Löwen seien an diesem Wochenende mit dem bitteren 1:3 gegen den VfL Bochum schon genug bestraft, kam es noch heftiger: Beim Training am Sonntagmorgen pöbelten sechs blaue Jünglinge, die sich auf der Terrasse des geschlossenen Löwenstüberls ein mitgebrachtes Helles nach dem anderen reinschütteten, die Sechzig-Profis dreist an. Wo bei anderen Vereinen schon längst die Polizei gerufen worden wäre oder jemand die Besoffenen des Geländes verwiesen hätte, geschah bei 1860: nichts.
Und irgendwie passte das zu diesem verkorksten Wochenende, das zwar mit der frohen DFL-Kunde zur vorübergehenden 1860-Rettung einen tollen Auftakt genommen hatte, das aber bitterer nicht hätte verlaufen können. Die Löwen-Brennpunkte:
Das Schiri-Problem
„Wir sind im vierten Spiel hintereinander entscheidend benachteiligt worden“, sagte Verteidiger Kai Bülow, der zum zweiten Mal nacheinander im Mittelpunkt stand. Kurz vor Weihnachten, beim 0:1 gegen Paderborn, hatte er eine Flanke an den Kopf bekommen, Schiri Thomas Metzen entschied auf Handelfmeter. Nun gegen Bochum berührte er im Strafraum Gegenspieler Matthias Ostrzolek. Schiedsrichter Tobias Welz wollte eine Notbremse gesehen haben, gab Elfmeter und schickte Bülow mit Rot vom Feld.
„Der Schiedsrichter hat wieder für die entscheidende Aktion gesorgt“, sagte Trainer Reiner Maurer, der die zweite Hälfte auf der Tribüne verbringen musste, weil er sich in der Halbzeit bei Welz beschwert hatte. „Das zieht sich jetzt wie ein roter Faden von Spieltag zu Spieltag.“ Maurers Auflistung? Beim Hinspiel in Bochum seien den Sechzgern zwei Elfmeter verwehrt geblieben, in Ingolstadt habe Schiedsrichter Wingenbach einen Handelfer übersehen – und gegen Hertha sei ein reguläres Tor der Löwen nicht anerkannt worden. Verteidiger Stefan Buck sagt: „Die Häufigkeit der Entscheidungen gegen uns ist bitter.“ Und Bülow meint: „Für mich war es frustrierend, dass der Schiedsrichter nach Ansicht der TV-Bilder bei seiner Meinung blieb.“
Die Personalnot
Gegen Bochum kassierten Kapitän Daniel Bierofka und Stürmer Djordje Rakic ihre jeweils fünfte gelbe Karte und sind nun für ein Spiel gesperrt. Bülow dürfte wohl zwei Spiele fehlen, auch wenn er selbst sagt: „Ich hoffe, man bewertet die Fernsehbilder so wie sie sind und erkennt, dass es kein Foul war.“ Neben dem länger verletzten Daniel Halfar fällt nun auch Stefan Bell verletzt aus. Der Innenverteidiger verletzte sich erneut am linken Fuß und muss zehn Tage einen Spezialschuh tragen „Wir haben jetzt riesige Probleme“, räumt Maurer ein.
Das sportliche Mittelmaß
„Ich bin frustriert, weil jetzt nach oben nichts mehr geht“, sagte Bierofka nach dem Bochum-Spiel. Kollege Stefan Aigner ergänzte: „Wir hängen jetzt im Niemandsland fest. Da wollen wir schnell raus.“ Aus den letzten drei Spielen gab es nur einen Punkt, der Rückstand auf Rang drei beträgt schon acht Zähler.
Die Perspektiven
Nach dem Spiel in Osnabrück, wo Mate Ghvinianidze, den 1860 gerne verkauft hätte, und der junge Christopher Schindler die Innenverteidigung bilden dürften, folgen schwere Aufgaben gegen Duisburg, Düsseldorf, Aue und Augsburg. Nein, die Löwen sind nicht zu beneiden.
Marco Plein