Die Löwen: Einmal Sechster, immer Sechster?
MÜNCHEN Die Ansprache dauerte nur drei Minuten. Als die Sechzger am Donnerstagmittag nach dem torlosen Spiel in Aue heimkamen, versammelte Trainer Reiner Maurer seine Mannschaft um sich - und seine Signalworte waren deutlich zu vernehmen: „Regeneration, Konzentration, Motivation.” Nur zwei Tage haben die Blauen Zeit, um sich nach dem ernüchternden Auftritt im Erzgebirge auf den Höhepunkt der Rückrunde, das Heimspiel gegen Spitzenreiter Fürth, vorzubereiten.
„Das Wichtigste ist, dass wir schnell wieder zu Kräften kommen", sagte Maurer und bestätigte dabei Präsident Dieter Schneider, der nach nur zwei Punkten aus den letzten drei Spielen sowie den geschrumpften Hoffnungen auf Platz drei sagte: „Wir haken die Saison noch nicht ab. Ein Löwe kämpft immer weiter. Es sind noch 27 Punkte im Topf, damit kann man viel anfangen.”
Doch der Auftrieb der Sechzger ist verlorengegangen, der Rückenwind der letzten Wochen passé. Zwar sagt Verteidiger Necat Aygün: „Wir hatten nie höhere Ambitionen. Es ist lächerlich, dass ein Punkt in Aue nichts wert sein soll.” Doch Sportchef Florian Hinterberger gibt zu: „Nach unserer Erfolgsserie hatten wir was Neues vor. Wir hatten große Ziele, wollten Platz drei angreifen. Jetzt ist eine klare Enttäuschung spürbar.” Platz sechs hatte 1860 zwar vor der Saison als Minimalziel ausgegeben, doch nun kommt der Verein schon seit drei Monaten von diesem Rang nicht mehr weg – und wird dort wohl diese Saison noch lange ausharren müssen.
Einmal Sechster, immer Sechster? Oder geht es doch, wie vor allem von Boss Schneider angepeilt, nächste Saison endlich wieder nach oben in die Bundesliga? Die AZ schaut sich die Perspektiven der Blauen mal genauer an:
Finanzlage: Am Mittwoch hat der Verein seine Lizenzunterlagen bei der DFL eingereicht. Daraus geht hervor, dass man für den Profikader nur 6,4 Millionen Euro an Ausgaben einplant. 1860 wird also wieder mit einem Mini- Etat in die neue Runde starten. „Wir haben alles zusammengekratzt, mehr ist nicht möglich”, sagte Geschäftsführer Robert Schäfer. Er ist stolz, die Summe ohne Zuschüsse von Investor Hasan Ismaik auf die Beine gestellt zu haben. Doch Schäfer weiß genau, dass sich mit den kalkulierten Ausgaben kein Angriff in Richtung Bundesliga starten lässt. Deshalb hofft nicht nur er darauf, dass sich die Gesellschafter der KGaA, der TSV 1860 e.V., und Ismaik bald darüber einigen, wie Sportchef Florian Hinterberger frische Millionen durch neue Darlehen bereit gestellt werden können. Und es gibt Hoffnung! Schneider sagte dazu am Donnerstag: „Wir wissen, dass eine Lösung her muss. Es laufen Gespräche."
Transferplanung: Natürlich ist auch hier Ismaik gefragt. Hinterberger bekennt: „Ich hoffe darauf, dass vielleicht noch was mit dem Investor geht. Das würde andere Planungen ermöglichen. Falls nicht, sind wir gezwungen, in kleinen Schritten zu denken.” Nachdem die Löwen wohl keine Chance mehr auf Platz drei haben, will er bald die ersten Sommerzugänge eintüten. Die Sechzger, die aktuell für die nächste Saison erst elf Spieler unter Vertrag haben, brauchen vor allem Ersatz für Kevin Volland und Stefan Aigner, die beide im Sommer weg sind. Am liebsten würde Hinterberger auch noch einen Außenverteidiger und einen spielstarken Mann für das Zentrum verpflichten.
Öffentlichkeit: Dass 1860 seinen geringen Etat per Pressemitteilung verkündet hat, kommt bodenständig, sympathisch rüber. Somit wissen aber auch mögliche Zugänge und deren Berater, dass an der Grünwalder Straße wenig zu verdienen ist. Hinterberger macht sich aber selbst Mut: „Wenn kein Geld vom Investor kommt, müssen wir mit unseren Mitteln nach neuen Kräften suchen. Wir sind zum Glück ein Verein, der auch mit wenig Geld attraktiv für neue Spieler ist.”