Die Löwen-Bosse: Einer kam sogar von Bayern
MÜNCHEN - Albert Wetzel, Liselotte Knecht, Karl-Heinz Wildmoser, Karl Auer und andere: Die 1860-Bosse und ihre Geschichten: Über Richard Müller lästert Radi noch heute.
Dass Rainer Beeck an seinem ersten Tag bei den Löwen im roten Porsche 911 an der Grünwalder Straße 114 vorfuhr? Längst verziehen! Der Flughafen-Manager hat sich beim TSV 1860 als Ober-Löwe etabliert. Er überzeugt weniger durch Stammtisch-Parolen, dafür mehr durch Besonnenheit und Sachlichkeit. Das hat den zweitklassigen Löwen bislang zumindest nicht geschadet. Jetzt geht Beeck (seit Mai 2008 auf dem Präsidenten-Stuhl des TSV 1860) in seine nächste Amtsperiode bis 2013, er wird im Herbst von den Delegierten bestätigt.
Vor Beeck regierten bei den Löwen Albrecht von Linde („Herr Ziffzer, Sie sind entlassen“), Alfred Lehner („Wir haben ein Problem“) – und Karl Auer („Das wird mir alles zuviel“). Mit dem Fleischhändler aus Holzkirchen stieg der TSV 1860 in die Zweite Liga ab – quasi ohne Aufbäumen.
Er übernahm den schweren Job von Karl-Heinz Wildmoser, der eine Ära geprägt hat an der Grünwalder Straße. Doch der Wirt aus Hinterbrühl, der mit 1860 von der Bayernliga bis in die Champions League-Qualifikation durchmarschierte, wurde im März 2004 im Zuge des Schmiergeld-Skandals um die Allianz Arena, der seinen Sohn Heinz, damals Arena-Geschäftsführer, sogar für lange Zeit ins Gefängnis brachte, aus dem Amt geschleudert. Wildmoser musste nach 12 Jahren zurücktreten. Heute will er mit 1860 nichts mehr zu tun haben, oft sagt er: „Lasst’s mir mei Ruah mit diesem Verein, der hat mich doch nur Lebensqualität gekostet.“
Wildmosers Vorgänger bei 1860 war eine Frau: Liselotte Knecht, eine Turnerin. Sie beerbte Karl Heckl, der 1984 nach vier Jahren als Löwen-Präsident entnervt aufgab. Kurz vor seinem Rücktritt sagte Heckl: „Ich bin der einzige Mensch, der beim TSV 1860 zum Millionär wurde. Vorher war ich Milliardär.“ Dass Richard Müller zwischen 1982 und 1983 Löwen-Präsident war, ärgert 1860-Ikone Petar Radenkovic noch heute: „Müller kam als Masseur des FC Bayern. Das wäre heute undenkbar.“
Einen Rekord für die Ewigkeit hat wohl Adalbert Wetzel aufgestellt: Er stand 17 Jahre (!) dem Verein vor. Während seiner Amtszeit feierte der Klub seine größten Erfolge. Der Höhepunkt war die Meisterschaft 1966 mit Erfolgstrainer Max Merkel. Schon kurz danach musste Wetzel, der seine Villa sogar mit einer Hypothek belastete, um 1860 zu unterstützen, die bitterste Kündigung seiner Ära aussprechen: Weil sich die Mannschaft nach einer geheimen Abstimmung im Hotel „Wetterstein“ gegen Merkel entschied, musste Wetzel den Erfolgstrainer entlassen. 1969 gab Wetzel auf.
Oliver Griss