Die Löwen beim ungeliebten Laktattest: Nur einer fehlte

MÜNCHEN - Er gilt als notwendiges Übel unter Fußballern - der Laktattest. Am Mittwoch ließ Löwen-Trainer Reiner Maurer seine Profis Runden laufen und ins Ohr piksen. Nur einer fehlte beim Test neben dem Olympiastadion. Dafür war die Firma Schäfer bei der Arbeit.
Am Mittwochmorgen stand bei den Löwen auf dem Rasenplatz neben dem Olympiastadion der obligatorische Laktattest auf dem Programm. Trainer Reiner Maurer ließ den Test außerplanmäßig während des Spielalltags durchführen, weil er aktuelle Fitnesswerte seiner Spieler haben wollte und da nutzte er die lange Woche vor dem nächsten Auswärtsspiel am Montag in Fürth (20.15 Uhr, Liveticker bei www.abendzeitung.de).
Es wurde in zwei Gruppen gelaufen und der Löwen-Coach kannte kein Pardon. Statt in der Halle mussten die Spieler bei eisiger Kälte draußen ihre Runden drehen, um ihren Fitnessstand zu überprüfen. "Ich denke, dass die Werte draußen exakter sind, da wird nichts beschönigt", sagte Maurer zur AZ, "mir ist es wichtiger, dass ich genaue Werte habe, als dass die Spieler schön drinnen im Warmen laufen können."
Beim eher ungeliebten Laktattest fehlte ein Spieler: Abwehrmann Kai Bülow. Maurer: "Er ist krank, wobei ich bei ihm sagen muss, dass mir bei einem Innenverteidiger der Wert gar nicht so wichtig ist. Wichtig sind mir andere Spieler, die verletzt waren oder im Aufbau sind, um einfach eine Trainingssteuerung für den Winter zu machen."
Ob es in seiner Trainerkarriere schon öfter vorgekommen ist, dass sich ausgerechnet beim Laktattest ein Spieler krank abgemeldet hat, wurde Maurer gefragt. Der Coach musste schmunzeln, nahm Bülow aber in Schutz und befand: „Grundsätzlich eigentlich nicht, weil die Spieler ja auch wissen wollen, wo sie selber stehen. Es fehlt heute nur einer und das ist ein Spieler, auf den ich mich hundertprozentig verlassen kann und der auch grundsätzlich sehr gute Werte hat. Das macht mir überhaupt nichts aus, dass der Kai heute fehlt. Er wird am Nachmittag schon wieder am Trainingsgelände laufen.“
Maurer scherzte noch: „Gut, der Laktattest ist sicher keine Teambuildingmaßnahme. Und: „Es ist ja eine Sache, die den Spielern nicht so viel Spaß macht, aber es muss halt gemacht werden.“ Mittelfeldspieler Aleksandar Ignjovski kam angelaufen, atmete tief durch, ließ sich Blut aus dem Ohrläppchen zapfen und japste: „Da hat der Trainer recht. Es ist kein Spaß hier Runden zu laufen und mehrmals ins Ohr gepikst zu werden. Aber es ist normal als Fußballprofi. Ich bevorzuge aber das Fußballspielen schon mehr.“
Ignjovski war am Mittwoch auch ein Kandidat mit den besten Werten. Von wem die besten Werte schließlich zu erwarten sind, das wollte Maurer freilich nicht verraten, sagte aber: „Wir wissen schon, wo wir die einzelnen Spieler einzustufen haben. Aber da lassen wir uns auch überraschen, was am Ende dabei rauskommt.“
Maurer blickt schon voraus auf die kurze Winterpause mit dem Trainingsauftakt am 28. Dezember. „Nach der Winterpause werden wir in der ersten Woche erst mal nur Grundlagen trainieren und in den acht Tagen kann man das reinholen, wo man Defizite hat. Ich bin aber ganz zuversichtlich, was die Werte der Spieler betrifft. Mir ist wichtig, dass ich mit den Werten auch arbeiten kann und dass die Jungs wissen, wenn sie in die Weihnachtswoche gehen, was der eine oder andere tun muss."
Witziges am Rande: Die Löwen-Profis konnten teilweise das Laufsignal nicht hören, weil die Sanierungsarbeiten an der Haupttribüne des Olympiastadion so laut waren. Presseprecher Robert Hettich scherzte: "Die bauen das Stadion schon für uns um." Der Name der Baufirma: Schäfer. (Robert Schäfer heißt der neue 1860-Geschäftsführer, d. Red.)
Reinhard Franke