Die Löwen beim 1:1 in der Achterbahn der Gefühle
Erst jubeln die Löwen über Schicks Führung, dann regen sie sich auf über einen Elfmeter gegen sich und dann wüten sie über das geklaute Johnson-Tor.
MÜNCHEN Was für ein Drama in den letzten Minuten: Die Löwen trennten sich gestern im Montagsspiel der zweiten Liga 1:1 gegen Kaiserslautern und warten nun schon seit fünf Spielen auf einen Sieg. Allerdings hätten die leidenschaftlich aufspielenden Sechzger das Spiel gewinnen müssen, wenn ihnen Schiedsrichter Manuel Gräfe nicht zwei Minuten vor Schluss ein ganz klares Tor geklaut hätte. „Es war ein ganz besonderes Spiel mit dem Pfostenschuss- und Lattenschuss. Es ist bitter, dass es so geendet ist“, sagte Trainer Uwe Wolf.
Vor dem Spiel hatte sich Wolf vor dem Spiel äußerst optimistisch gegeben: „Ich bin davon überzeugt, dass ich die richtigen Leute aufgestellt habe. Die Spieler brennen und werden alles für 1860 tun“, sagte er.
Und tatsächlich legten sie gut los. Etwas mehr als fünf Minuten waren gespielt, als sie schon führten. Linksverteidiger Michael Schick verwandelte einen Freistoß aus 20 Metern sehenswert direkt ins obere linke Eck. Ausgerechnet jener Schick, der bei Wolfs erstem Spiel in der zweiten Liga debütierte, traf zur Führung – und steckte beim Jubeln anschließend seinen Daumen in den Mund.
Auch Wolf jubelte ausgelassen über den Treffer der einzigen wirklichen Wolf-Personalie. Die Bewährungs- und Bewerbungsfrist des Trainers bei 1860 neigt sich schließlich mit jeder Woche weiter dem Ende zu. Wolf weiß das. Und doch sagte er gestern schon vor dem Spiel gegen den Lieblingsverein seiner Jugend: „Es geht nicht um Personen, sondern um 1860 München. Ich erwarte von meinen Spielern Kampf und Leidenschaft.“
Diese Erwartung konnten seine Kicker nach dem Führungstreffer freilich nur noch zeitweise erfüllen. Die Löwen zogen sich weitgehend ins Mittelfeld zurück, ein ordentlicher Spielaufbau wollte ihnen nicht mehr so recht gelingen. Aber just in dem Moment, als sich auf den Rängen der Allianz Arena Langeweile breit zu machen drohte, tat sich doch noch was im Strafraum. Wenn auch im Falschen: Kai Hesse bediente von der rechten Seite den herbeieilenden Stürmer Erik Jendrisek, der, von Markus Thorandt sträflich allein gelassen, den Ball nur noch an Löwen-Keeper Michael Hofmann vorbeischießen musste.
Nach der Pause zeigten sich beide Mannschaften wieder lebhafter, U21-Nationalspieler Fabian Johnson hätte in der 52. Minute auch die erneute Führung für die Löwen gelingen können. In der 75. Minute dann bekam Lars Bender von Lauterns Keeper Sippel sogar eine Doppelchance geschenkt. Doch Bender traf aus vier Metern erst den Keeper, dann nur den Pfosten. Neun Minuten später wurde dann Schiedsrichter Manuel Gräfe zum unrühmlichen Hauptdarsteller des Abends. Erst entschied der Berliner auf Elfmeter für Kaiserslautern. Bei einem Freistoß wollte er ein absichtliches Handspiel von José Holebas gesehen haben – obwohl der seinen Arm eng am Körper angelegt hatte. Die Löwen beschwerten sich heftig, zitterten – und jubelten, als Michael Hofmann Dzakas Strafstoß hielt. Keine zwei Minuten später jubelten die Fans in der Arena schon wieder. Fabian Johnson hob einen Abpraller aus 35 Metern von Sippel gefühlvoll Richtung Tor, der Ball sprang von der Querlatte erst ins Tor und dann wieder hinaus. Für alle sichtbar, nur für Gräfe nicht. Der klaute den Löwen das Tor. Die Löwen beschwerten sich wieder. Wieder vergebens.
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