Die Lehren des 1860-Testspiels gegen Nürnberg

München - Leise rieselte der Schnee auf Giesings Höhen. Und zwar so unaufhörlich, dass der Test gegen den 1. FC Nürnberg auf der Schippe, Pardon, auf der Kippe stand. "Uns ist heute Früh die Rasenheizung ausgefallen", meinte Michael Köllner und dankte allen spontanen Helfern, kurioserweise auch auf Gegnerseite: "Ein großes Dankeschön an alle, die den Platz freigeräumt haben."
Erst einmal alle Schnee schippen
Nur so konnte der Auftakt-Test des TSV 1860 gegen den Glubb, gleichbedeutend mit Köllners Reise in die eigene Vergangenheit, überhaupt angepfiffen werden. Nur so konnte Kapitän Stefan Lex im Duell mit Köllners Ex-Verein mit dem einzigen Treffer des Schnee-Kicks (82.) für ein Sechzger-Erfolgserlebnis sorgen.
1:0 für die Löwen
"Es war wichtig, dass wir gleich drei Punkte holen", sagte Köllner hinterher und korrigierte sich: "Beziehungsweise das Spiel gewinnen." Ein Versprecher, der wohl daher kam, dass der Oberpfälzer bei nur einem Punkt aus den letzten vier Pflichtspielen schon lange keine drei Zähler mehr eingefahren hatte.
"Da war es von der Psyche her wichtig, wenn du aus der Pause kommst, die Woche über hart gearbeitet hast und dir bei teilweise minus dreizehn Grad die Luftröhren kaputtgemacht hast. Dann ist es immer gut, wenn du erfolgreich bist, gewinnen kannst und zu Null spielst." Köllner weiter: "In der Pause gibt es einen Reset, du kannst dir wieder Dinge vornehmen."

Der Reset der Schneelöwen
Die ersten Lehren der noch jungen Vorbereitung nicht nach, sondern mitten in der eigentlichen Winterpause, sie lassen sich damit ganz gut zusammenfassen:
Köllner ließ mit Linksverteidiger Fabian Greilinger anstelle von Routinier Phillipp Steinhart, Youngster Marius Wörl neben Sechser Tim Rieder, Meris Skenderovic auf Rechtsaußen und Spielmacher Martin Kobylanski im Zentrum Spieler auflaufen, die dort nicht immer gesetzt waren. Kobylanski "durfte" unter der Woche mit Köllner und Co-Trainer Stefan Reisinger einen exklusiven Lauf genießen.
Neuzugänge müssen sich beweisen
Stellt Köllner auch bei ihm alles auf Null? "Es geht nicht nur um Koby, auch um Jo Boyamba. Sie haben nicht gezeigt, was sie zeigen wollten", meinte Köllner über das Wirken der beiden Hoffnungsträger in der Hinrunde. Nun könne Köllner "Dinge anbieten und Möglichkeiten eröffnen", aber die Akteure müssen selbst liefern: "Am Ende muss es der Spieler entscheiden." Ein präsenter Kobylanski zeigte, dass er wollte: "Ich war sehr zufrieden mit ihm. Er muss weiter dranbleiben"
Wir brauchen "einen richtig guten Spieler!"
Bleibt die Winter-Neulöwen-Frage zu klären: Hier scheint sich Köllner, unabhängig von Kobylanski und Boyamba, für einen Neubeginn entschieden zu haben - und er darf wohl auch darauf hoffen, dass die Vereinsgremien um Präsident Robert Reisinger und Investor Hasan Ismaik mitspielen: "Von Vereinsseite gibt es ein absolutes Commitment, dass wir noch was machen." Köllner, der im Sommer einen Achter holen wollte, meinte nun auf die Frage, wen oder was er suche: "Einen richtig guten Spieler, der sofort weiterhelfen kann." Nach AZ-Informationen sieht 1860 im defensiven wie offensiven Mittelfeld Bedarf.
Ob Sechzig nach dem Absturz auf Rang sechs mit neuen Maßnahmen und neuem Schwung nochmal neu angreifen kann? Die Premiere 2023 am 14. Januar bei Waldhof Mannheim wird es zeigen (14 Uhr) - hoffentlich ganz ohne Schnee oder Eis auf dem Rasen.