Die Kuschellöwen: Alle haben sich wieder lieb

1860 begnadigt vor dem Pokalspiel ganz schnell die Feierbiester, die nach einer Disco-Affäre degradiert worden waren. Doch Stefan Ortega steht für Gabor Kiraly im Tor. „Uns erwartet die Hölle von Kiel“.
von  Matthias Kerber, M. Eicher
Alles wieder gut: Keeper Gabor Kiraly (r.) und Gary Kagelmacher haben sich nach ihrer Rangelei ausgesprochen.
Alles wieder gut: Keeper Gabor Kiraly (r.) und Gary Kagelmacher haben sich nach ihrer Rangelei ausgesprochen. © imago

München - Wer mit dem Rücken zur Wand steht, kann eigentlich nur schwer umfallen. Doch der TSV 1860, der nach der Partylöwen-Affäre um Julian Weigl, Vitus Eicher, Danny Adlung und Yannick Stark die ganz harte Linie gegen die feuchtfröhlichen Lästerschwestern fahren wollte, diese erst zu den Amateuren zwangsdegradierte und eine baldige Rückkehr in den Kreis der professionellen Sportler ins Reich der Fußballerfabeln verwies, ist von der Spontansanftmut erfasst worden.

Die Löwenbosse sprachen eine Blitzbegnadigung für das Feier-Quartett aus. Und für Keeper Gabor Kiraly, der für seine wuterfüllte Zöpfchenzieherei bei der 0:3-Heimblamage gegen Leipzig gegen seinen Mitspieler Gary Kagelmacher ebenfalls degradiert worden war.

Die Kurzzeit-Amateure sind wieder aufgenommen, vielleicht nicht ehrenvoll, aber sie sind nach Zahlung einer Geldstrafe wieder dabei. Adlung, Stark und Kiraly (nicht aber Ex-Kapitän Weigl) stehen sogar im Kader für das Pokalspiel des Zweitliga-Tabellenvorletzten beim Drittligisten Holstein Kiel (So., 14.30 Uhr, sky). Spielen wird Kiraly aber nicht, Neuzugang Stefan Ortega bekommt die Chance. Im Pokal, aber auch der Liga. Das Ende der Ära Kiraly bei den Löwen? Der FC Fulham soll an einer Verpflichtung interessiert sein, doch die Löwen wollen den 38-Jährigen nicht ziehen lassen. „Das wäre wahnsinnig“, sagte Moniz.

„Wir haben sie genug bestraft. Viele junge Leute schauen zu sehr auf ihren Lifestyle und ihr Umfeld, es ist ein schmaler Grat“, begründete Trainer Ricardo Moniz, der am Mittwoch noch gesagt hatte, dass er die Kommunikation mit den Degradierten eingestellt habe, am Freitag die Entscheidung. „Ich habe die Probleme nicht kreiert!“, sagte Moniz: „Wir sind konsequent und haben die Spieler damit konfrontiert. Das ist in der Vergangenheit nicht immer so gewesen. Wir werden ohne diese Spieler zu 100 Prozent einen Qualitätsverlust haben. Die Belange dieses Vereins sind größer als einzelne Spieler. Uns erwartet eh die Hölle von Kiel.“

Oder anders gesagt: Der selbsternannte Titelkandidat TSV 1860 kann es sich nach dem Fehlstart in der Liga nicht leisten, auch noch im Pokal zu schwächeln. Der Erfolg ist im Moment wichtiger als die Konsequenz des Verhaltens. „Ich habe mit ihnen allen lange gesprochen“, sagte Moniz, der sich sogar eine Teilschuld an der Affäre aufhalste. „Als Trainer bin ich mitverantwortlich für das Verhalten der Spieler.“

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Auch Sportdirektor Gerhard Poschner hat unter die Partylöwen-Affäre einen Schlussstrich gezogen. „Das ist abgehakt. Die Spieler haben ihre Geldstrafe akzeptiert und sich ja schon früher entschuldigt. Das Thema ist vom Tisch“, sagte Poschner, „wir sind uns alle bewusst, was auf dem Spiel steht. Dazu gehören auch Respekt und Disziplin, dazu haben sich die Spieler mit ihrer Unterschrift verpflichtet. Jeder macht mal Fehler, dafür werden wir ihn nicht aufhängen. Uns erwartet eine schwere Aufgabe in Kiel. Aber es ist eine Pflichtaufgabe.“ Eine Aufgabe, die angesichts der Verunsicherung der Spieler und der Dauer-Turbulenzen im Verein nicht leichter geworden ist.

 

 

 

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