Die Klage-Löwen und das ewige Büßergewand

Löwen-Trainer Torsten Fröhling hadert nach dem 0:0 gegen Union Berlin – mal wieder – mit dem Schiedsrichter. „Langsam ein bisschen traurig“, sagt er und strickt sogar an einer Verschwörungstheorie.
von  Matthias Eicher
Kein Elfmeter? Löwen-Stürmer Rubin Okotie (r.) diskutiert mit Schiedsrichter Thorsten Schriever beim 0:0 der Sechziger gegen Union Berlin.
Kein Elfmeter? Löwen-Stürmer Rubin Okotie (r.) diskutiert mit Schiedsrichter Thorsten Schriever beim 0:0 der Sechziger gegen Union Berlin. © M.i.S.

München - Und schon wieder war’s der Schiri! Der allseits beliebteste Alleinschuldige. „Ich find es langsam ein bisschen traurig“, tobte Trainer Torsten Fröhling nach dem 0:0 seiner Löwen über die Leistung von Schiedsrichter Thorsten Schriever. Fröhling glaubt – zumindest für die Öffentlichkeit –, dass 1860 noch immer für einen irren Schiedsrichter-Patzer büßen muss.

Rückblende: 33. Spieltag der Vorsaison, Sechzig zuhause gegen Nürnberg. Die Fröhling-Elf liegt lange hinten, kann das Spiel aber drehen. Dann trifft der Club zum 2:2. Lange Löwen-Gesichter, denn ein mageres Remis hätte schon fast den Abstieg bedeutet. Da aber Schiedsrichter Jochen Drees das Tor nachträglich zurücknahm, blieb es beim 2:1, die Löwen schafften damit erst den Einzug in die Relegation. Das Jubel-Ende ist bekannt.

In der neuen Saison angelangt, wähnen sich die Löwen nach zwei Punkten aus vier Spielen chronisch benachteiligt. „Durch den ganzen Rummel haben die Schiedsrichter ein schlechtes Gewissen und sind uns zurzeit nicht wohlgesonnen. Ich hoffe, dass das langsam alles abgegolten ist“, sagte Fröhling schon vor dem Derby gegen Nürberg (2:2). War es aber nicht! Beim 0:0 gegen Berlin folgten weitere Schiri-Aufreger.

Die Löwen im ewigen Büßergewand? Fröhling meinte hauptsächlich die Szene in der 61. Minute, als Rubin Okotie Union-Keeper Daniel Haas umspielt und nur noch einschieben muss, er aber nach einem hauchzarten Kontakt am rechten Bein auf dem Hosenboden landet und Elfer fordert. „Ich hab’ mit Rubin geredet, der würde sich nicht von alleine hinfallen lassen“, klagte Fröhling, der am Montag seinen 49. Geburtstag feierte. „Wenn du in vollem Lauf bist, reicht ein leichter Kontakt“, sagte Okotie. Sicher, der Österreicher wurde leicht getroffen, aber muss er wirklich fallen? Oder will er sich nur nicht für eine Schwalbe rechtfertigen müssen, die zumal bei gegenteiliger Auslegung (Unsportlichkeit) zu einem Platzverweis für den schon verwarnten Okotie hätte führen müssen?

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Klarer war da schon die Entscheidung pro Elfer zwei Minuten später, die 1860 doch noch Strafstoß und Überzahl bescherte. Weil Daniel Adlung aber am Pfosten scheiterte, gab’s keinen Premieren-Sieg, sondern wieder die leidige Diskussion über’s blaue Büßergewand. Während ein vergebener Elfer und eine ungenutzte 30 Minuten in Überzahl eher Anlass zur Selbstreflexion geben (sollten), lassen diese Szenen aus den vorherigen Spielen Fröhling an eine Verschwörung glauben:

Heidenheim: „Wenn ich dann sehe, wie Heidenheim nur vom Pusten schon Freistöße gegen uns bekommt“, schimpfte Fröhling beim Liga-Auftakt über die vielen Standards – einer landete im Löwen-Tor. Fazit: Kleinkariert.

Freiburg: Die Löwen verlieren 0:1. Fröhling findet die Pleite durch Nils Petersens Elfmetertreffer „bitter“, ärgert sich über den vorangegangenen, unberechtigten Freistoß: „Ich hoffe, dass bald wieder andere Zeiten kommen.“ Petersen gibt später zu, dass man den Strafstoß nicht hätte geben müssen und er im eigenen Strafraum mit der Hand am Ball war. Fazit: Hätte hüben wie drüben gleich entschieden werden sollen.

Nürnberg: Die „Schlüsselszene“, wie Fröhling sagt: Marius Wolf erzielt kurz nach der Pause das vorentscheidende 2:0, das Tor zählt nicht, weil Okotie im Abseits steht. Fröhling sicher: „Er hat nicht gestört.“ Fazit: Recht hat er.    Matthias Eicher

 

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