Die Keintorlöwen

Der Kapitän ist verzweifelt. „Bei uns ist der Wurm drin“, klagte Danny Schwarz über das finstere 0:0 gegen Aachen, „wir treffen einfach das blöde Tor nicht.“ Und das ist sogar noch eher lieb gesagt. Denn die Zahlen sind für die Blauen alarmierend.
von  Abendzeitung

MÜNCHEN - Der Kapitän ist verzweifelt. „Bei uns ist der Wurm drin“, klagte Danny Schwarz über das finstere 0:0 gegen Aachen, „wir treffen einfach das blöde Tor nicht.“ Und das ist sogar noch eher lieb gesagt. Denn die Zahlen sind für die Blauen alarmierend.

1860 ist seit dem 16. Dezember, dem 5:0-Triumph über Aue, torlos in Fröttmaning. Nach der Winterpause erzielten die Löwen in fünf Spielen nur zwei Treffer. Das ist die mieseste Bilanz aller 18 Zweitliga- Teams. Sogar Schlusslicht Paderborn (fünf Tore) war zuletzt treffsicherer.

Im Kino laufen die Keinohrhasen mit Til Schweiger. Und in der Allianz Arena die Keintorlöwen mit Mustafa Kucukovic, der einzigen (erfolglosen) 1860-Sturmspitze. Und die Löwen- Fans wähnen sich im falschen Film.

Bodden: "Dann kostet dich das den Aufstieg"

Olaf Bodden, ehemaliger 1860-Stürmer, fürchtet, dass die mangelnde Durchschlagskraft die Löwen am Ende die Rückkehr in die Bundesliga kostet. „Wenn du auf Dauer keinen Torjäger hast“, sagte der 39-Jährige der AZ, „dann kostet dich das den Aufstieg. Das ist Gesetz. Köln hat Novakovic und Helmes, Gladbach Friend und Neuville – was haben wir? Gar keinen Stürmer! Das kannst du nicht auffangen.“

Bodden (92 Bundesligaspielen, 27 Tore) will nach den Ausfällen von Berkant Göktan (Bandscheiben-OP) und Antonio di Salvo (Syndesmosebandriss) bereits geahnt haben, dass es in der Rückrunde zu Schwierigkeiten kommen würde. Auch weil 1860 in der Winterpause lieber in Außenstürmer Chhunly Pagenburg (kam vom 1. FC Nürnberg) investierte, als einen Torjäger zu kaufen. „Die Sturm-Problematik bei 1860 hat man kommen sehen, ohne großer Pessimist zu sein“, findet Bodden und wundert sich: „Früher war 1860 bekannt dafür, dass der Verein gute Stürmer hatte: Winkler, Pacult, Max, Suker, Agostino, Lauth oder auch ich. Jetzt hast du einen Kucukovic, der schwach im Kopfball ist und noch sehr jung.“

Der Trainer bittet um Geduld

Auch Bernhard Winkler, erfolgreichster noch lebender 1860-Torschütze aller Zeiten (64 Bundesligatore), ärgert sich. „1860 ist vor dem Tor einfach viel zu umständlich“, kritisiert Winkler, „es kommen zu wenig Flanken, es werden auch keine Chancen herausgespielt.“ Winkler sagt: „Das ist auch eine Qualitätsfrage. Ich finde es ja gut, wenn man wie 1860 auf junge Spieler baut. Aber nur auf Talente zu setzen, ist fahrlässig. Ich wünsche mir, dass 1860 aufsteigt. Aber so wird das nichts.“

Trainer Marco Kurz bittet um Geduld: „Wir sind in einer Phase, in der wir alle mehr erwarten. Wir müssen weiter fleißig arbeiten.“

Oliver Griss

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