Die Keintorlöwen

München - Ein Ergebnis wie die Partie. 0:0. Nicht Fisch, nicht Fleisch. Kämpferisch ganz ordentlich, gewiss, aber eben wieder kein Tor geschossen. Und definitiv zu wenig, um voranzukommen für die Löwen. Sechs Punkte beträgt der Rückstand des TSV 1860 nach dem 0:0 gegen Cottbus nun schon auf Tabellenplatz drei. Aufholbar, grundsätzlich. Viel mehr Sorgen machen sollte aber der negative Trend – und die Tatsache, dass sie auf den Relegationsplatz 16 weiter nur vier Zähler Vorsprung haben.
Weitere Rückschläge darf sich 1860 in den nächsten Spielen im Oktober – alle auswärts zudem – eigentlich nicht erlauben. Dafür müssten sie aber endlich mal ein Tor schießen. Gerade mal acht Treffer gelangen den Löwen in den ersten zehn Saisonspielen, sechs Mal blieben sie ohne Torerfolg. Gemeinsam mit Sandhausen sind sie damit Liga-Schlusslicht. Und den Schwaben gelangen zwei ihrer acht Treffer auch noch gegen 1860, beim Spiel, das Alexander Schmidt den Job kostete.
Auch dessen Nachfolger Friedhelm Funkel hat es noch nicht geschafft, der Mannschaft die Tor-Allergie auszutreiben. Seine Bilanz: Fünf Partien (inklusive dem Pokalspiel gegen Dortmund), drei Tore, vier Gegentreffer (plus zwei in der Verlängerung gegen Dortmund), fünf Punkte. Ausbaufähig. „Sicher bin ich mit der Torausbeute bei der Qualität der Mannschaft nicht zufrieden. Daran werden wir arbeiten“, sagte Funkel, der es aber vermied, den Stab über seine Spieler zu brechen. „Wir haben ein anderes Gesicht gezeigt als gegen Lautern“, sagte er. Stürmer Benny Lauth, der vier hochkarätige Chancen vergeben hatte gegen Cottbus, fehle zudem derzeit „einfach das Quäntchen Glück, das man braucht“, so Funkel.
Die Löwen hatten am Sonntag weit mehr Ballbesitz als Cottbus (62 Prozent), das ja, auch ein klares Chancenplus (22:10 Torschüsse), aber Keintorlöwen blieben sie eben doch.
Weil Lauth sich zwar immer wieder Szenenapplaus verdiente, aber eben entweder Cottbus-Keeper Robert Almer anschoss (36.), den Ball übers Tor köpfte (68.), ihn neben das Tor setzte (69.) oder Almer zu einer Weltklasse-Rettungstat herausforderte (80.). „Es gibt so Tage, da will der Ball nicht rein“, sagte Lauth, für den sich das 0:0 direkt nach dem Spiel „wie eine Niederlage“ anfühlte. Aber immerhin habe man diesmal die Gelegenheiten ausgelassen. „Es gab ja schon Spiele, bei denen wir gar keine Chancen hatten“, sagte er.
Entweder sie treffen nicht, oder sie erarbeiten sich gar keine Chancen. Das ist die bittere Realität beim TSV 1860 in dieser Spielzeit.
„Wir müssen mehr aus unseren Möglichkeiten machen“, mäkelte Funkel, „wir müssen mehr Tore erzielen. Aber die Kreativspieler wachsen nicht auf den Bäumen.“ Und einen, den sie hatten, haben sie verkauft: Daniel Halfar, der im Sommer aus Geldnot für 250<TH>000 Euro nach Köln transferiert wurde – und dort auftrumpft. Es wird spannend zu sehen sein, ob Sportchef Florian Hinterberger im Winter, sollte Investor Hasan Ismaik seine Schatulle wieder öffnen, adäquaten Ersatz für eine ähnliche Summe finden kann. Dass der Kader in der derzeitigen Verfassung nicht für gehobene Ansprüche taugt, liegt auf der Hand. Doch Funkel traut seiner Mannschaft noch den Umbruch zu. „Es liegt an den Spielern, ob wir noch was machen müssen“, sagte er. „Wenn sie Leistung bringen in den nächsten Wochen, dann muss man auch nicht umbauen.“