Die Insolvenz ist abgewendet!
Die Insolvenz ist abgewendet! Die Gehälter sind angewiesen, die DFL-Auflagen erfüllt! Nun basteln die Löwen an einer nachhaltigen Lösung – viel spricht für den Einstieg des arabischen Investors.
München - Das nennt sich dann wohl eine Punktlandung. „Ich werde die Gehälter jetzt anweisen“, sagte 1860-Geschäftsführer Robert Schäfer am Freitag um 16.05 Uhr der AZ. Die drohende Insolvenz des Klubs ist damit vom Tisch. Auch die Auflagen der DFL – eine Bankbürgschaft in Höhe von 1,75 Millionen Euro für die Gehälter bis Saisonende konnte – mit Hilfe einer der Hausbanken – erbracht werden. „Natürlich muss die DFL die Bürgschaft noch akzeptieren“, sagte Schäfer. Punktabzüge sind also noch möglich, aber wesentlich unwahrscheinlicher als noch mittags befürchtet. Da galten diese intern bei 1860 schon als verschmerzbares Übel, so sehr standen die Verhandlungen zwischenzeitlich auf der Kippe.
Das drohende Aus konnte nachmittags aber schließlich abgewendet werden. Endgültig gerettet ist 1860 aber noch nicht. Denn noch sind die Verhandlungen über die große Bankenlösung ohne Ergebnis. Mittlerweile scheint eine Einigung da auch unwahrscheinlich.
„Äußerst viel versprechend“ liefen dagegen die Verhandlungen mit dem interessierten Investor, wie einer, der mit am Verhandlungstisch sitzt, der AZ sagte. Allerdings möchte der Geschäftsmann aus dem Morgenland erst einmal eine Betriebsprüfung durchführen lassen, ehe er zusagt. Dies spricht für dessen Seriosität, nimmt aber Zeit in Anspruch, die 1860 eigentlich nicht mehr hat. Doch auch dank der Hilfe des Arabers könnte Schäfer die Bürgschaft bekommen haben.
Als Sicherheit könnte nämlich auch eine nach AZ-Informationen bereits vorliegende grundsätzliche Absichtserklärung des Arabers gedient haben. Schäfer hat die Bemühungen um die Rettung somit in die Verlängerung gerettet. Aus den Löwen wird wohl der Turn- und Scheichverein 1860 – wie das wahrscheinliche Geschäft mit dem Investor funktionieren kann:
Was würde der arabische Investor übernehmen? Dem Vernehmen nach möchte der Geschäftsmann schrittweise die Anteilsmehrheit an der KGaA übernehmen und so nach und nach Geld nachschießen. Rund zwölf Millionen Euro sollen sofort fließen, später mehr. Im Gespräch sind mindestens 20 Millionen Euro. Dies wäre auch ohne Tricks möglich. Die in Deutschland geltende 50 + 1 Regel der DFL, wonach ein Verein nur 49 Prozent seiner Anteile verkaufen darf, bezieht sich nur auf Stimmen-Anteile (§ 8, Absatz 2 der DFL-Satzung), die Klubanteile sind außen vor. Bei 1860 gehören derzeit 100 Prozent der in der KGaA ausgegliederten Klubaktien dem Verein. Die Stimmenanteile aber liegen in der zwischen geschalteten Geschäftsführungs-GmbH, die derzeit ebenfalls zu 100 Prozent dem Verein gehört. Der Investor könnte also nahezu 100 Prozent der KGaA übernehmen und maximal 49 Prozent der Stimmenanteile der Geschäftsführungs GmbH.
Welche Motivation hat der Investor? Dem Vernehmen nach möchte der Geschäftsmann 1860 nutzen, um seine wirtschaftlichen Kontakte in Deutschland auszubauen. „München hat in der gesamten Region einen sehr guten Ruf. In München würden viele Araber gerne Geschäfte machen“, sagt Tilman Engel von der Sportberatungsfirma „SBC International.“ Engel war zwei Jahre lang Direktor der damals neu gegründeten katarischen Profiliga und kennt die Region bestens. Die Löwen könnten für den Investor ein willkommener Anlass sein, um öfter in Europa zu sein. Engel: „In der Regel geht es den arabischen Investoren um ein nachhaltiges Geschäft und nicht darum, die Anteile bald wieder abzustoßen.“
Kann 1860 bei einem Verkauf seine Identität retten? „Im arabischen Raum sind Werte wie Tradition und Ehre sehr wichtig“, sagt Engel, „darum sind sie in der Regel sehr daran interessiert, auch die Gepflogenheiten der Regionen und Unternehmen kennen zu lernen. Sie achten Tradition.“ Wichtig sei aber, dass das Investment keine „negativen gesellschaftlichen Auswirkungen“ haben dürften. Der Investor will sich nicht schämen müssen für die Löwen.
Lesen Sie hier die Presse-Mitteilung der Löwen im Wortlaut:
Der TSV 1860 München musste bis zum heutigen Freitag, 1. April, weitere Auflagen bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) für die Saison 2010/2011 nachweisen. Dies hatten Geschäftsführer Robert Schäfer und Präsident Dieter Schneider vor zwei Wochen beim Heimspiel gegen den Karlsruher SC erklärt. Heute nahm der 35-Jährige noch einmal Stellung zur wirtschaftlichen Situation des TSV 1860 München:
„Wir haben die Unterlagen zur Auflagenerfüllung fristgerecht eingereicht. Zudem sind die Gehälter für den Monat März angewiesen. Somit können die Gespräche zum Abschluss einer tragfähigen Gesamtlösung zu Ende geführt werden.“