Die halbe Rettung

In letzter Minute hat 1860 die Insolvenz abgewendet. Nicolai Schwarzer und die Hausbank halfen den Löwen dabei, die Gehälter zu zahlen und die DFL-Auflagen erfüllen zu können
von  Filippo Cataldo
Löwen-Präsident Dieter Schneider.
Löwen-Präsident Dieter Schneider. © sampics

In letzter Minute hat 1860 die Insolvenz abgewendet. Nicolai Schwarzer und die Hausbank halfen den Löwen dabei, die Gehälter zu zahlen und die DFL-Auflagen erfüllen zu können

München - Die Zigarette danach war halb ausgeraucht, als Dieter Schneider sich auch noch auf den Steinlöwen am Rand der Löwenstüberl-Terasse setzen musste. Jeder „große 1860-Präsident“ sei schließlich schon an jenem Steinlöwen fotografiert worden, warb der Fotograf. Doch so abgekämpft wie Schneider hatten die Vorgänger dabei nicht ausgesehen. Und so gelöst waren sie auch nicht gewesen.

Gut 90 Minuten waren vergangen seit jenem erlösenden Anruf von der Hausbank – wahrscheinlich war es also schon die vierte oder fünfte Zigarette danach, die Schneider jetzt ausdrückte, um auf dem Steinlöwen zu posieren. Kurz vor 16 Uhr jedenfalls, kurz vor Geschäftsschluss also, aber absolut pünktlich, erhielten Schneider und Geschäftsführer Robert Schäfer die Erfolgsmeldungen: Ja, die Bürgschaft stehe und werde von der Bank akzeptiert. Ja, die von der DFL bis Freitag eingeforderte Sicherheit über 1,7 Millionen Euro werde erbracht. Und ja, die Löwen könnten jetzt die März-Gehälter anweisen.

In letzter Minute wendeten die Löwen am Freitag so weitere Sanktionen vom Ligaverband, und, viel wichtiger noch, die drohende Insolvenz ab. „Wenn das heute nicht geklappt hätte, dann wäre uns am Montag der Gang zum Insolvenzgericht wohl nicht erspart geblieben“, sagte Schneider, längst wieder rauchend, der AZ.
Nun haben sie sich wieder Zeit verschafft. Der TSV 1860 ist noch nicht gerettet, noch immer fehlen 1,7 Millionen Euro, um die Saison zu Ende spielen zu können. Nachwievor fehlen außerdem vier Millionen Euro für die kommende Spielzeit. Die wochenlang betriebene Bankenlösung steht außerdem kurz davor, endgültig zu platzen. Den halben Freitag tagten Schäfer und Schneider mit jenen Kreditinstituten, die das zwölf Millionen Euro schwere Rettungspaket stemmen sollten. Der Durchbruch gelang abermals nicht. Die Löwen hätten „wesentliche Hausaufgaben“ nicht erledigt, zitiert die „SZ“ einen Beteiligten. Zusagen von Geldgebern und Sicherheiten würden demnach fehlen.

Schwarzer verschaffte die Luft zum Atmen

Trotzdem haben die Löwen an diesem Freitag gefühlt zumindest die halbe Rettung geschafft. Die Gespräche mit dem Investor aus Abu Dhabi nämlich verlaufen äußerst viel versprechend. „Wir haben nun eine saubere Zwischenfinanzierung und genug Zeit, um unser tragfähiges Konzept umzusetzen“, sagte Schäfer.

Diese Zeit verschaffte den Löwen maßgeblich ein alter Bekannter. Nicolai Schwarzer bürgt bei der Hausbank für die kurzfristigen Not-Kredite. Der Berliner Immobilienunternehmer und Spielerberater, dem die Löwen schon zwei Millionen Euro schulden, war – wie die AZ berichtete – eigentlich als Bürge vorgesehen, um doch noch die Bankenlösung zu realisieren. Nun sprang er auch so ein. Schwarzer bestätigte dies der AZ. „Ich habe immer gesagt, dass sich der Verein auf mich verlassen kann“, sagte Schwarzer. Er habe den „Glauben an das Konzept, die Struktur und die handelnden Personen nicht verloren.“ Er hoffe, dass „von meiner Hilfe in letzter Sekunde, eine Initialzündung ausgeht“ und noch zögernde Gesprächspartner nun „eine langfristige, abschließende Rettung des TSV 1860 unterstützen“ würden. Allerdings verhehlt Schwarzer auch nicht, dass seine neuerliche Hilfe auch der Sicherung seiner bestehenden Einlagen diene. Dem Vernehmen nach will und soll Schwarzer nach einem möglichen Verkauf an den arabischen Investor komplett ausbezahlt werden.

Neben der Abwendung der Insolvenz verbuchten die Löwen am Freitag offenbar sogar noch einen weiteren Erfolg: Es scheint ein neuer Hauptsponsor gefunden. Der Wettanbieter Bet3000 soll laut „SZ“ für die kommenden drei Jahre – Lizenzerteilung vorausgesetzt – auf der Löwen-Brust werben und mindestens 1,5 Millionen Euro pro Jahr zahlen. Sogar unterschriftsreife Verträge sollen schon vorliegen. „Wir sind ziemlich weit, was unser Engagement betrifft“, sagte Springer der "SZ". Das Geschäft sei „in der Not bei 1860 geboren worden“ Demnach hatten die Löwen erst am Donnerstagabend Bet 3000 den Entwurf für den Sponsorvertrag zugeschickt, am Freitag seien nur noch wenige Details zu klären gewesen.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.