Die gelbe Invasion: Keine Angst vor Dynamo
Die Löwen erwarten 15 000 Dresdner beim Hochsicherheitsspiel. Der Oberrang wird wieder geöffnet, die Polizei verdoppelt ihr Aufgebot
MÜNCHEN Gegen Dynamo Dresden probieren es die Löwen mit zwei unterschiedlichen Taktiken. Auf dem Feld will 1860 den Ostklub schnell attackieren, so dass ihnen möglichst früh Tore gelingen. So wollen sie verhindern, was angesichts der bis zu 15000 erwarteten Gästefans droht. „Das könnte zum Auswärtsspiel werden”, fürchtet etwa Coach Reiner Maurer. Dabei machen sich die Löwen-Bosse weniger Sorgen um den sportlichen Erfolg gegen den Aufsteiger – vielmehr fürchten sie ein unschönes Auftreten der Dynamo-Horde.
Nach dem letzten Zusammentreffen vor sechs Jahren etwa überfielen einige der 20000 Dresden-Anhänger einige Autobahn-Raststätten, warfen in der Arena mit Sitzschalen, schütteten Unbeteiligten ihr Bier über und pinkelten angeblich sogar von den Rängen. Auch diese Saison sind Dresdner schon wieder auffällig geworden - erst am Montag nach dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt gab es wilde Randale, Verletzte und mehrere Festnahmen. 1100 Polizisten mussten für Ruhe sorgen.
Damit sich solch unschönen Szenen in München nicht wiederholen, verfolgt 1860 gegen Dresden eine klare Sicherheits-Taktik.
Der erst beim letzten Heimspiel zum ersten Mal abgehängte Oberrang wird am Sonntag wieder geöffnet – für die Gästefans. Zudem soll es auf den unteren Rängen Pufferblocks zwischen Dynamo- und Löwen-Fans geben. „Wir wissen um die Brisanz und die Gefahr”, sagt Geschäftsführer Robert Schäfer, „aber wir haben keine Angst.”
Dynamos Fanbeauftragter hatte 1860 zwar in einem Brief geraten, ausreichend Essen und Trinken bereit zu halten, da die Dynamo-Fans hungrig und durstig seien. Doch weil die Partie vom DFB als Hochrisikospiel eingestuft wurde, gibt’s im Stadion nur alkoholreduziertes Bier.
„Ganz egal was passieren wird, wir sind bestens aufgestellt”, sagt Klaus Röschinger, der Leiter der Szenekundigen Beamten der Münchner Polizei. Rund 400 statt der sonst üblichen 200 Polizisten stehen bereit. „Die Situation ist ganz besonders, nicht mal bei Bayern-Heimspielen kommen so viele Auswärtsfans”, betont Röschinger. Zudem sei unklar, wie viele Dynamo-Anhänger tatsächlich kommen werden. Auch Dynamo-Fanchef Jan Männig sagt nur: „Wir haben alle Tickets verkauft.” Andere wollen lieber nicht zitiert werden – auch bei den Löwen hält man sich mit Aussagen lieber mal zurück.
Stadionsprecher Stefan Schneider dagegen sagt mutig: „Ich hoffe, die Dresdner benehmen sich wie richtige Fußballfans. Außerdem wollen die ja später noch auf die Wiesn. Und so ein Volksfestbesuch kann bei schlechtem Benehmen schneller vorbei sein als man denkt.” Und in der Arena? „Da wird’s kein Heimspiel, sondern ein Heimfest. Die Löwen-Fans lassen sich die Atmosphäre nicht klauen”, sagt Schneider.