"Die Fans mögen einfach meinen Stil"

Eigentlich wollten die Löwen Stürmer Rakic längst verkauft haben – nun darf er zumindest bis zum Ende der Saison bleiben. Jetzt spielt er sogar bei Coach Maurer wieder eine Rolle
München - Djordje Rakic fliegt wieder. Aber nicht – wie lange aus Finanzgründen im Raum stand – aus der Mannschaft, nicht aus dem Verein, sondern auf dem Platz. Im Training hechtet er in jede Flanke, dass seine lange Mähne nur so zu Berge steht. Er ist wieder voller Energie.
Dabei ist es noch gar nicht lange her, dass die Nummer 9 der Löwen am Boden war. „Ich habe die schwerste Phase in meiner Karriere hinter mir”, sagt er mit ernster Miene. Der 25-jährige Serbe, dessen Vertrag bis Sommer 2012 läuft, war bei 1860 auf dem Abstellgleis. Er sollte angesichts der Finanz-Nöte der Löwen meistbietend verkauft werden. Doch es fand sich einfach kein Abnehmer für den 1,88 Meter großen Stürmer. Rakic sagt dazu: „Ich wollte nie weg, das habe ich auch immer gesagt. Ich bin hier sehr glücklich.”
Besonders glücklich war Rakic wohl, als am 31. August der Zeiger Mitternacht überschritten hatte: Die Transferperiode war beendet und ein Wechsel nicht mehr möglich. Auch wenn die klammen Löwen ihren Stürmer, wie auch seinen Kumpel Antonio Rukavina, nur zu gern verkauft hätten. „Das war ein rein wirtschaftliches Thema, nie ein sportliches”, sagt 1860-Sportdirektor Florian Hinterberger. Aber man habe „für beide Seiten keine Lösung gefunden”. Im Januar, wenn sich das Transferfenster wieder öffnet, wird Rakic nicht mehr zittern: „Er wird im Winter nicht verkauft”, sagt Hinterberger.
Die Löwen-Fans wird das mehr Freude als vieles andere. Bei ihnen ist der Anfang 2010 von Red Bull Salzburg gekommene Rakic echter Kult. Sie lieben ihren Djordje. Am und um das Trainingsgelände hängen an unzähligen Ampeln und Laternen Aufkleber mit der Aufschrift: „Rakic muss bleiben!” Den so sehr Geliebten freut das unheimlich. „Wahrscheinlich mögen sie einfach meinen Stil”, sagt Rakic und lächelt. Seine Fans dürfen sich noch auf einige Großtaten des wuchtigen Stürmers Freude: „Ich schulde ihnen noch viel. Sie haben mich auch in den härtesten Zeiten immer toll unterstützt.”
Aus den harten Zeiten ist Rakic mit viel Arbeit rausgekommen. Er legte jede Menge Zusatzschichten ein, um sich wieder für die erste Elf zu empfehlen. „Natürlich trainiere ich sehr viel. Ich bin süchtig nach Fußball.” Der Lohn der harten Arbeit: Am 8. Spieltag durfte er beim 4:0 gegen den FSV Frankfurt nach langer Zeit wieder einmal aufs Feld, nachdem Löwen-Coach Reiner Maurer zuvor Manuel Schäffler für Stürmerposition drei bevorzugt hatte. Rakic belohnte sich mit dem Assist zum 4:0 – er lieferte die Flanke zum Eigentor. Trainer Maurer belohnte den einstmals Aussortierten wiederum mit einem weiteren Einsatz. Bei der 0:2-Pleite in Fürth spielte Rakic 22 Minuten.
Endgültig festlegen will sich Maurer aber nicht, wer hinter Kevin Volland und Benny Lauth der erste Ersatz ist. „Die Unterschiede zwischen beiden sind klein. Für Djordje spricht die Erfahrung”, sagt Maurer, der auch die professionelle Einstellung von Rakic lobt: „Er bringt sich gut ein. Aber das verlangen wir auch von ihm, er ist Profi.”
Rakic hört diese Worte sicher gern, nach zwei Spielen Ansprüche zu stellen, liegt ihm aber fern. „Es ist schön, dass ich wieder spiele, aber ich brauche noch Zeit”, sagt er.
Für den Trainer gebe es angesichts der Leistungen von Lauth und Volland auch keinen Anlass, etwas zu ändern. „Ich muss mich beweisen, aber ich kann warten, ich bin geduldig”, sagt Rakic. Vielleicht kommt seine Chance, wenn Kevin Volland 1860 im Januar in Richtung Hoffenheim verlassen sollte. Sportdirektor Hinterberger ist sich keinesfalls sicher, ob die Löwen im Fall eines Volland-Wechsels im Angriff nachlegen: „Ob wir das versuchen, wird sich zeigen.” Rakic kann das egal sein, er hat gezeigt, dass er sich trotz aller Probleme behaupten kann. Zur großen Freude der Fans fliegt Djordje wieder.