Die blauen "Weltmeister"
Wunder vom Tivoli: Nach 0:2 noch 3:2! Die Löwen drehen in nur sieben Minuten das Pokalspiel in Aachen. 1860 triumphiert - und Ziffzer gibt einen aus.
AACHEN Und dann kam dieser Moment, als der Jubel einfach keine Grenzen mehr kannte. Torhüter Michael Hofmann sprintete aus seinem Tor, rannte in die Arme von Fabian Johnson. Und dann stürmten auch alle anderen auf ihn los, ein riesiges Jubelknäuel. Die Löwen gröhlten vor Freude – und mit ihnen taten es die mitgereisten Fans.
Die Löwen schienen chancenlos
Dieser 3:2-Sieg am Dienstagabend am Tivoli in Aachen war mehr als nur ein Pokalfight. Es war ein „grandioses Spiel von uns“, wie Manager Stefan Reuter feststellte. Reuter, sonst doch eher von zurückhaltendem Naturell, übertrieb nicht. 0:2 waren die Löwen hinten gelegen gegen Aachen. Bis zur 83. Minute. Vor allem in Halbzeit eins hatten sie reihenweise Chancen ausgelassen, Stürmer Mucki Kucukovic hatte es sogar fertig gebracht, zwei Mal aus kürzester Distanz am leeren Tor vorbeizuköpfen. Zauberlehrling Timo Gebhart hatte sich immer wieder festgetanzt in der gut gestaffelten Abwehr der Aachener, und Kapitän Danny Schwarz hatte Freistöße auf fast schon amateurhafte Weise ins Nichts gespielt. Kurz: Die Löwen schienen chancenlos zu sein.
„Wir haben die ganze Zeit an uns geglaubt. Wir wussten, dass wir es noch schaffen können“, beteuerte hinterher allerdings Danny Schwarz. Wahrscheinlich waren sie die einzigen. Und doch schafften sie es. Den Löwen gelang das Unmögliche: Sie kamen tatsächlich zurück. Schwarz hämmerte in Minute 83 einen Schuss in die Maschen. Zwei Minuten später gelang dann nach einer ganz feinen Flanke von Daniel Bierofka sogar noch Kucukovic ein Tor. Und dann geschah das, was Geschäftsführer Stefan Ziffzer später zu einem ganz großen Vergleich trieb: Fabian Johnson traf eine Minute vor Schluss. „Das war wie bei den 54er Weltmeistern“, sagte also Ziffzer, „die lagen ja auch 0:2 hinten.“
In sieben Minuten das Spiel gedreht
Die Löwen und das Wunder vom Tivoli? Tatsächlich brauchten die Sechzger nur sieben Minuten, um das Spiel noch zu drehen. Ein Spiel, „in dem wir schon mausetot waren“, wie Schwarz bemerkte. Doch die Mausetoten wachten wieder auf. So sehr, dass sie sich nach dem Abpfiff lange in den Armen lagen und dann singend das Spielfeld verließen: „Was wollen wir trinken sieben Tage lang?“, sangen die Pokal-Helden auf dem Weg in die Kabine. „Egal was – ich gebe ihnen heute alles aus, was sie haben wollen“, meinte Ziffzer, in Finanzfragen sonst nicht gerade als großzügig bekannt. Eine Ausnahmesituation eben.
An diesem Abend hatten es sich die Pokal-Helden einfach verdient. Nicht nur, weil sie der Löwen-Kasse garantierte Einnahmen von rund 560.000 Euro für das Erreichen des Viertelfinales beschert haben. „Das war sensationell“, meinte Reuter. „Wir entwickeln uns langsam zu einer Pokalmannschaft. Wir brechen nicht mehr ein nach einer Niederlage, können uns auf den Punkt hin konzentrieren. Das ist grandios.“
Man könne „nicht einfach zur Tagesordnung übergehen nach so einem Sieg“, meinte Kapitän Danny Schwarz. „So etwas hat keiner von uns bisher erlebt.“ Recht so. Und Fortsetzung erwünscht.
So spielten sie
Aachen: Straub – Stehle, Klitzpera, Herzig, Leiwakabessy – Krontiris, Fiel, Lagerblom, Reghecampf (77. Plaßhenrich/89. Milchraum) – Ebbers (73. Polenz), Kolew.
1860: Hofmann (Note 2) – Johnson (2), S. Bender (5), Berhalter (4), Hoffmann (3) – Schwarz (3), L. Bender (3, 65. Pagenburg/ 4) – Wolff (4, 54. Holebas/3), Gebhart (3, 92. Baumgartlinger), Bierofka (2) – Kucukovic (4).
Schiedsrichter: Gagelmann (Bremen)
Zuschauer: 17 520
Tore: 1:0 Kolew (10.), 2:0 Ebbers (40.), 2:1 Schwarz (82.), 2:2 Kucukovic (85.), 2:3 Johnson (88.)
F. Cataldo