Die blauen Profiteure
München - Daniel Bierofka erinnert sich an diesen Satz noch ganz genau. Es sind gerade mal drei Monate vergangen, seitdem er ihn sprach – doch damals, Mitte November, hatte der Löwen-Antreiber im Mittelfeld die Nase gestrichen voll. Gerade hatten seine Sechzger fünf ihrer letzten sieben Spiele verloren, und weil nun bittere Tristesse angesagt war, beschloss er für sich: „Die Tabelle schaue ich mir nicht mehr an.“
Inzwischen aber ist viel passiert. Zum einen haben sich die Löwen zu einer Erfolgsserie aufgerafft und fünf der folgenden sechs Spiele gewonnen – zum anderen haben sich die Konkurrenten, die vorher uneinholbar davon zu ziehen drohten, einige Patzer erlaubt. Also klang Bierofka nun schon ganz anders, als er sagte: „Wir haben einen Lauf. Und jetzt sind wir in einer guten Lage. Wir müssen die Gunst der Stunde nutzen.“ Am Sonntag haben die Sechzger den Tabellenersten Düsseldorf zu Gast, und nachdem sich die Löwen das 1:1 der Fortuna gegen Eintracht Frankfurt am Montagabend im Fernsehen angesehen hatten, waren hoffnungsvolle Töne zu vernehmen. Bierofka erklärte: „Wenn wir da gewinnen, sind wir wieder voll dabei.“
Tatsächlich hatten die Löwen damals im November bereits 15 Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Düsseldorf – heute sind es zwar immer noch neun, doch 1860 hat ja nach dem Spielausfall von Aue eine Partie weniger auf dem Konto. Kein Wunder, dass Verteidiger Stefan Buck meinte: „Wir haben einen klaren Aufwärtstrend. Wir sind zwar nur Sechster, aber wir fühlen uns schon viel näher dran. Der Abstand ist immer noch groß, aber das kann sich ganz schnell ändern. Wir müssen einfach nur so weitermachen.“
Nachdem die Sechzger in der Hinrunde immer wieder auf die fast perfekte Bilanz der besten fünf Teams (Düsseldorf, Frankfurt, Fürth, St. Pauli, Paderborn) hinwiesen, sind sie nach den Patzern der Konkurrenten nicht nur Erster in der Rückrundentabelle – sondern auch die blauen Profiteure. Sportchef Florian Hinterberger: „Der Vorsprung der anderen bröckelt, wir sind da. Gegen Düsseldorf rechnen wir uns was aus.“
Zumal dann Ex-Löwe Sascha Rösler nach einem Zoff mit Eintracht-Trainer Armin Veh und einem folgenden Platzverweis fehlen wird. „Das ist gut für uns“, sagte Hinterberger, und Bierofka erkannte: „Ich hätte vor Sascha eh keine Angst gehabt. Er übertreibt halt manchmal, jetzt hat er sich selbst bestraft.“ Buck: „Er polarisiert und macht viel Theater. Das ist manchmal nicht einzuschätzen. Für uns ist es von Vorteil, wenn so ein cleverer Mann nicht dabei ist.“